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Fest des Meeresopfers im Kreis Tianheng bei Qingdao
   2006-03-30 16:44:22    cri
Schon morgens in aller Frühe strömten Bewohner der Nachbardörfer und Touristen aus den Großstädten Qingdao und Yantai ins Dorf Zhougezhuang, um dort dem Fest des Meeresopfers beizuwohnen. Auf einem offenen Platz am Strand, auf dem die Opferzeremonie stattfindet, versammelten sich nahezu 10.000 Menschen. Zu sehen waren am Strand die vielen Opfergaben, zum Beispiel drei traditionelle Opfertiere, und zwar ein Schwein, ein Hahn und ein Fisch, aber auch Dampfbrote, Kuchen, Bonbons, Wein, Erdnüsse und weitere Sachen. Die Opfergaben seien nach anspruchsvollen Kriterien ausgewählt worden, teilte ein einheimischer Schiffer unserem Reporter mit:

"Traditionell müssen drei Tiere geopfert werden, ein Schwein, ein Hahn und ein Fisch nämlich. Je größer die Tiere sind, desto besser ist es."

Eine weitere wichtige Opfergabe ist das Dampfbrot jeglicher Form. Das Dampfbrot ist eine der Hauptnahrungen in Nordchina. Da Tianheng, Provinz Shandong, in Nordchina liegt, wird dort selbstverständlich auch Dampfbrot als Hauptnahrung verzehrt. Dampfbrote zum Opferzweck sehen aber ganz anders aus als normale Dampfbrote zum Verzehr. Bei den Opfer-Dampfbroten wird eine große Vielfalt von Motiven verwendet, es gibt Dampfbrote in Form von Blumen, von Menschen und Früchten bis hin zu Vögeln, Fischen und anderen Tieren.

Die künstlerisch modellierten und bunt bemalten Dampfbrote sind unterschiedlich groß, das größte ist etwa drei oder vier Kilo schwer.

Vier, fünf Tage vor Beginn der Opferzeremonie beginnt man in Tianheng mit den entsprechenden Vorbereitungen. Nach vielem Gelaber legen die Fischerfrauen das Motiv des Opferbrotes des Jahres fest. Zu traditionellen Mustern gehören beispielsweise Pfirsiche als Symbol für Langlebigkeit oder ein sich windender Drache. Die Herstellung des Dampfbrotes ist eine Art Wettbewerb zwischen den Fischerfrauen. Diejenige, deren Dampfbrote am besten gelingen, wird von allen sehr respektiert.

Am Ausstellungsstand für die Teigprodukte sprach unser Reporter mit einer Fischerfrau:

"Ich sehe, dass Sie wunderschöne Dampfbrote angefertigt haben. Können Sie uns erklären, was für Motive dies sind?"

"Dies ist ein Kranich, das ist eine Kiefer, das ein Hahn und das hier ist eine Strauch-Päonie."

"Und was ist das?"

"Das ist ein Hund, dieses Jahr ist doch das Jahr des Hundes!"

Jedes Jahr wandern ganz besonders herausragende Dampfbrote aus Tianheng in die Sammlungen von Museen oder sie landen bei Kunstliebhabern. Als eine Art Kunsthandwerk werden Dampfbrote von den klugen Fischerfrauen auch als Souverniers an Touristen verkauft.

Sie hörten das Hornsignal für den Beginn der Meeresopferzeremonie. Tausend Böller in Form kleiner Kracher wurden aufgehängt und angezündet. Dicht aneinander gedrängt standen inzwischen über 30.000 Zuschauer am Strand.

Das Abbrennen der Böller erzeugte eine feierliche Atmosphäre. Gut drei Minuten lang dauert die Knallerei. Die Schiffer an Bord warfen Bonbons in die Menge, um die man sich regelrecht riss, denn wer die meisten Bonbons aufsammelt, dem wird viel Glück im Jahr beschieden. Das jedenfalls glauben die einheimischen Bewohner von Tianheng.

In Tianheng wurde früher Aoguang, der legendäre Drachenkönig des östlichen Meeres, verehrt. Später übernahm eine Meeresgöttin seine Stellung. Überlieferungen zufolge lebte vor etwa 70 Jahren in Tianheng ein junges Mädchen, die sehr klug und hilfsbereit war. Sie starb im Jahr 1941. Genau in jenem Jahr spielte sich beinahe eine Schiffskatastrophe im südchinesischen Meer ab. Ein Fischerboot drohte zu kentern und entkam aus dieser Notlage nur, weil das Mädchen aus Tianheng dem Schiffsbesitzer per Telepathie in großem Maße half, das Unglück abzuwenden. Der Schiffsbesitzer suchte den Wohnort seiner Retterin, dem Hinweis eines Traumes folgend, auf, um sich dankbar zu erweisen. Als er erfuhr, dass das Mädchen nicht mehr lebte, war er sehr traurig. Er brachte Geldmittel auf, um einen Tempel für seine Retterin zu bauen. Der Tempel beherbergt heute die Statue des Mädchens, das von den einheimischen Fischern als Meeresgöttin verehrt wird.

Nach Abschluß der Opferzeremonie gingen dann die fröhlichen Feierlichkeiten los. Diese Feierlichkeiten sind tatsächlich eine Art Karneval chinesischer Art. Ein Pekingopern-Ensembel aus weiter Ferne war zu Aufführungen eingeladen. Die gastfreundlichen Fischerfamilien luden ihre Verwandten und Freunde, die an der Opferzeremonie teilnahmen, zu einem herausragenden "Fischerbankett" ein. Auf diesem Bankett lief der Wein in Strömen, sehr viel Fisch wurde gegessen. Je mehr die Gäste kommen, desto mehr Reichtum wird ihrem Leben beschert, glauben die Fischer von Tianheng.

Die Feierlichkeiten dauern normalerweise bis in die tiefe Nacht. Als die ersten Sonnenstrahlen die Meersoberfläche rot färben, fahren dann mehrere Hundert Fischerboote aufs Meer hinaus in der Hoffnung, dass die Meeresgöttin den Fischern ein friedliches und wohlhabendes Leben schenkt.

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