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Die Qinghai-Tibet-Eisenbahn in China
   2006-08-14 09:39:11    cri
F: Herzlich willkommen zu unserem Fragenblock "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, heute möchten wir zuerst die Frage unseres Hörers Engelbert Borkner aus Hildesheim in Deutschland über die Qinghai-Tibet-Eisenbahnlinie beantworten. Herr Borkner schrieb uns vor kurzem in einem Brief:

M: "Liebe Freunde in Beijing, die Äußerungen des Direktors des staatlichen Tourismusamtes, die Qinghai-Tibet-Eisenbahnlinie zu einer klassischen Reiseroute auszubauen, finde ich sehr gut, denn ich kann mir vorstellen, dass die Eisenbahn durch sehr reizvolle Landschaften führt. Wie lang ist überhaupt die Strecke? Ist sie durchgehend elektrifiziert? Wie groß ist der Höhenunterschied vom Startort bis nach Tibet? Falls die Strecke für den Tourismus erschlossen wird, wie sieht es mit den Hotels an den jeweiligen Zielorten aus?"

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Borkner, die Qinghai-Tibet-Eisenbahn wurde am 1. Juli dieses Jahres für den Verkehr freigegeben. Dadurch kann man jetzt von Beijing aus durchgehend bis nach Lhasa fahren. Die Eröffnung der Qinghai-Tibet-Eisenbahn ist eines der heißen Themen der jüngsten Zeit, und das nicht nur in China, sondern in aller Welt. Heute möchten wir für Herrn Borkner und andere Hörer noch einmal schwerpunktmäßig über die Qinghai-Tibet-Eisenbahn berichten.

M: Ja. Liebe Hörer, wer früher nach Tibet reisen wollte, musste den Weg über die Straße wählen oder ein Flugzeug nehmen. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie ergibt sich nun für Touristen und Geschäftsleute eine schnelle und günstige Reisemöglichkeit. Zudem wird mit immensen Entwicklungschancen für die Provinz Qinghai und das Autonome Gebiet Tibet gerechnet.

F: Genau. Die Qinghai-Tibet-Eisenbahnlinie ist 1.956 km lang. Sie verbindet Xining, die Hauptstadt der Provinz Qinghai, im Osten mit Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet, im Westen. Damit ist die Qinghai-Tibet-Eisenbahnlinie die längste Hochlandeisenbahnlinie der Welt. Doch sie kann noch einen Rekord vorweisen. Sie ist nämlich auch die höchstgelegene Hochlandeisenbahnlinie der Welt. Rund 960 Kilometer Strecke liegen auf Höhen von mehr als 4000 m über dem Meeresspiegel. Den höchsten Punkt erreicht die Bahn am Tanggula-Gebirgspass auf 5072 Metern über dem Meeresspiegel.

M: Die Fertigstellung der Qinghai-Tibet-Eisenbahn wird sicherlich große Auswirkungen auf das Leben der Menschen in Tibet haben. Besonders die Wirtschaft und der Tourismus werden sich schnell entwickeln und der Lebensstandard wird sich dadurch deutlich erhöhen. Außerdem kann die Eisenbahnstrecke den Austausch zwischen dem Autonomen Gebiet Tibet und anderen Regionen Chinas und sogar der Welt intensivieren. Die tibetische Kultur kann weltweit bekannt gemacht werden.

F: Ja. Für den Tourismus wird die neue Zugverbindung eine besonders große Bedeutung haben. Das Qinghai-Tibet-Plateau kann Touristen viel bieten. Der Zug fährt an unzähligen wunderschönen Ecken des Landes, wie dem Qinghai-See, der Quelle des Jangtse, dem Qomolangma, dem Yarlungzangbo-Canyon, zahlreichen Gebirgen mit schneebedeckten Gipfeln sowie an einigen Naturschutzgebieten vorbei. Schon die Zugfahrt an sich ist ein unvergessliches Erlebnis.

M: Genau. Außerdem kann man in Tibet selbst den imposanten Potala-Palast, das Tashilumpo-Kloster und das südosttibetische Gebiet, das als subtropischer botanischer Garten bekannt ist, bewundern. All diese Sehenswürdigkeiten haben bereits unzählige Touristen aus dem In- und Ausland begeistert. Statistiken zufolge besuchen jährlich 20 Prozent mehr Menschen aus den anderen Landesteilen Chinas und der ganzen Welt Tibet. Man rechnet damit, dass es nach der Inbetriebnahme der Einsenbahnlinie bis ins Jahr 2010 jährlich 30 Prozent mehr Besucher sein werden. Das entspricht dann einer Zahl von 5,3 Millionen Touristen. Die Einnahmen aus dem Tourismus sollen 2010 etwa 6 Milliarden Yuan RMB betragen.

F: Ja. Das Qinghai-Tibet-Plateau bietet jedem Besucher seine ganz eigene Schönheit dar. Durch die Anpassung der Natur an die enorme Höhe und die niedrigen Temperaturen, hat sich hier oben ein einzigartiges Öko-System entwickelt. Seltene Pflanzen und Tiere leben hier, viele von ihnen sind bereits vom Aussterben bedroht. Auch deshalb muss das Plateau geschützt werden. Der Leiter des regionalen Amtes für Umweltschutz, das Tourismusamt und Vertreter der Qinghai-Tibet-Eisenbahn-Gesellschaft haben bereits erklärt, sie würden Maßnahmen ergreifen, um dieses natürliche Kleinod wirkungsvoll zu schützen und zu bewahren. Denn das Qinghai-Tibet-Plateau weist unvergleichliche und mannigfaltige Landschaften auf, Kilometer weit erstrecken sich Blumenteppiche über die sanften Hügel, dahinter ragen Gebirge auf, die Natur verzaubert, wohin das Auge reicht.

M: Ja. Schon bei der Planung, aber natürlich auch beim Bau und bei der Inbetriebnahme der neuen Bahnlinie wurden der Umweltschutz und die Bewahrung des Öko-Systems groß geschrieben. Man erwartet, dass aufgrund der neuen Zugverbindung täglich circa drei bis vier Tausend Menschen mehr nach Tibet reisen werden. Das bedeutet auch, dass all diese Menschen mehr Müll produzieren. Darum hat man sich ein geeignetes Konzept überlegt, um in dieser bewahrenswerten Natur kein Müllproblem entstehen zu lassen. Die Müllentsorgung entlang der Strecke wird streng kontrolliert.

F: Genau. Unsere Reporter vor Ort haben berichtet, dass es auf dem Plateau wenig Haltestellen gibt, um den Menschen gar nicht erst zuviel Gelegenheit zu geben, das sensible Ökosystem zu verschmutzen. Außerdem hat jeder Bahnhof eine Anlage zur Abwasserreinigung. Nachdem das Wasser in diesen Anlagen gemäß dem verbindlichen staatlichen Standard gereinigt worden ist, soll es zur Bewässerung der Grünanlagen rund um die Bahnhöfe verwendet werden. Alle Bahnhöfe nutzen nach Möglichkeit saubere Energien wie Solar- oder Windenergie. Jeglicher Müll, der während der Bauzeit anfiel oder nun durch den Bahnbetrieb entsteht, wird gesammelt und regelmäßig in die Müllentsorgungsanlagen der Städte verbracht, die nicht auf dem Plateau liegen.

M: Ja. Außerdem gibt es erstmals entlang einer chinesischen Eisenbahnstrecke mehrere Passagen für Wildtiere.

F: Ja, liebe Hörer, wenn nun immer mehr Touristen nach Tibet reisen, müssen die natürlich auch alle irgendwo übernachten. Das heißt, dass der Bedarf an Hotels steigt. Der Hongkonger Kaufmann Guo Yan plant Informationen zufolge bereits den Bau eines Fünfsternehotels neben dem Potala-Palast. Dafür will er 500 Millionen Yuan RMB investieren. Die Luxusherberge soll noch vor den Olympischen Spielen im Jahr 2008 fertig gestellt sein. Aber auch andere Orte in Tibet, die für Touristen interessant sein könnten, rüsten sich für den Ansturm und bauen neue Hotels.

M: Ja. Nun wollen wir etwas über den speziellen Zug sprechen, der auf der neuen Strecke verkehrt. Weltweit gibt es keinen Zug, der auf einem Hochland verkehrt, das mit dem Qinghai-Tibet-Plateau vergleichbar wäre. Daher konnte man sich auch bei der Entscheidung für den Zug an keinerlei Beispielen orientieren.

F: Ja, bisher hat es in der Welt keine derartige Eisenbahnlinie und natürlich auch keinen vergleichbaren Zug gegeben. Die Eisenbahnlinie ist nicht durchgehend elektrifiziert. Dennoch ist sie hochmodern und weltweit einzigartig. Für diese anspruchsvolle Strecke musste eine spezielle Diesellokomotive entwickelt werden. Sie heißt: "Xueyu Shenhao", zu Deutsch: Gott des Schneegebiets. Dabei wurden viele neue Technologien getestet, um festzustellen, ob sie auch unter den extremen Bedingungen auf dem Plateau eingesetzt werden können. Man erprobte die Leistungsfähigkeit, das Starten der Motoren, das Bremssystem, die Kälteresistenz, die Sicherheit, die Sauerstoffversorgung und vieles mehr. Die Fenster der Führerkabine sind mit einem UV-Schutz versehen. Außerdem sorgt eine Apparatur dafür, dass der Lokführer und der Schaffner kontinuierlich mit Sauerstoff versorgt werden.

M: Ja. Diese sehr leistungsstarke Diesellokomotive ist nun die modernste der Welt. Sie wurde von dem bekannten amerikanischen Konzern General Electric gebaut. Die Waggons werden von einem chinesischen Unternehmen hergestellt. Die neue Lokomotive kann auf dem Hochland sogar auf gefrorenem Boden noch eine Höchstgeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde erreichen. Das ist Weltrekord, jedenfalls in dieser Höhe und auf diesem Untergrund. Der Dieselverbrauch ist dabei relativ niedrig und somit ist auch die Luftverschmutzung gering. Jeder Zug ist mit zwei Sauerstoffversorgungssystemen ausgestattet. Das erste hält den Sauerstoffgehalt der Luft in den Waggons konstant auf etwa 23 Prozent. Das zweite dient zur individuellen Versorgung der Fahrgäste. Über eigene Sauerstoffschläuche können die Reisenden sich selbst mehr Sauerstoff zuführen, wenn sie das Bedürfnis dazu verspüren. Hierbei kommt dasselbe Prinzip zum Einsatz, wie bei den Sauerstoffmasken in einem Flugzeug.

F: Ja, im Jahr 2005 wurde bereits das nächste Projekt für die Strecke vom chinesischen Eisenbahnministerium genehmigt: die Elektrifizierung des zweiten Gleises auf der Strecke von Xining bis Golmud. Noch in diesem Jahr soll mit den Arbeiten begonnen werden. Bis 2008 soll das Projekt abgeschlossen sein.

M: Ja, soviel, liebe Hörer, zur Qinghai-Tibet-Eisenbahnlinie und zu den Fragen unseres Hörers Engelbert Borkner.

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