Die Sportart Wasserballspiel ist den meisten Chinesen eher fremd. Auch die chinesische Wasserballmannschaft ist daher wenig bekannt und kaum populär. Das will das Team bei den Olympischen Sommerspielen 2008 auf heimischem Boden grundlegend ändern, denn da China der Ausrichter der kommenden Spiele ist, ist die Wasserballmannschaft automatisch für das olympische Turnier qualifiziert. Diese einmalige Chance, um das Team und den Sport bekannt zu machen, will man nutzen.
Mannschaftskapitän Wang Tiesheng sagte uns vor kurzem: "Derzeit bereitet sich die chinesische Herrenwasserballmannschaft intensiv auf die Wettkämpfe der Weltliga vor, die bald in Yongzhou, in der Provinz Hunan, stattfinden werden. Unser nächstes Ziel ist, bei den Asien-Spielen im Dezember in Doha Goldmedaillen zu gewinnen. Gleichzeitig haben wir alle große Erwartungen und Hoffnungen für die Olympischen Sommerspiele in Beijing. Eine solche Chance bekommt man fast nie."
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts war die chinesische Herrenwasserballmannschaft das beste Team Asiens. Aber in den vergangenen Jahren ließen die Leistungen immer mehr nach und der Abstand zur Weltklasse wird immer größer. Experten meinen, das chinesische Wasserballteam sei ebenso weit von der Weltspitze entfernt wie die chinesische Herrenfußballmannschaft. Auch die Begeisterung für Wasserball in China ist nicht sehr groß.
Wang Tiesheng sagte, derzeit gibt es nur noch in Guangdong, Shanghai, Guangxi und Hunan Wasserballteams. Da das Spiel eher unpopulär ist, fällt es schwer, Sportler für die Nationalmannschaft zu finden. Aber auch niveauvolle Wettkämpfe innerhalb Chinas sind nur schwer zu realisieren. Das erklärt auch, warum das Niveau in dieser Sportart so gesunken ist. Anfang dieses Jahres wurde die chinesische Herrenwasserballmannschaft nun wieder zusammengestellt und ins Trainingslager nach Australien geschickt. Hier gab es auch etliche Testspiele. Ende Mai wurde der Kroate Dragan Martutinovic als Trainer engagiert, um eine professionellere Vorbereitung auf die Weltligawettkämpfe zu ermöglichen.
Einen Monat nach seinem Amtsantritt als chinesischer Nationaltrainer sagte Martutinovic: "Athletisch sind die chinesischen Wasserballer den europäischen Sportlern nicht unterlegen. Was ihnen fehlt, sind Gelegenheiten, Erfahrungen zu sammeln, vor allem gegen starke Teams und in großen Turnieren. Wasserballspiel ist in Europa eine Sportart mit einer langen Tradition. Dort gibt es seit langem ein professionell organisiertes Wettkampfsystem. Was die chinesische Mannschaft daher am nötigsten braucht, sind Spiele gegen starke europäische Teams. Das ist der einzige Weg, um die Leistungen deutlich zu verbessern."
Die Kroaten sind weltweit die führende Wasserballnation. Martutinovic selbst war vorher bereits Trainer in Spanien, Frankreich und Slowenien. Im Jahr 1992 holte er mit der spanischen Mannschaft die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. Im Vergleich zu den starken europäischen Teams sind asiatische Mannschaften deutlich schwächer. Für die Wasserball-Weltmeisterschaft im Juni hatten sich daher acht Teams aus Europa qualifiziert.
Bei den Wasserballwettkämpfen im Rahmen der Schwimm-Weltmeisterschaft im letzten Jahr in Kanada erreichte die chinesische Mannschaft von den 16 angetretenen Teams den letzten Platz. Dazu sagte der Mannschaftskapitän, Wang Tiesheng,: "Dank des Turniers bei der Schwimm-WM konnten wir eine klare Selbsteinschätzung gewinnen. Wir sehen es daher als noch größere Chance, automatisch für die Olympischen Sommerspiele 2008 qualifiziert zu sein und dort gegen die Weltspitze anzutreten. So können wir von diesen Teams lernen. Allein das ist ein Erfolg und gleichzeitig der einzige Weg für das chinesische Wasserballspiel, sich dem weltweiten Spitzenniveau Stück für Stück wieder anzunähern."
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