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Hochschulaufnahmeprüfung - Feind der Qualitätsbildung?
   2006-04-28 10:34:35    cri
Interviews waren früher für Hochschulkandidaten in China noch recht unbekannt. Doch plötzlich ist das Wort in aller Munde, weil einige renommierte chinesische Universitäten, beispielsweise die Fudan-Universität und die Shanghaier Jiaotong-Universität, nunmehr durch Interviews anstatt wie früher durch schriftliche Standardprüfungen ihre Studenten auswählen. Diese Methode war bis dato völlig neu und löste ein starkes Echo aus. Dass Noten bei nationalen Standardprüfungen zum ersten Mal bei der Studentenaufnahme einzelner Hochschulen keine Rolle mehr spielen beziehungsweise dass überhaupt keine Aufnahmeprüfungen mehr stattfinden, setzt Menschen in China in großes Erstaunen. Viele sind erleichtert, viele aber auch völlig verzweifelt. Im folgenden widmen wir uns einmal der Reform der Studentenauswahl.

Noten, aber auch Listen, auf denen die Hochschulkandidaten ihre erwünschten Hochschulen und Fachrichtungen eintragen, bildeten die einzige Schwelle zum Studium in China. Oft verpassen Hochschulkandidaten wegen eines einzigen fehlenden Punktes oder aber auch wegen einer leichtfertigen Eintragung in die Wunschliste einen zum Greifen nahen Studienplatz.

Das allein auf Noten basierende Aufnahmemodell führe oft dazu, dass chinesische Schüler zu sehr auf das Streben nach Standardlösungen reflektiert sind, glaubt Yin Jie, der Vizerektor der Shanghaier Jiaotong-Universität. Jedoch liege die Triebkraft für Innovationen darin, recht neugierig zu sein und ständig zu fragen. Die Überbetonung der Standardlösungen sei wie ein Mörder der Innovationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Unter diesen Umständen würden sie also langsam zu Maschinen, die nur wissen, wie man die Prüfungsbögen ausfüllt.

Si Jianmin ist Vizerektor der Zhejiang-Universität. Nach seiner Ansicht ist zur Zeit zumindest eine von nationalen Standardprüfungen unabhängige Studentenaufnahme für Eliteuniversitäten des Landes unumwendbar. Die Schwerpunktuniversitäten sollten das Recht haben, Studenten, die der positiven Entwicklung der Universitäten zugute kommen, auszulesen. Dafür gebe es bereits gute Beispiele im Ausland. Viele erstklassige internationale Universitäten pflegen tatsächlich, Studenten unabhängig von Aufnahmeprüfungen aufzunehmen. Innovation ist gefragt. Si Jianmin erinnert zudem aber auch, dass unabhängige Studentenaufnahmen derzeit in China noch nicht großflächig praktiziert werden dürfen, weil die Entwicklung verschiedener Regionen doch sehr unausgewogen sei. In den wirtschaftlich relativ entwickelten Gebieten sei eine höhere Rate von Hochschulaufnahmen und ein höherer Zuverlässigkeitsgrad zu beobachten. Deshalb sei es nun höchste Zeit, Erfahrungen zu sammeln und unabhängige Hochschulaufnahmen in kleinerem Umfang zu erproben.

Die Aufnahme durch Prüfungen an Hochschulen steht nach Ansicht vieler Experten der Qualitätsbildung wie ein Stolperstein im Weg. Die Hochschulaufnahmeprüfungen seien an sich mangelhaft und liefen in gewissem Maße dem ursprünglichen Ziel der Qualitätsbildung zuwider, erklärt Hou Zixin, Rektor der Nankai-Universität. Obwohl die bisherigen nationalen Hochschulaufnahmeprüfungen den Kandidaten landesweit gleiche Chancen geboten und einen wichtigen Wendepunkt für viele, besonders diejenigen, die aus den Dörfern kommen, dargestellt haben, darf man die Nachteile aber auf keinen Fall ignorieren. Wie ein Taktstock für das ganze Ausbildungsmodell in China drängen die Hochschulaufnahmeprüfungen die Mittel- und Grundschulen auch dazu, an der prüfungsbedingten Ausbildung teilzunehmen. Die Konkurrenz unter den Prüfungskandidaten beginnt schon in Kindergärten, Grund- und Mittelschulen bis hin in die Oberstufe der Mittelschule kurz vor dem Studium und begleiten chinesische Kinder während der ganzen Kinder- und Jugendzeit. Deshalb ist die Qualitätsbildung in ein gewisses Dilemma geraten.

Experten schlagen vor, dass Hochschulaufnahmeprüfungen auf verschiedenen Ebenen veranstaltet werden sollen. Dazu gehören zum Beispiel die einheitliche nationale Hochschulaufnahmeprüfung, die Gemeinschaftsaufnahmeprüfung der Schwerpunktuniversitäten oder auch die regionale Hochschulaufnahmeprüfung. Der Prüfungskandidat kann dann an verschiedenen Prüfungen teilnehmen und sich um seine Hochschulaufnahme mit dem Prüfungsergebnis, das für ihn am aussichtsreichsten ist, bei verschiedenen Universitäten und Hochschulen bewerben. Verschiedene Hochschulen auf verschiedenen Ebenen können gemäß den Prüfungsleistungen und der gesamten Bewertung durch Schulen und Hochschulen dann selbst entscheiden, ob sie einen Kandidaten aufnehmen oder nicht. Ideal wäre es, dass Prüfungskandidaten gleichzeitig Aufnahmemitteilungen von verschiedenen Hochschulen erhalten, während die Hochschulen den Kandidaten auch verschiedene Chancen anbieten können. Eine Wahl der Bewerber und der Hochschulen wird dann automatisch entstehen.

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