Eines Tages fragte Li Shimin Wei Zheng:"Wie kann man sich als Kaiser Klarheit über eine Frage verschaffen?" Wei Zheng antwortete:"Hört man beide Parteien an, kann man sich Klarheit verschaffen. Schenkt man nur einer Glauben, wird man im Dunkeln tappen." Wei Zheng nannte einige Beispiele. Er sagte:"Kaiser Yao und Shun hörten stets beide Seiten an, deshalb wussten sie, wer wirklich ein Verbrechen begangen hatte. Der Kaiser der Qin-Dynastie tat dies nicht und daher ging sein Reich mit ihm zugrunde."

Li Shimin schätzte Wei Zhengs Meinung sehr. Er nahm seine Regierungsaufgaben sehr ernst und das Land blühte. Wei Zheng übte weiterhin offenherzig Kritik und daher hatte Kaiser Li Shimin auch etwas Angst vor ihm. Als Li Shimin eines Tages mit einem Falken spielte, sah er Wei Zheng auf ihn zukommen. Er ahnte, dass Wei Zheng wieder an seinem Spiel Kritik üben würde. Deshalb versteckte er den Vogel in seinem Schoß. Er hatte den Falken aber leider so fest in seinen Schoß gedrückt, dass er nach Wei Zhengs Besuch erstickt war.

Als er an seinen Hof zurückgekehrt war, war Li Shimin sehr ärgerlich. Er sagte zur Kaiserin:"Ich werde eine Gelegenheit suchen, Wei Zheng zu töten." Als die Kaiserin das hörte, zog sie ihre Festtracht an und gratulierte dem Kaiser dazu, dass seine Majestät so weise sei, denn er habe Beamte wie Wei Zheng um sich, die offen Kritik üben dürften. Das könne nur ein wahrlich weiser Kaiser erlauben. Da ging dem Kaiser plötzlich ein Licht auf. Er strahlte glücklich und verwarf umgehend die Idee, Wei Zheng töten zu wollen.