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Moderne Sexualerziehung für chinesische Jugendliche
   2006-05-26 14:20:20    cri
Heute leben in China rund 300 Millionen Kinder und Jugendliche sowie ledige junge Leute. Während sich die Gesellschaft und Wirtschaft in China schnell entwickeln und sich der Lebensstandard der Bevölkerung ständig erhöht, kommen Kinder und Jugendliche immer früher in die Pubertät. Das Heiratsalter wird aber im Gegenteil dazu immer höher. Die ganze chinesische Gesellschaft sieht es nun als notwendig an, der Sexualerziehung der Jugendlichen und Kinder mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

In einem Klassenraum der Beijinger Mittelschule Nr. 171. gab der Lehrer gerade Unterricht für Gesundheit in der Pubertät. Er erzählte eine Geschichte:

"In unsere Beratungsstunde kam ein Mädchen. Sie besucht den 1. Jahrgang der Oberstufe einer Mittelschule. Nachdem sie einen netten Jungen, der in die gleiche Mittelschule geht, kennen gelernt hat, sind die beiden sehr oft zusammen. Das Mädchen fragt mich, ob es Liebe ist, was sie für den Jungen empfindet. "

Als die Schülerinnen und Schüler dies hörten, begannen sie leicht zu kichern.

Weiter erzählte der Lehrer:

"Dann fragte sie mich noch: 'Können Sie mir sagen, ob wir ewig zusammen bleiben können?'. Liebe Kommilitonen, was meinen Sie, können die beiden ständig zusammen bleiben?"

Als der Lehrer die Frage stellte, kehrt plötzlich Ruhe ein. Niemand gab eine Antwort.

Neben Beijing werden derartige Kurse auch in anderen Städten und in manchen ländlichen Regionen eingerichtet. Solche Themen sind dabei Hauptinhalt eines Programms der Chinesischen Gesellschaft für Familienplanung.

Im Vergleich zu dem traditionellen Schulunterricht für physiologische Gesundheit, wo sich die Schüler nur alleinseitige Kenntnisse über die Pubertät aneignen, legen die von der Gesellschaft organisierten Kurse mehr Wert auf Gefühle, Emotionen und auf die Psyche. Daher stoßen solche Kurse auf eine bessere Akzeptanz bei den Schülerinnen und Schülern.

In diesen Kursen erzählen Lehrer Geschichten. Die Schüler spielen Rollen in den Geschichten und diskutieren dann anschließend über diese Geschichten. Dabei wird ihnen geholfen, in physiologischer, psychischer und gesellschaftlicher Hinsicht die Pubertät zu erkennen. Auch ist es nichts Ungewöhnliches, Tipps in diesen Kursen zu erhalten, wie sie mit dem anderen Geschlecht zusammenkommen sollen. Ihnen wird zudem auch beigebracht, andere zu respektieren und sich selber gut unter Kontrolle zu haben. Die Lehrer sagen ihren Schülern, dass das Geschlecht einen Menschen lebenslang begleitet und dass man eine vorsichtige Haltung zum eigenen Geschlecht einnehmen soll. Zum Schluss des Unterrichts werden die Schüler auch gebeten, ihre Empfindungen durch die Zeichnung eines Bildes auszudrücken. Die 16-jährige Su Min interessiert sich stark für diese Kurse, bei denen Lehrer und Schüler sehr gut miteinander auskommen:

"Wir wurden sehr gut aufgeklärt, wie der normale Umgang zwischen Schülern und Schülerinnen erfolgen soll. Wir alle nehmen gerne an diesen Kursen teil, denn in diesen Kursen können wir uns sehr gut austauschen."

Der Umgang mit einem anderen Geschlecht ist dabei nur ein Teil der Pubertätskurse. Die Kurse beinhalten auch Themen wie Fortpflanzung und Empfängnisverhütung, Aids-Vorbeugung und sexuelles Verhalten. Für all diese Themen hat die Gesellschaft für Familienplanung zahlreiche Lehrmaterialien erarbeitet, Lehrer ausgesucht und ausgebildet. Um die Lehrqualität zu garantieren, haben sich alle Lehrer freiwillig gemeldet, auch die Ärzte und Psychoberater, die unterrichten, sind Freiwillige.

Die so genannten Pubertätskurse finden mittlerweile sehr großen Anklang .Nahezu 300 Schulen gehören sie heute zum Standardprogramm. Zum Beispiel wird in der Beijinger Mittelschule Nr. 54 pro Woche ein Pubertätskurs für den ersten und zweiten Jahrgang der Oberstufe durchgeführt. Die Schüler der Mittelschule haben eine eigene Webseite eröffnet. Darauf findet man nicht nur alle einschlägigen Kenntnisse über die Pubertät, sondern auch eine Rubrik, in der sich alle Kommilitonen austauschen können. Auch die Lehrer sind von dieser Website begeistert und unterstützen die Webseite, indem sie alle möglichen Fragen beantworten. Chen Hong, die zuständige Lehrerin für psychische Beratung an der Schule, ist zugleich Lehrerin der Pubertätskurse. Sie sagt, die Webseite, die von den Schülern selbst geschaffen wurde, spiegle ihre eigenen Ideen wider. Die Schule wird diese Webseite weiterhin tatkräftig unterstützen.

"Auch nach Schulabschluss dieser Schüler können Schüler der nächsten Jahrgänge die Webseite weiter betreiben. Wir haben noch unseren Schülerverband. Er wird an der Erneuerung und Pflege der Webseite mitwirken."

Neben den erwähnten Pubertätskursen hat die Gesellschaft für Familienplanung zudem auch eine Reihe Aktivitäten, die die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in der Pubertät fördern sollen, durchgeführt. Regierungsbeamte, Lehrer und Eltern der Schüler sind stets eingeladen, den Pubertätskursen beizuwohnen, damit sie die Bedeutung der Sexualerziehung besser kennen lernen. All dieses dient dazu, die Gesundheitserziehung im Bereich Geschlecht und Fortpflanzung unter den Jugendlichen stärker zu fördern und ein gutes Gesellschaftsumfeld zu schaffen. Die Generalsekretärin der Gesellschaft Li Yanqiu bilanzierte kurz die erfolgreichen ersten fünf Jahre seit der Umsetzung des Programms für die Gesundheitsaufklärung in der Pubertät:

"Durch die Ausbildung ist die Urteilsfähigkeit der Jugendlichen und Kinder in Projektregionen allgemein verstärkt worden. Stärker geworden ist auch ihre Aktivität bei der Suche nach Aufklärungen über Geschlecht und Fortpflanzung. Vorehelicher Geschlechtsverkehr, uneheliche Schwangerschaften und deren Unterbrechung haben abgenommen. Reduziert ist ebenfalls die Gefahr der Infektion von Aids und Geschlechtskrankheiten."

Eine Stichprobe in der südchinesischen Stadt Shenzhen hat gezeigt, dass die Rate des vorehelichen Geschlechtsverkehrs der Jugendlichen, die die Pubertätsausbildung erhalten haben, um etwa 11 Prozent gesunken ist. Auch die Rate der Schwangerschaftsunterbrechungen bei jungen Frauen ging um rund 5 Prozent zurück.

Laut Angaben wird das Programm zur Gesundheitsaufklärung in der Pubertät in Zukunft auf weitere Regionen Chinas ausgebreitet werden.

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