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Lebensfürsorge in China - das Songtang-Krankenhaus für Lebensfürsorge
   2006-04-21 10:35:02    cri
Vielleicht wissen Sie nichts mit dem Wort "Lebensfürsorge" anzufangen. Dann stehen Sie natürlich wie ein Ochs vorm Berg, wenn Sie erfahren, dass es hier in Beijing ein Krankenhaus für "Lebensfürsorge" gibt. Diese Situation möchten wir ändern. Deshalb stellen wir Ihnen nun ein Krankenhaus für Lebensfürsorge vor, das Beijinger Songtang-Krankenhaus.

Lebensfürsorge bedeutet hier in China nichts anderes als Betreuung und Fürsorge für die Menschen, die unheilbar krank sind und bald sterben werden. Ziel ist, dass die Menschen in der letzten Phase ihres Lebens ihre Leiden und den nahenden Tod vergessen und relativ fröhlich und gelassen den letzten Weg ihres Lebens zurücklegen, kurz gesagt, dass sie der Welt würdevoll "ade" sagen können. Die Häuser, die sich den Sterbenden annehmen und ihnen sowohl medizinisch als auch psychologisch helfen, sind so genannte Krankenhäuser für Lebensfürsorge. In Deutschland nennt man solche Einrichtungen "Hospize".

Vorstellen möchten wir Ihnen das Songtang-Krankenhaus in Beijing. Wenn man das Gelände dieses Krankenhauses betritt, fallen einem Pavillons, Springbrunnen und Steinschnitzereien ins Auge. Es hat den Anschein, als hätte man einen öffentlichen Park betreten. In dem Hof versammeln sich Dutzende alter Leute. Einige von ihnen singen Opernarien, während andere Sport treiben. Es sind nicht die alten Leute, die man morgens in öffentlichen Parkanlagen sieht, wie sie sportlichen Aktivitäten nachgehen, sondern es sind ausnahmslos alte Menschen, die bald sterben werden.

Das Beijinger Songtang-Krankenhaus für Lebensfürsorge ist eine Krankenanstalt, die seit rund 20 Jahren existiert. Obwohl in dem Krankenhaus auch normale Krankheiten behandelt werden, liegt der Kern doch eher im Bereich Wohlfahrts- und Altersheim, in der Lebensfürsorge nämlich. Das Krankenhaus nimmt speziell die Patienten an, die von verschiedenen großen Krankenhäusern als "unheilbar krank" entlassen wurden. Hier im Songtang-Krankenhaus erwartet solche Kranken eine intensive medizinische Betreuung, aber auch menschliche Aufmerksamkeit und Hingabe, und das 24 Stunden am Tag. Derzeit befinden sich im Songtang-Krankenhaus mehr als 230 Patienten, natürlich überwiegend alte Leute.

Li Wei ist Präsident des Songtang-Krankenhauses. Er glaubt, dass Chinesen zwar traditionsgemäß ihre Eltern lieben und verehren und auch gehorsam ihre kranken Eltern pflegen. Irgendwann jedoch stoßen sie, insbesondere wenn die Eltern todkrank sind, an ihre Grenzen. Denn Kranke, die dem Tod ins Auge sehen, benötigen nicht nur die menschliche Betreuung. Vor diesem Hintergrund ist ein Krankenhaus für Lebensfürsorge von sehr großer Bedeutung.

"Als Kinder kann man die alten Leute nur gefühlsmäßig unterstützen. Aber allein das genügt für einen Sterbenskranken bei weitem nicht. Als Familienmitglieder sind die meisten Kinder Laien, was die Betreuung betrifft. Es fehlen erfahrene Ärzte und Psychologen, wenn der Tod in Sichtweite ist. Kinder können weder ein wissenschaftlich fundiertes Betreuungskonzept ausarbeiten, noch die alten Kranken psychisch behandeln. Deshalb stößt die Betreuung in der Familie oft an ihre Grenzen. Als ehrerbietiges Kind soll man die Anteilnahme und Hilfe der Gesellschaft für die alten Leute nicht ablehnen und die sterbenskranken Vater oder Mutter in unsere Obhut geben."

Das Songtang-Krankenhaus kann mit einer Reihe von Zahlen seine Bedeutung für die Gesellschaft darlegen. Mehr als 17.000 Patienten wurden hier stationär behandelt und haben hier den letzten Weg ihres Lebens zurückgelegt. Das durchschnittliche Alter der Kranken beträgt 82 Jahre. Der Älteste unter ihnen war 109 Jahre alt. Auch ist hier schon ein Baby im Alter von nicht mal einer Woche gestorben.

Aufgrund der Besonderheit seiner Patienten hat das Songtang-Krankenhaus seit Gründung ein allseitiges Betreuungssystem etabliert. Die Ärzte und Krankenschwestern sind den ganzen Tag über in vollem Einsatz. In jedem Krankenzimmer gibt es einen Betreuer, der den ganzen Tag über die sterbenden Patienten begleitet und pflegt. Frau Li, Oberschwester im Songtang-Krankenhaus erklärt:

"Unsere Betreuer müssen jeden Morgen um 5.00 bis 6.00 Uhr aufstehen. Sie sollen dann den alten Kranken dabei helfen, sich zu waschen, den Mund auszuspülen und zu essen. Danach dürfen die alten Leute, die sich noch bewegen können, nach draußen gehen und sich ertüchtigen. Diejenigen, die das Bett hüten müssen, werden von den Betreuern stündlich in eine andere Liegeposition gebettet und erhalten eine Rückenmassage..."

Bisher haben über 200 Hochschulen und soziale Organisationen langfristige Kontakte mit dem Songtang-Krankenhaus aufgenommen. Freiwillige dieser Hochschulen und Organisationen kommen oft in Freizeit hierher, unterhalten sich mit den Kranken und kümmern sich um sie.

In einem Krankenzimmer voller verschiedener Kunsthandwerke wie Papierkraniche und Sternchen wohnt Frau Li. Sie ist schon 91 Jahre alt und leidet seit mehreren Jahren an Krebs.

"Ich lebe hier schon eine sehr lange Zeit. Hier fühle ich mich wie zu Hause. Ich bin jetzt ein Mitglied der großen Familie Songtang. Alle anderen Leute hier behandeln mich sehr gut. Ich freue mich sehr, hier zu wohnen..."

Dies hat sie mir lächelnd gesagt. Dass sie sterbenskrank ist und kurz vor dem Tod steht, ist ihr nicht anzumerken. Ein wunschloses Lächeln ist auch an den Gesichtern der anderen Kranken hier zu sehen.

Heute gibt es in China schon über 130 Millionen alte Leute. Das macht 10 Prozent der gesamten Bevölkerung Chinas aus. Wie man zukünftig alte Leute, insbesondere diejenigen, die unheilbar krank sind und gründlicher Fürsorge vor ihrem Tod bedürfen, behandeln soll, ist derzeit zu einer Frage in der Gesellschaft geworden

Zur Zeit gibt es in China mehr als 100 Dienstleistungsunternehmen für Lebensfürsorge, darunter auch Krankenhäuser für Lebensfürsorge. Einige tausend Mitarbeiter widmen sich in diesen Institutionen den sterbenden Menschen. Darüber hinaus ist China aktiv dabei, Vereine für Lebensfürsorge zu gründen in der Hoffnung, dass entschieden mehr Menschen und die Gesellschaft ihre Aufmerksamkeit und Kraft dem Lebensfürsorgewesen zur Verfügung stellen.

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