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Schluss mit angeordneten Blutspenden
   2006-05-19 14:27:46    cri
Die lokale Verwaltung der chinesischen Hauptstadt Beijing hat kürzlich bekanntgegeben, eine gesetzliche Vorschrift über planmäßig organisierte Blutspenden unter den Stadtbürgern zu annullieren. Die Arbeitgeber in Beijing werden nicht mehr aufgefordert, ihre Angestellten und Beschäftigten zu organisieren, ein gewisses Quantum Blut zu spenden. Das heißt, dass die 8 Jahre alte Vorschrift, die mehr oder weniger Blutspenden in Beijing diktierte, ersatzlos gestrichen wird. Aber warum? Nun, inzwischen ist es in Beijing so weit, dass immer mehr Beijinger Bürger bereit sind, freiwillig Blut zu spenden. Das Bewusstsein der Beijinger in dieser Hinsicht wurde in den letzten Jahren entsprechend geschärft.

Im Blutspendensaal des Roten-Kreuz-Blutzentrums der Stadt Beijing sieht man oft lange Warteschlangen. Beijinger Unternehmen und verschiedene Institutionen haben ihre Leute zum Blutspenden aufgefordert. Das Blutzentrum des Roten Kreuzes ist die größte Blutbank der Hauptstadt und für die Blutversorgung der vielen Krankenhäuser Beijings unersetzlich. Rund Dreiviertel der klinisch benötigten Blutmenge der ganzen Stadt kommt aus diesem Zentrum. Schon sehr lange ermutigte die lokale Verwaltung die Bürger Beijings, freiwillig ihr Blut zu spenden, um die Blutvorräte zu ergänzen. Zugleich fürchtete man aber, dass der medizinische Blutbedarf der Stadt allein durch freiwillige Blutspenden nicht gedeckt werden kann. So mussten Betriebe, Regierungsämter sowie Hochschulen nach gewissen Quoten genügende Menschen mobilisieren und organisieren, ihr Blut freiwillig zu spenden.

Diese Art und Weise der organisierten Blutspenden wird erst seit 1998 praktiziert. Vor 1998 wurde Blut in Beijing vor allem durch bezahlte Blutspenden angesammelt. Doch seit jenem Jahr sind bezahlte Blutspenden in China im Interesse der Sicherheit der medizinischen Blutversorgung gesetzlich verboten. Leider bestanden bei vielen Bürgern noch immer traditionelle Bedenken, Blut zu spenden, weil sie glaubten, dass Blutspenden der Gesundheit schade. Es gab also nicht allzu viele Chinesen, die freiwillig und kostenlos ihr Blut spenden mochten. Deshalb war es seinerzeit notwendig, eine lokale gesetzliche Vorschrift in Beijing auszuarbeiten, wonach Stadtbürger nach bestimmten Quoten Blut zu spenden hatten. Man bediente sich dabei der Arbeitgeber oder der Hochschulen und anderer Institutionen, die ihre Beschäftigten, Schüler oder Mitglieder anhalten mussten, dass sie sich "anzapfen" ließen, um die benötigten Blutvorräte zu sichern. Im Jahr 1998 kamen über 70 Prozent der Blutvorräte des Roten-Kreuz-Blutzentrums der Stadt aus derartigen organisierten Blutspendeaktionen.

Ma Guodong, Vize-Leiter des Zentrums, sagt uns, dass die Zahl der freiwilligen Blutspender im Vergleich zu vor acht Jahren deutlich zugenommen hat. Von daher sind die organisierten Blutspenden heute nicht mehr notwendig:

"Freiwillige Blutspenden machen derzeit 82,5 Prozent der Blutvorräte unseres Zentrums aus. Unser Ziel in diesem Jahr ist, dass 95 Prozent unserer Blutmenge von freiwilligen Blutspendern stammen sollen."

Laut Statistik nimmt freiwillig gespendetes Blut in Beijing Jahr für Jahr zu, wodurch die klinische Blutversorgung im Wesentlichen befriedigt wird. Aus diesem Grunde hat die lokale Verwaltung beschlossen, das System für planmäßige Blutspenden für beendet zu erklären.

In der Nähe von Xidan, einem Geschäftszentrum Beijings wird der Studentin Dai Jufeng gerade auf einem Blutspendewagen das Blut aus dem Arm entnommen. Sie befürwortet das Ende der angeordneten Blutspenden.

"Ich weiß, dass diese Vorschrift nunmehr annulliert worden ist. Das finde ich gut. Organisierte Blutspenden haben ihre Grenze. Bei freiwilligen unbezahlten Blutspenden aber ist das Engagement vieler Bürger höher. Ich sage zum Beispiel immer, wenn ich Zeit habe und die Gelegenheit sich bietet, werde ich bestimmt öfter Blut spenden. Über die Gesundheit mache ich mir keine Sorge. Es ist für mich sinnvoll, einen anderen durch meine Blutspende retten zu können."

Wie die Studentin befürworten viele, dass das System der organisierten Blutspenden abgeschafft wurde. Die meisten gehen davon aus, dass die Bereitschaft der Bürger zu freiwilligen Blutspenden so hoch ist, dass die Blutversorgung in Beijing dadurch sichergestellt ist. Die bisherige Praxis hatte etwas mit Befehl, Druck und Nötigung zu tun und scheint nun vielen unangebracht.

Doch es gibt auch nicht wenige, die Skepsis zeigen. Manche Menschen glauben, dass irgendwann einmal ein Engpass in der Blutversorgung Beijings entstehen könnte, das heißt, dass die Freiwilligkeit nachlässt. Derzeit bilden Studenten die Haupttruppen der freiwilligen Blutspender. Immer, wenn sie in den Ferien zum Besuch ihrer Eltern in ihre Heimatprovinzen fahren, gehen die angesammelten Blutmengen in Beijing zurück. In Jahreszeiten, wo es besonders warm oder kalt ist, gibt es auch Schwankungen in der Spendenbereitschaft. Manchmal herrscht regelrechter Mangel an Blutvorrat bei gewissen Blutgruppen. Dies macht einige Menschen nachdenklich - nachdenklich, ob allein Mitgefühl und Liebe der Menschen als Motor für die freiwilligen Blutspenden ausreichen.

Auf diese Frage eingehend erklärt die Vize-Leiterin des Gesundheitsamtes in Beijing, Deng Xiaohong:

"Die Annullierung der Vorschrift bedeutet nicht gleichzeitig, dass die Arbeitgeber von der Verantwortung des Blutspendens völlig freigestellt sind. Außer spontanen Blutspenden oder einzelnen freiwilligen Blutspendeaktionen sind Arbeitgeber auch weiterhin angehalten und verpflichtet, ihre Mitarbeiter zu freiwilligen Blutspenden aufzurufen. Der Unterschied ist jedoch, dass sie keine bestimmten Blutspendequoten mehr erfüllen müssen. Die Angestellten und Beschäftigten werden nach ausführlichen Aufklärungen ermutigt, ihre Namen bei den verschiedenen Blutentnahmestellen zu hinterlassen. Dann werden sie von Zeit zu Zeit zur Blutspende eingeladen."

Auf diese Weise werden 40.000 bis 50.000 freiwillige Blutspender registriert. Sobald es Anzeichen einer „Blutknappheit" gibt, werden die Freiwilligen sofort zum Blutspenden in das Rote-Kreuz-Blutzentrum aufgerufen.

Diese Vorgehensweise der Beijinger Verwaltung ist mittlerweile auch von dem chinesischen Gesundheitsministerium anerkannt worden. Die zuständige Beamtin im Gesundheitsministerium Yi Mei meint, dass das neue Blutspendenmodell in Beijing auch für die anderen Großstädte Chinas beispielhaft sei.

"Wenn es zum Beispiel zu akuten öffentlichen Gesundheitsnotfällen kommt oder sich große Naturkatastrophen ereignen, wird innerhalb von kürzester Zeit Blutreserven in großen Mengen benötigt. Unter diesen Umständen müssten wir einen Notstandsmechanismus starten und freiwillige Blutspenden organisieren und planen."

Wie Beijing hatten früher auch andere Städte wie Shenzhen im Süden, Harbin im Norden und Qingdao in Ostchina das System der so genannten organisierten Blutspenden durchgeführt, das schon längst nicht mehr besteht. Obwohl es also heute keine festgelegten Quoten für gespendetes Blut mehr gibt, hat die Bereitschaft der Menschen für Blutspenden nicht nachgelassen. Im Gegenteil. Es sind immer mehr Chinesen bereit, freiwillig Blut zu spenden.

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