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Was macht's, wenn wir ohne Schultasche in die Schule gehen?
   2006-03-03 10:31:03    cri
Seit Jahren klagen Schüler und Eltern in vielen chinesischen Städten über eine zu große Belastung durch schulische Hausarbeiten. Um die Hausarbeiten zu erledigen, müssen Schüler oft sehr lange aufbleiben. Doch die Schüler der Yucai-Schule in Yangzhou haben nun Glück. Denn von diesem Semester an hat sie die Schule von den täglichen Hausarbeiten befreit. Näheres darüber erfahren Sie gleich:

Kurz nach Semesterbeginn im Februar rückte die inzwischen mehr als 100 Jahre alte Yucai Grundschule in der Stadt Yangzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Denn ab diesem Semester müssen die rund 4.300 Schülerinnen und Schüler dieser Schule ihre schweren Schultaschen von Montag bis Donnerstag nicht mehr nach Hause tragen. Nur am Montag gehen sie mit Schultaschen zur Schule und erst am Wochenende bringen sie sie wieder mit nach Hause. Die Schulkinder müssen nämlich zu Hause keine Hausarbeiten mehr erledigen. Durch diese Reform will die Yucai Grundschule die Belastung der Kinder durch Hausarbeiten verringern. Wie ein Stein, der in den See geworfen wird, hat diese neue Maßnahme sofort weite Kreise gezogen.

Dass die Schüler nun ohne Schultaschen in die Schule gehen, soll die Belastung der Kinder reduzieren und die Unterrichtseffizienz erhöhen. Zugleich zieht dies aber auch eine Reform der Unterrichtsmethoden nach sich, erklärte die Schuldirektorin Liu Pingli. Sie betont, dass die Schüler nun ohne Schultaschen in die Schule gehen, bedeutet nicht, dass sie überhaupt keine Hausarbeiten mehr erledigen müssen. Nur die schriftlichen Arbeiten werden bereits in der Schule gemacht. Die Lehrer geben den Schülern aber trotzdem innovative nichtschriftliche Aufgaben, die sie zu Hause zu erledigen haben. So haben sie mehr Zeit, mit ihren Eltern zu plaudern und den Abend gemeinsam zu verbringen.

Um eine reibungslose Umsetzung dieser Reform zu gewährleisten, haben sich die Schulleitung und die Lehrer gründlich vorbereitet. Für verschiedene Jahrgänge wurden spezielle Übungshefte erarbeitet, um die Lerneffizienz zu erhöhen. Man legt auch großen Wert darauf, den Unterricht effizienter zu gestalten. Jede Klasse hat ab dem neuen Semester, statt früher nur einen, heute zwei Klassenleiter. Schüler aus höheren Jahrgängen, die vergleichsweise viel für die Schule lernen müssen, werden angehalten, die Stunde zum Selbstlernen sowie die Zeit zur Beantwortung von Schülerfragen besser zu nutzen.

Bei einem kleinen Rundgang durch die Schule konnten wir feststellen, dass diese Reform bei den Schülerinnen und Schülern großen Anklang findet. "Toll, dass wir jetzt ohne Schultaschen in die Schule gehen können! Das ist wirklich großartig!" Eine Schülerin des 5. Jahrgangs erzählt, obwohl sie zu Hause keine schriftlichen Arbeiten mehr machen muss, hat sie doch einige nichtschriftliche Aufgaben. An dem Tag unseres Besuchs sollte sie zum Beispiel selbst einen Kursplan entwerfen und nachschlagen, was es über Schwalben zu wissen gibt. Außerdem hat sie den Auftrag, eine halbe Stunde lang Bücher zu lesen, die nicht am Lehrplan stehen.

Für den Schüler namens Wang bedeuten Tage ohne schriftliche Hausarbeiten, dass er sich mehr in außerschulische Bücher vertiefen kann. Einen Band der "Bücherreihe für chinesische Kinder" hat er bereits ausgelesen. Für den Schüler Li, der jeden Abend unter den Hausarbeiten stöhnte, ist die Unterrichtsreform eine gute Sache, denn jetzt kann er früher ins Bett gehen.

"Früher habe ich jeden Abend eine bis zwei Stunden gebraucht, um meine Hausarbeiten zu erledigen. Normalerweise konnte ich erst nach halb Zehn Schlafen gehen. Jetzt brauche ich für die Hausarbeiten nur eine halbe Stunde und liege schon um halb Neun im Bett."

Die Meinungen der Eltern zur neuen Maßnahme gehen aber deutlich auseinander. Die meisten Eltern von Kindern aus niedrigen Jahrgängen begrüßen diese Reform. Sie halten die schulischen Hausarbeiten zum Teil für so mühsam, so dass ihre Kinder geradezu eine Abneigung gegen das Lernen entwickeln. Zu viele Hausarbeiten stehen nicht nur der Persönlichkeitsentwicklung der Kinder im Wege, sondern auch der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Es sei positiv, Hausarbeiten in der Schule zu erledigen, damit die Kinder zu Hause mehr Freiraum und mehr gemeinsame Zeit mit den Eltern haben.

Die Eltern von Kindern aus höheren Jahrgängen zeigen sich allerdings ziemlich besorgt. Sie befürchten, dass ihre Kinder aufgrund zu weniger Hausarbeiten bei der Aufnahmeprüfung für die Mittelschule durchfallen könnten. Sie stehen dieser neuen Methode skeptisch gegenüber, die noch an wenigen anderen Schulen praktiziert wird. Denn die Mittelschulen entscheiden schließlich aufgrund der Noten, wen sie aufnehmen.

Aber trotz dieses Drucks, der durch die Aufnahmeprüfungen für die Mittelschule besteht, hat die Yucai-Schule in Yangzhou Schritte gesetzt, um die Schüler von der Belastung durch ein Übermaß an Hausarbeiten zu befreien. Diese mutigen Maßnahmen der Schule werden inzwischen auch von vielen Bildungsexperten gewürdigt. Für die Lehrer stellt dies allerdings eine größere Herausforderung dar, so die Experten.

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