Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

InWEnt sieht in China einen guten Partner
   2006-07-14 13:59:42    cri

Kürzlich hatten wir Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Vertreter der deutschen Gesellschaft für Internationale Weiterbildung und Entwicklung (InWEnt) in China, Herrn Niels Albers. Welche Ziele er in China sieht und wie die Projekte konkret ablaufen, erfahren Sie in unserem Exklusivinterview:

CRI: Seit wann ist InWEnt in China präsent? Warum entschied sich InWEnt für den Gang nach China?

Albers: InWEnt ist eigentlich eine sehr junge Organisation. Sie wurde erst im Jahre 2002 gegründet. Die Gesellschaft entstand aus der Zusammenlegung zweier Organisationen. Diese beiden Organisationen waren schon seit über 25 Jahren in China aktiv. Wenn Sie mich fragen, wie lange InWEnt bereits Projekte abwickelt, dann heißt die Antwort erst seit 2002. Aber eigentlich begann das Engagement in China Anfang der 80er Jahre. Die beiden Organisationen, die heute als InWEnt zusammengefasst sind, hießen Carl-Duisberg-Gesellschaft und Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung. Manche Chinesen kennen bis heute nur diese beiden Namen.

Um die Frage zu beantworten, warum wir in China aktiv geworden sind, muss ich ein bisschen ausholen. Der Hauptgesellschafter von InWEnt ist die Bundesregierung, vertreten durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, das BMZ. Dieses Ministerium kümmert sich hauptsächlich um Entwicklungspolitik. Wir sind ein Auftragnehmer dieses Ministeriums. Daher arbeiten wir im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Unser Ziel ist, eine zukunftsfähige soziale, wirtschaftliche und ökologische Entwicklung zu ermöglichen. Gerade die Entwicklungsländer wollen wir dabei unterstützen, diese Ziele zu erreichen, und China ist nun mal eines der wichtigsten Entwicklungsländer. Deswegen sind wir hier und deswegen sind wir auch schon so lange hier, seit Anfang der 80er Jahre.

CRI: Können Sie Ihre Aktionsfelder hier in China einmal konkreter vorstellen? Sind alle chinesischen Provinzen in Ihr Kooperationsnetz einbezogen?

Albers: Wir arbeiten nicht in bestimmten Provinzen, sondern wir arbeiten in der Regel auf der Zentralebene, also auf der Ebene der Zentralregierung. Und die Teilnehmer unserer Weiterbildungsprojekte, die mit Hilfe unserer Partner auf der zentralen Ebene gefunden werden, stammen aus ganz China.

Unsere Aktionsfelder sind sehr breit gestreut und werden durch die deutsch-chinesischen Regierungsverhandlungen festgelegt. Diese bestimmen, welche Projekte durchgeführt werden sollen. Hauptsächlich geht es dabei um folgende Bereiche: Zum einen um die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung. Da geht es z.B. um die Entwicklung des Finanzsystems und um Veränderungen in der Währungspolitik. Es geht aber auch um Fragen des Verwaltungsrechts und um die Förderung von Berufsausbildungsmöglichkeiten. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Umweltschutz. Da sind wir im Bereich der regenerativen Energien und erneuerbaren Energien aktiv: Wir fördern zum Beispiel Windenergie und den städtischen Umweltschutz.

Als drittes Aufgabengebiet gibt es die Logistik und den Transport. Auf diese Arbeit sind wir ganz besonders stolz. Wir haben eine langjährige Kooperation mit dem Verkehrs- und Eisenbahnministerium. Schon seit über 20 Jahren bilden wir Fachkräfte für diesen Bereich aus, speziell für den Eisenbahn-Sektor. Dazu sind bestimmt mehrere 100 Ausbilder im Eisenbahnministerium und auch in den Provinzen und autonomen Gebieten, speziell in Qinghai und Tibet, im Einsatz. Das sind alles Personen, die ein Jahr Deutsch gelernt haben und dann ein ganzes Jahr in Deutschland ausgebildet wurden. So laufen diese Trainings bei uns ab. Aber es gibt auch Projekte mit einer sehr kurzen Laufzeit. Das richtet sich nach der Aufgabe, die wir zu lösen haben. Die Leute, die ein Jahr in Deutschland waren, nennen wir Alumni. Mit ihnen halten wir Kontakt und setzen sie für weitere Projekte ein.

CRI: Welche Projekte haben Sie bislang in China durchgeführt? Und welche chinesischen Institutionen haben sich daran beteiligt?

Albers: Das Bildungsministerium ist im Moment immer noch unser wichtigster und größter Partner. Weiter zu nennen sind das Eisenbahn- und Verkehrsministerium und die Staatsverwaltung für Umweltschutz. Das Handelsministerium ist für uns ebenfalls ein wichtiger Partner. Mit den Mitarbeitern des Handelsministeriums haben wir beispielsweise WTO-Trainingsprojekte gemacht. Weiterhin arbeiten wir gut mit der Bürgermeistervereinigung Chinas zusammen und das auch seit über 20 Jahren. Wir veranstalten ein- bis zweiwöchige Studienreisen nach Deutschland und bieten den chinesischen Bürgermeistern in diesem Rahmen die Gelegenheit, mit deutschen Kollegen zu sprechen. Es ist ein Training, aber auch ein Dialog. Daran sieht man, dass wir sehr großen Wert darauf legen, dass unsere Teilnehmer auch die Praxis erleben. Im Moment ist der städtische Umweltschutz unser Arbeitsschwerpunkt mit dieser Vereinigung.

CRI: Können Sie uns Ihre Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern beschreiben?

Albers: In China ist Zusammenarbeit wirklich das Zusammenwirken von gleichberechtigten Partnern. Das ist auch wichtig. Chinesische Partner sind gute Partner. Sie sind verlässlich, aber auch sehr anspruchsvoll. Das macht unsere Arbeit manchmal zu einer Herausforderung. Aber wie gesagt, es ist auch gut so, da wir eben eine wirklich gleichberechtigte Zusammenarbeit führen. Es ist nicht so, dass wir mit einem großen Aktenkoffer hier ankommen und da haben wir unsere fertigen Projekte drin und dann fragen wir unsere chinesischen Partner, habt Ihr Lust und Interesse? In der Regel ist es genau anders herum. Unsere chinesischen Partner machen uns Projektvorschläge, sagen uns, wo sie Bedarf sehen. Und dann entwickeln wir gemeinsam mit den Partnern unsere Programme. Auch in der Praxis und bei der Umsetzung habe ich, wie schon betont, durchweg gute Erfahrungen mit unseren chinesischen Partnern gemacht. Und ich denke, das wird auch in Zukunft so bleiben.

CRI: Welche sind Ihrer Meinung nach die Highlights der InWEnt-Programme in China?

Albers: Da stellen Sie mir jetzt eine sehr schwierige Frage. Also ich denke, was wir klar sagen können, ist, dass die Kooperation mit dem Bildungsministerium eine besondere Bedeutung hat. Wir haben innerhalb von drei Jahren weit über 1.000 Berufsschullehrer und Direktoren fortgebildet. Diese Personen haben alle an mehrwöchigen Trainingsprogrammen in Deutschland teilgenommen. Die Teilnehmer stammen aus vier verschiedenen Provinzen und haben auch nach ihrer Rückkehr über E-Learning-Module weiterhin die Gelegenheit, mit uns Kontakt zu halten.

Aber auch unsere Projekte im Bereich Windenergie sind sehr wichtig. Auch da sind wir schon seit einigen Jahren aktiv. In diesem Bereich veranlassen wir auch Kurzzeitmaßnahmen, zum Beispiel organisieren wir Delegationsreisen. Aber wichtiger ist, dass wir chinesische Ingenieure in Deutschland fortbilden. Dort lernen sie, wie man Windenergieanlagen plant, baut und betreibt. Auch dabei achten wir auf einen hohen Praxisanteil des Trainings. Die Teilnehmer nehmen nie nur an Seminaren teil, sie werden auf jeden Fall auch direkt in einer Firma oder in einer Organisation untergebracht, um in der Praxis zu lernen.

Ein weiteres Projekt möchte ich noch nennen, auch um Ihnen ein bisschen Bandbreite und die Entwicklungsrichtung unserer Arbeit in China aufzuzeigen. Das Projekt heißt im Englischen Managing Global Goverments. Es dient dem Aufbau der internationalen Zusammenarbeit. China wird ein immer bedeutenderer Partner in der globalen Zusammenarbeit. Und natürlich ist es aus deutscher Sicht wichtig, dass China auch in internationale Organisationen eingebunden wird und dort aktiv mitarbeitet. Daher werden wir sehr bald ein neues Programm durchführen, in dessen Rahmen Führungskräfte aus Ministerien für ein halbes Jahr nach Deutschland gehen, um dort an Seminaren teilzunehmen. Darüber hinaus werden die Teilnehmer aber auch eine Weile in internationalen Organisationen arbeiten, um dort Kontakte zu knüpfen, Netzwerke aufzubauen und die Arbeitsweisen der internationalen Organisationen kennen zu lernen. Sie sehen, es geht uns nicht nur um Weiterbildung, sondern auch um Netzwerkbildung. Das ist ein sehr wichtiger Ansatz, den wir eifrig verfolgen.

CRI: Welche Pläne haben Sie noch für die Zukunft?

Albers: Ich denke, dass wir viele Programme, die bisher sehr erfolgreich gelaufen sind, weiter führen werden. Entwicklungszusammenarbeit in China ist im Moment ein sehr dynamischer Prozess. Wir werden unser Möglichstes tun, mit diesen rasanten Veränderungen Schritt zu halten und mit den chinesischen Partnern gemeinsam sinnvolle, neue Projekte zu entwickeln. Es macht, wie gesagt, keinen Sinn, mit fertigen Projekten und fertigen Konzepten hierher zu kommen, sondern es macht nur Sinn, gemeinsam mit den chinesischen Partnern zu überlegen, wo die chinesische Seite Unterstützung braucht und wo Bedarf herrscht. Das fügt sich ja auch gut ein in den Rahmen, den wir gerade für unsere Arbeit definiert haben.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)