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Chinesische Autohersteller streben nach selbständiger Entwicklung
   2006-04-19 11:35:43    cri
Die Automobilindustrie ist inzwischen eine tragende Säule der chinesischen Volkswirtschaft geworden. Zahlenmäßig rangiert China als weltweit drittgrößter Autoproduzent hinter den USA und Japan. Doch zahlreiche in China hergestellte Fahrzeuge tragen Marken ausländischer Konzerne. Es gibt noch sehr wenige chinesische Marken, die im internationalen Wettbewerb stehen. In den folgenden Minuten informieren wir Sie über die Bemühungen chinesischer Hersteller, diese peinliche Situation zu überwinden.

Allein im vergangenen Jahr sind mehr als 80 neue Automodelle auf den chinesischen Markt gekommen - also nahezu alle vier Tage ein neues Modell. Dennoch sind die meisten Autos Produkte ausländischer Autobauer. Auch bei den neuen Modellen, die sich Anfang dieses Jahres in China präsentierten, tauchen einheimische Hersteller lediglich zu einem Anteil von 20 Prozent auf. Die Hinauszögerung der chinesischen Autobauer bei der Markenentwicklung führt Liu Shijin, Vizedirektor des Zentrums für Entwicklungsforschung, vor allem auf die hohen Kosten und Risiken zurück:

"Bei der anfänglichen Phase der Autoindustrie gab es auf dem chinesischen Markt eine starke Nachfrage. Damals konnten wir anhand des Technologietransfers aus dem Ausland ein relativ reifes Modell produzieren und ein gutes Geschäft machen. Das ist die eine Option. Die andere Option ist die selbständige Entwicklung, bei der es hapert. Die merklichen Nachteile bestehen in dem Mangel an Kapital, es fehlt an Fachkräften und der nötigen Technologie. Unter diesen Umständen entscheiden sich viele Unternehmen eher für die Markteroberung durch Technologietransfer, anstatt selbständig zu entwickeln."

Liu Shijin sagte, die Einführung ausländischer Technologien sei nur eine vorübergehende Taktik. Zukunftsorientiert müsse die selbständige Entwicklung eigener Modelle und Produktionstechnologie sein. So haben Chinas General-Zollamt und Handelsministerium gemeinsam durch eine Verordnung eine Zoll-Erhöhung für importierte Auto-Bauteile erlassen. Die Verordnung hat ein klares Signal an einheimische Hersteller ausgesendet, dass die Ära der Montage ausländischer Bauteile vorbei sei.

Während die meisten Unternehmen sich auf die Herstellung ausländischer Marken konzentrieren, richten einige wenige einheimische Hersteller ihren Blick auf den vergleichsweise wenig konkurrierenden Absatzmarkt von Kleinwagen. Die Tianjiner FAW GmbH zählt zu diesen Herstellern und ist stolz auf einen Absatz von 200.000 Fahrzeugen allein im vergangenen Jahr, was einen Marktanteil von 30 Prozent aller abgesetzten Kleinwagen ausmacht. Dazu sagte Wang Gang, Generalmanager der Tianjiner FAW GmbH:

"Seit mindestens 15 Jahren stützen wir uns auf unsere selbständige Forschung und Produktion sowie auf unsere eigene Management- Methode. Mittlerweile verfügen wir über eine eigene Motorenfabrik und Getriebeherstellung. Außerdem pflegen wir ein komplettes Anschaffungs- und Vertriebsnetzwerk."

Es ist eine kurvenreiche Straße, die Tianjiner FAW GmbH fährt. So war der Autohersteller trotz hartem Kampf bis vor wenigen Jahren nicht in der Lage, seinen Marktanteil zu erhöhen. Statt aufzugeben, hat die Unternehmensführung beschlossen, die Forschung aufzustocken und schwerpunktmäßig energiesparende und umweltschonende Modelle zu entwickeln. Die Bemühungen haben sich ausgezahlt. Nun hegt der Hersteller aus der nordchinesischen Hafenmetropole das Ziel, bis zum Jahr 2010 jährlich eine Million selbstentwickelte Autos abzusetzen.

Inzwischen ist die selbständige Entwicklung ein allgemein anerkanntes Entwicklungsmodell der chinesischen Automobilindustrie geworden. Frau Wang Fengying, Generalmanagerin des Unternehmens Great Wall Motor (GWM) meinte, dass das Ziel der chinesischen Autohersteller sich nicht mehr allein auf Kleinwagen richtet:

"Auf dem Weltmarkt einen Namen gemacht haben chinesische Autos nicht nur durch niedrige Preise, sondern darüber hinaus mehr und mehr durch ihre technischen Fortschritte und durch eine ständig erhöhte Qualität. Chinesische Autohersteller bauen zwar keine Luxuswagen, in der Mittelschicht können sie aber eine große Menge von Kunden finden."

Chinesische Hersteller sind derzeit dabei, auf diverse Art und Weise ihre Entwicklungskapazität zu verstärken. So hat die Nanjing Automobil im Februar 2005 den britischen Autobauer Rover samt dessen Motorenwerke übernommen mit dem Ziel, internationales Entwicklungsniveau zu erhalten. An derartiger Strategie interessiert sind mittlerweile viele chinesische Autohersteller, indem sie bereits Fusionen und Übernahmen geplant haben.

Einheimische Autohersteller, die selbständige Entwicklungen anstreben, sollen wirtschaftspolitische und finanzielle Unterstützung der chinesischen Regierung erhalten. Zur Begründung seiner Aussage sagte Liu Shijin, Vizedirektor des Zentrums für Entwicklungsforschung:

"Einzelne Unternehmen sind nicht imstande, aus eigener Kraft kostenaufwendige Technologien zu entwickeln. So soll die Regierung bestimmte Projekte organisieren und finanziell unterstützen, falls es nötig ist. Schließlich ist die selbständige Entwicklung äußerst wichtig für die Branche."

Selbstentwickelte Fahrzeuge stehen heute bereits auf der Liste der Regierungs-Anschaffung auf der Ebene der Zentralregierung. Zudem ermuntert die chinesische Regierung kleine und mittelgroße Hersteller, sich zur Erhöhung ihrer selbständigen Entwicklung zusammenzuschließen.

Weitere Vorhaben wurden überdies im 11. Fünfjahresprogramm festgelegt. Konkret geht es darum, die selbständige Entwicklung von Motoren sowie von elektronischen und mechanischen Bauteilen zu beschleunigen, die Marktanteile der selbstentwickelten Fahrzeuge zu erhöhen und Autokonzerne mit einem Absatzvolumen von 1 Millionen Fahrzeuge jährlich heranzubilden.

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