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Exklusivgespräch mit dem Schweizer Botschafter in China
   2006-04-07 14:15:25    cri
Kürzlich hatten wir Gelegenheit zu einem Exklusivinterview mit dem schweizerischen Botschafter in China, Herrn Dante Martinelli. Darin ging er unter anderem auf die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und China im Bildungs- und Forschungsbereich ein. Näheres erfahren Sie in unserem Gespräch mit ihm:

CRI: Sehr geehrter Herr Botschafter, zunächst bedanke ich mich, dass Sie sich Zeit genommen haben, mit uns ein Gespräch zu führen. Wir wissen ja, dass die Schweiz zu den ersten westlichen Ländern gehört, die diplomatische Beziehungen mit China aufgenommen haben. Seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern vor nunmehr schon 56 Jahren haben sich die bilateralen Beziehungen stabil entwickelt. Besonders in den letzten Jahren sind die Kontakte auf hoher Ebene immer reger geworden. Die Zusammenarbeit und Austausch in Wirtschaft, Handel, Kultur, Tourismus sowie in Bildung und Forschung sind immer enger und tiefer geworden. Wir möchten deshalb die Chance heute wahrnehmen und Sie bitten, für das Wissenschaftsmagazin von Radio China International einen gesamten Überblick über die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern in der Bildung und Forschung zu geben.

Gestatten Sie nun bitte die Fragen. Herr Botschafter, 1978 schickte China seine ersten Studenten in die Schweiz. Bereits seit 1963 nehmen chinesische Universitäten Studierende aus der Schweiz auf. Wie sieht die Situation heute aus?

M: Die Schweiz hat schon sehr früh großen Wert auf eine hohe Qualität in der Bildung gelegt. In der Schweiz sagen wir oft, dass Bildung unser einziger Rohstoff sei. Und tatsächlich gehören die Schweizer Hochschulen zu den führenden in der Welt. Die Schweiz ist also ein attraktives Land für chinesische Studenten und für junge Forscherinnen und Forscher. Zur Zeit studieren etwa 600 Chinesen an öffentlichen Universitäten und Fachhochschulen in der Schweiz. Und wir sind sehr daran interessiert, dass weiterhin ausgezeichneter akademischer Nachwuchs aus China in der Schweiz studiert und forscht.

CRI: Es war 1999, dass China und die Schweiz die Absichtserklärung über die Zusammenarbeit im Hochschulbereich unterzeichnet haben. Wie haben sich die Hochschulkontakte seitdem entwickelt?

M: Die Absichtserklärung betraf vor allem den Stipendienaustausch. Heute bietet die Schweiz in diesem bilateralen Programm 18 Jahresstipendien für Chinesen an, während China neben den 18 Vollstipendien noch 20 Studienplätze für Schweizer Studenten gewährt. In erster Linie kommen auf Schweizer Seite Sinologiestudenten in den Genuss der Stipendien. Sie absolvieren hier ihren Sprachaufenthalt. Wir haben aber auch einige Studenten der Traditionellen Chinesischen Medizin unter den Stipendiaten.

CRI: Arbeitet man auch bei der Ausbildung in anderen Gebieten zusammen?

M: Die chinesische Regierung widmet gerade der beruflichen Ausbildung seit Neuestem große Aufmerksamkeit. Die Zusammenarbeit mit der Schweiz ist auf diesem Gebiet nicht institutionalisiert. Doch auch hier, denke ich, kann die Schweiz China einiges bieten, denn die Schweizer Berufsausbildung legt großen Wert auf Praxisnähe und beruht auf dem sogenannten dualen System. Das heißt, wer in der Ausbildung ist, besucht die Schule, arbeitet aber gleichzeitig in einem Betrieb, und dort wird angelernt. Und solche Berufsausbildung dauert in der Schweiz in der Regel drei Jahre.

CRI: Gibt es auf diesem Gebiet Kooperationsprojekte?

M: Es gibt sie schon. Ein Beispiel ist das Projekt der Hotelfachschule Lausanne mit einer Fachschule in Beijing.

CRI: Der Vorstandschef der Schweizer Firma Norvatis, Daniel Vasella, erhielt im Jahre 2005 den chinesischen Staatspreis für internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit. Ich glaube, dass Dr. Vasella sicher nicht der einzige Schweizer Bürger ist, der zur Zusammenarbeit in der Forschung mit China beigetragen hat. Können Sie in diesem Zusammenhang uns einen Gesamtüberblick über die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern geben?

M: Ja, es ist für die Schweiz bezeichnend, dass ein Vertreter der Privatindustrie für Verdienste in der Forschung ausgezeichnet wurde. Die Anwendung für Forschung und Entwicklung machen in der Schweiz 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Damit gehört mein Land zu den forschungsintensivsten Industrienationen. Mit 86 Prozent trägt die Privatwirtschaft einen überdurchschnittlich hohen Anteil an den Forschungs- und Entwicklungsausgaben. Die Schwerpunkte sind hier die pharmazeutische und chemische Industrie, die Maschinen- und Metallindustrie und die Forschungslabore. Bemerkenswert ist übrigens, dass Schweizer Konzerne im Ausland mehr Mittel für Forschung und Entwicklung einsetzen als im Inland selber. Was die bilaterale Zusammenarbeit mit China in Wissenschaft und Technologie angeht, ist die Schweiz sehr daran interessiert, die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet zu vertiefen und misst deshalb der Partnerschaft mit China strategische Bedeutung bei.

CRI: Im März bekamen 20 chinesische Doktoranden den Einstein-Award. Wir wissen, dass dieser Preis von Ihrem Land und Deutschland gemeinsam verliehen wurde. Sehen Sie darin ein positives Signal, dass nämlich die Schweiz und Schweizer Forschungsinstitute chinesische junge Wissenschaftler in ihren Laboren vermehrt sehen möchten?

M: In jedem Fall. Wir möchten, dass die besten Köpfe in China die Schweiz als attraktives Zielland im Blick haben, wenn sie sich für eine internationale Karriere entscheiden. Das war auch die Motivation für den Einstein-Award. Über 20 Nobelpreise wurden an Wissenschaftler der Schweiz bisher vergeben, und mein Land schneidet bei der Qualität von wissenschaftlichen Publikationen hervorragend ab. Die Schweiz bietet ein ausgezeichnetes Umfeld für Forscher und ist in der Wissenschaft sehr international besetzt. Gut ein Drittel der Professoren an Schweizer Universitäten kommt aus dem Ausland.

CRI: In welchen Schwerpunktgebieten können beide Seiten in Zukunft noch stärker zusammenarbeiten?

M: Wir sehen die Schwerpunkte in erster Linie in der Biotechnologie, Nanotechnologie, Umwelttechnologie, bei neuen Werkstoffen sowie in der nachhaltigen Entwicklung. Gerade in der Energieeffizienz, die hierzulande ein sehr wichtiges Thema ist, hat die Schweiz viel zu bieten. Mit einfachen Mitteln lassen sich Schweizer Energiespartechnologien im Bauwesen auf China übertragen. Damit können wir einen Beitrag leisten, um das enorme Sparpotential zu realisieren.

CRI: Herzlichen Dank für das Gespräch!

M: Danke Ihnen!

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