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Die chinesische Holzschnitzerei und Elfenbein-Schnitzerei
   2006-03-27 14:52:00    cri
F: Herzlich willkommen zu unserem Fragenblock "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, heute möchten wir zuerst den Wunsch unseres Hörers Helmut Lesser aus Gebesee in Deutschland erfüllen, der nach der chinesischen Holzschnitzerei gefragt hat. Herr Lesser fragte uns vor kurzem in einem Brief:

M: "Wo in China wird Holzschnitzerei betrieben und wie alt ist die Tradition der Schnitzerei? Gibt es auch heute noch Elfenbein-Schnitzerei in China?"

F: Ja, lieber Herr Lesser, vielen Dank für Ihre interessanten Fragen. Ihre Fragen haben nicht nur mit der traditionellen chinesischen Volkskunst, sondern auch mit der Geschichte sowie mit Kultur und Brauchtum in China zu tun. Hier also eine kleine Reise durch die Geschichte der chinesischen Holzschnitzerei.

M: Ja. Die chinesische Holzschnitzerei geht bereits auf die Jungsteinzeit vor etwa 7.000 Jahren zurück. Das älteste bisher entdeckte Holzschnitzerei-Kunstwerk ist ein aus Holz geschnitzter Fisch, der in der Ruine Hemudu in der Provinz Zhejiang ausgegraben wurde. Er wirkt sehr lebensecht wie ein lebhaft schwimmender Fisch. Damals gab es noch keine Werkzeuge aus Metall, und so wurde mit Tierknochen, -zähnen oder mit Steinen geschnitzt.

F: Ja, man kann sich vorstellen, wie schwer diese Schnitzarbeiten damals waren. In der Shang-Dynastie (1711-1066 v. Chr.) wurden zumeist Weihgefäße geschnitzt. Bis zur Frühlings- und Herbstperiode sowie zur Zeit der Streitenden Reiche (770-221 v. Chr.) hatten sich bereits verschiedene Arten und Technologien der Holzschnitzerei herausgebildet. Damals waren lackierte Holzschnitzereien weit verbreitet. Aus späteren Zeiten wie der Han-Dynastie (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) stammten Holzschnitzereien mit Tierfiguren wie Rind, Schaf, Pferd, Hund, Schwein, die bei Ausgrabungen entdeckt wurden.

M: Ja, und weil Holz sehr leicht verfault, ist es fast ein Wunder, dass die Holzschnitzereien aus der Han-Dynastie und davor bis heute erhalten geblieben sind. Und es ist sehr schwer, sie zu bewahren. Seit der Tang- und Song-Dynastie (618-1279) wurden Holzschnitzereien zur Dekoration von Tempeln und Gebäuden oder Wohnhäusern verwendet. Noch vielfältiger sind Holzschnitzereien bei täglichen Gebrauchsartikeln. Sehr viele dieser Holzschnitzereien sind bis heute erhalten geblieben.

F: Ja. Die Holzschnitzerei hatte zur Zeit der Qing-Dynastie (1644-1911) ein hohes technologisches Niveau erreicht. Viele Werke aus dieser Zeit kann man heute auf den Antiquitätenmärkten finden, darunter Religionsstatuen, Schnitzerei-Dekorationen für Gebäude und mit Schnitzereien versehene Möbelstücke. In dieser Zeit haben sich viele Richtungen der Holzschnitzereikunst herausgebildet. Holzschnitzereien aus der Stadt Dongyang in der Provinz Zhejiang, aus Fuzhou in der Provinz Fujian und aus Chaozhou in Provinz Guangdong sind dafür berühmte Beispiele.

M: Ja, stimmt. Die Holzschnitzerei aus Dongyang entstand übrigens bereits in der Tang-Dynastie (618-907). Bis zur Ming-Dynastie (1368-1644) war ihre Technologie schon umfassend ausgereift. Für die Holzschnitzereien aus Dongyang wird Holz des Kampferbaums genutzt. Die Schnitzereien haben einen hohen Nutzwert und gleichzeitig einen hohen künstlerischen Wert. Geschnitzte Bilder zeigen eine klar gegliederte Struktur und eine gute Raumvorstellung. Als Motive für die Schnitzereien wurden gern Szenen aus Meisterwerken der chinesischen Klassik genutzt.

F: In Fuzhou in der Provinz Fujian war die Holzschnitzerei in der Ming-Dynastie schon weit entwickelt. In der Qing-Dynastie hatte sich die Long'an-Holzschnitzerei aus Fuzhou bereits in andere Orte wie Putian, Hui'an und Quanzhou in der Provinz Fujian verbreitet. Bei der Long'an-Holzschnitzerei werden meist Figuren geschnitzt, und das mit einer ausgeklügelten Schnitztechnik. Dabei werden hauptsächlich klassische Motive herangezogen, beispielsweise ein alter Mann, Mädchen und Frauen sowie Gottheiten oder Palastwachen.

M: Eine Besonderheit ist bei den Holzschnitzereien aus Chaozhou in der Provinz Guangdong auszumachen. Dort wird nämlich nach der Schnitzerei noch Blattgold aufgelegt. Dadurch ergibt sich ein prächtiges Gesamtkunstwerk. Die vergoldeten Holzschnitzereien aus Chaozhou entstanden in der Tang-Dynastie. Als Hauptmaterial gilt Holz vom Kampferbaum, von der Spießtanne, oder Teakholz. Die Werke zeigen eine große Vielfalt an Motiven. Holzschnitzereien aus Chaozhou gelten als wertvoll und sind beliebte Sammelobjekte.

F: Sehr berühmt sind auch die Holzschnitzereien aus Qufu in der Provinz Shandong, aus Nanjing und Suzhou in der Provinz Jiangsu sowie die weißen Holzschnitzereien aus Shanghai. Sie alle haben eine lange Geschichte, zeigen deutlich regionale Züge und wurden mit hohem technologischem Niveau gefertigt.

M: Ja. Nun, liebe Hörer und lieber Herr Lesser, wollen wir noch auf die Elfenbein-Schnitzerei in China eingehen. Die Elfenbein-Schnitzerei hat in China ebenfalls eine lange Geschichte. Als eines der ältesten Zeugnisse dieser Schnitzereikunst gilt ein Elfenbeinkamm, der in einer Grabstätte aus der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.) in Beijing entdeckt wurde. Bis zur Ming- und Qing-Dynastie erreichte die Elfenbein-Schnitzerei in China ihren Höhepunkt. Damals gab es eine unermessliche Vielfalt von geschnitzten Kunstwerken aus Elfenbein. Es gab Fächer, Pinselbehälter, Drachenboote sowie Miniaturlandschaften, Tiere und Figuren renommierter Persönlichkeiten.

F: Ja. Elfenbein wurde vor allem in Guangzhou, Beijing, Shanghai und Nanjing verarbeitet. Der Niedergang der Elfenbeinschnitzerei begann mit dem Verbot des Elfenbein-Handels. Auch China schloss sich diesem Verbot an. Heute haben sich nur noch in Beijing und Guangzhou Elfenbeinschnitzerei-Betriebe erhalten. Aus Mangel an Rohstoffen wird erwartet, dass auch diese Betriebe in wenigen Jahren andere Betätigungsfelder suchen werden.

M: Ja, soviel, liebe Hörer, zur Holzschnitzerei und Elfenbein-Schnitzerei in China.

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