Die wirtschaftliche Integration war alles andere als eine neue Option für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft in der Bohai-Bucht. Nur die Umsetzung kam leider schleppend voran. Pi Qiansheng, der Direktor des Verwaltungskomitees der neuen Küstenzone, führt die Hinauszögerung des Integrationsprozesses in erster Linie auf das sehr große Territorium an der Bohai-Bucht zurück. Die breit gestreuten Ballungszentren hätten seiner Ansicht nach die Heranbildung eines zentralen Wirtschaftsstandorts in dieser Region behindert. Trotz dieser Unzugänglichkeiten bestehen immer noch Hoffnungen. Man könne anhand der Erfahrungen aus der Wirtschaftszone Shenzhen und der Neuen Zone Pudong in Shanghai eine Branchen-Kette mit gegenseitig ergänzenden Wirtschaftszweigen bündeln, die dann sozusagen als Hebekraft des gesamten Wirtschaftswachstums anzusehen ist. Allerdings erfordere das ehrgeizige Ziel noch langjährige Bemühungen. Dazu sagte Pi Qiansheng:

"Im Vergleich zu der Neun Zone Pudong in Shanghai fehlt unserer Zone der im Aufbau befindlichen Branchenkette ein interner Binde-Mechanismus. Die sich daraus ergebene Dezentralisierung erschwert die Ankurbelung einer gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung der Region Beijing, Tianjin und der Provinz Hebei und der gesamten Bohai-Bucht-Region."

Nach der ursprünglichen Planung zielt der Aufbau der Neuen Küstenzone Tianjin darauf ab, schwerpunktmäßig auswärtige Hersteller anzuziehen und die vorhandenen Industriebranchen an die Küste zu verlagern und dadurch die Zone zu einer Produktionsbasis von zahlreichen Branchen zu entwickeln. Statistischen Angaben zufolge lag die Industrieproduktion in der neuen Küstenzone im vergangenen Jahr bei 399,7 Milliarden Yuan RMB, erreichte quasi fast das Niveau des Wertes von Pudong in Shanghai, das bei 424,1 Milliarden Yuan RMB lag. Allerdings konnte man feststellen, dass eine industrielle Entwicklung allein nicht ausreichte, einen zentralen Wirtschaftsstandort entlang der Bohai-Bucht heranzubilden, da der Dienstleistungssektor seit Jahren eine Schwachstelle in der regionalen Wirtschaft darstellt. Während der tertiäre Sektor 50 Prozent des Inlandsprodukts in der Neuen Zone Pudong bei Shanghai ausmacht, ist er in der neuen Küstenzone lediglich mit etwa 30 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen Erschöpfung beteiligt.

Nun aber befindet sich die Neue Küstenzone auf der Überholspur. Banken, Versicherungen und zahlreiche andere Dienstleistungsbranchen werden derzeit in der Region entlang der Bohai-Bucht tatkräftig gefördert mit dem Ziel, die lokale wirtschaftliche Struktur zu optimieren.

Wang Kai, Direktor der Abeilung für wirtschaftspolitische Forschung beim Verwaltungskomitee der neuen Küstenzone Tianjin, ist der Ansicht, dass die gesamte Entwicklung der Region in drei Phasen gegliedert werden muss. Erstens solle die gegenseitige Ergänzung zwischen Beijing und Tianjin gefördert werden. In der Phase zwei strebe man nach einer wirtschaftlichen Integration zwischen Beijing, Tianjin und der Provinz Hebei. Schließlich sollten die benachbarten Provinzen Shandong und Liaoning mit einbezogen werden:

"In diesem flächendeckenden Wirtschaftsstandort wollen wir ein Produktionszentrum, Handelszentrum, Seefahrtszentrum, sowie Zentren für moderne Dienstleistungen und Finanzen haben. Nur dann können wir tatsächlich die Rolle eines Wirtschaftszentrums spielen."

Geplant sind für das laufende Jahr in der Neuen Küstenzone Tianjin zehn große Industrieprojekte einschließlich des Aufbaus eines Textilindustrieparks, der Bau einer S-Bahn-Linie zwischen Beijing und Tianjin sowie einer zweiten Autobahn, die Beijjing mit Tianjin und Tanggu verbindet. Verwaltungskomitees-Chef Pi Qiansheng zeigte sich davon überzeugt, dass eine gemeinsame Entwicklung aller Branchen mit Sicherheit die wirtschaftliche Entwicklung entlang der Bohai-Bucht ankurbeln werde:

"Wir wollen dadurch ein Modell schaffen, das sich ausstrahlend auf benachbarte Regionen auswirken soll, von Tianjin über Nachbarregionen bis zur gesamten Region entlang der Bohai-Bucht."