Die chinesische Miao-Nationalität lebt hauptsächlich in den Provinzen Guizhou, Yunan und Hunan. Manche leben auch im Autonomen Gebiet Guangxi, in Provinzen Sichuan, Hubei und in der südlichen Inselprovinz Hainan. Es heißt, dass die Miao-Nationalität sich aus einem Stamm namens Jiuli, der vor über 5.000 Jahren am Mittel- und Unterlauf des Gelben Flusses lebte, herausgebildet hat. Später hat die Miao-Nationalität nicht nur fast ganz Südchina durchstreift, die Miaos sind auch ins Ausland gegangen. Heute leben viele Miao-Menschen in Vietnam, in Thailand, Laos und auch in einigen Ländern Europas und in Amerika.
Die Kleidung der Miao-Nationalität ist vielfältig und farbenprächtig. Die Miao-Frauen haben im Laufe der Zeit mehr als 100 verschiedene Trachten kreiert. Die traditionelle Festkleidung, die bis heute benutzt wird, ist am repräsentativsten. Auch beim Kopfschmuck ist die Auswahl groß. Die Alltagskleidung der Miao-Frauen besteht üblicherweise aus einem boden- oder knielangen Faltenrock, einer einreihig geknöpften, kurzen Jacke mit schmalen Ärmeln und großem Kragen und aus einem Kopftuch. Manchmal tragen die Frauen aber auch lange Hosen, die mit Borten verziert sind. Farblich herrscht blauschwarz, blau und weiß vor. Jeglicher Schmuck der Miao-Frauen ist aus Silber. Die Frauen sind für ihren wunderschön gearbeiteten, zum Teil üppigen Silberschmuck bekannt.
Verglichen mit der reichen Garderobe der Frauen kleiden sich die Miao-Männer relativ einfach. Sie tragen meist eine einreihig mittig oder links geknöpfte, kurze Jacke und eine lange Hose. Häufig tragen auch die Männer ein blauschwarzes Kopftuch. Um sich im Winter gegen die Kälte zu schützen, wickeln sich die Männer in manchen Regionen Gamaschen um die Unterschenkel.
Auch kulinarisch wissen die Miao einfache Dinge zu schätzen: Sie essen hauptsächlich Reis, Weizen und Mais. Und sie mögen es gern sauer. Sauerer Fisch ist beispielsweise eine traditionelle Spezialität der Miao-Bevölkerung. Dazu wird frischer Fisch zunächst gereinigt und ausgenommen. Dann streut man Salz und Chili-Pulver auf den Fisch. Mit einigen weiteren Zutaten legt man den Fisch daraufhin zwei bis drei Tage ein. Nach einigen Tagen gibt man noch Klebreispulver und Maispulver dazu. Schließlich schichtet man den Fisch, jeweils von einer eben geschilderten Pulverschicht getrennt, in einem Tontopf aufeinander. Zirka 15 Tage lässt man den Fisch so durchziehen, dann kann man ihn genießen.
Die Miao haben aber nicht nur eine eigene Esskultur, die haben auch spezielle Gebräuche, um eine Hochzeit zu feiern. Die Jugendlichen der Miao können ihren Partner selbst frei wählen. Meist lernen sie sich bei gesellschaftlichen Veranstaltungen wie Festen oder Marktagen kennen. Beim Kennenlernen spielt das Singen eine wichtige Rolle. Die Jugendlichen versuchen, das Herz der oder des anderen durch Gesang zu gewinnen. Wenn sich zwei junge Miao schließlich verliebt haben, schickt der Junge einen Ehevermittler zu seiner Angebeteten und bittet sie um ihre Hand.
Im Autonomen Gebiet der Zhuang-Nationalität Guangxi spielt der Junge für sein Mädchen auf dem Lusheng, einem Blasinstrument, um ihr eine Liebeserklärung zu machen. Um sein Anliegen zu verdeutlichen, schmückt der Musiker sein Instrument zu diesem Anlass mit einer schönen Wildhuhnfeder. Der Junge schwenkt das Lusheng so, dass er das Gesicht des Mädchens mit der Feder streicheln kann. Wenn das Mädchen die Gefühle des Jungen erwidert, nimmt sie die Feder vom Lusheng. Wenn das Mädchen keine Gefühle für den Jungen hegt, geht es weg und hört seiner Musik nicht weiter zu. Wenn sich zwei Miao im Kreis Chalangshao in der Provinz Yunnan gefunden haben, dann ziehen sie um Mittenacht in eine gemeinsame Wohnung. Sie tragen all ihre Möbel nach draußen und tanzen um die Möbel herum. Dazu musizieren sie mit verschiedenen Musikinstrumenten wie Lusheng und Suonua. Die Gastgeber stoßen nach dem musikalischen Teil auf ihre Gäste an. Dann bringen alle gemeinsam die Möbel in die neue Wohnung. Dort tanzen und singen sie erneut um die Möbel herum. Dieser Tanz hat einen speziellen Aufbau. Die Menschen stellen sich in verschiedenen Kreisen auf. In dem innersten Kreis stehen die Kinder, sie symbolisieren die Hoffnung und die Zukunft der Miao-Nationalität. Den zweiten Kreis bilden die Mädchen, sie stellen schöne Blumen dar. Im dritten Kreis stehen nur Jungen, sie repräsentieren die Stärke und Prosperität der Miao. Den äußersten Kreis bilden die Alten, was anzeigt, dass die Jugendlichen der Miao-Nationalität unter Anleitung und Pflege der Alten heranwachsen.
Die Jugendlichen Miao in Guangxi offenbaren ihre Gefühle für einander, indem sie sich gegenseitig auf die Füße treten. Nachdem die Jugendlichen auf traditionellen Festen durch Singen und Tanzen ihre Partner gefunden haben, tritt der Junge leicht auf den Fuß seines ausgewählten Mädchens. Wenn das Mädchen auch auf den Fuß des Jungen tritt, bedeutet das, dass das Mädchen den Jungen akzeptiert.
Die Miao-Nationalität hat noch eine Tradition, nämlich die Verteilung des Hühnerherzens. Wenn die Miao Besuche erhalten, gibt der Hausherr oder die ranghöchste Frau der Miao-Familie bei einer Mahlzeit dem Gast das Herz eines Huhnes oder einer Ente. Der Gast aber darf das Herz nicht allein herunterschlingen. Er sollte mit seinem Gastgeber teilen. Dies bedeutet, dass der Gast ein guter Freund der Miao ist und uneigennützig und hilfsbereit handelt.
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