Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Haarige Affenfiguren des alten Beijing
   2006-02-23 10:24:57    cri

Kaum einer kennt sie noch, die kleinen haarigen Affenfiguren. Sie entstammen einem alten volkstümlichen Kunsthandwerk in Beijing. Ein wenig bizarr sehen die Figuren ja aus mit ihren Gliedmaßen, die aus den Gliedmaßen von Zikaden hergestellt werden. Auch der Kopf stammt von einer Zikade. Der Körper der Affenfiguren besteht aus einer Knospe der chinesischen Magnolie. Die mit vielen braunen Haaren bedeckte Knospe lässt die kleine Affenfigur sehr naturgetreu aussehen.

 

Die winzigen und liebenswürdigen Affenfiguren erfreuten sich bei der Bevölkerung des alten Beijing großer Beliebtheit. Und dennoch ist dieses volkstümliche Kunsthandwerk heutzutage vom Aussterben bedroht. Es gibt nun wenige Volkskünstler, die dieses Handwerk noch beherrschen.

Es war eigentlich ein Zufall, der zur Erschaffung dieser Affenfiguren führte.

 

Gegen Ende der Qing-Dynastie Anfang des 20. Jahrhunderts war zwei Assistenten in einer Apotheke für chinesische Arzneimittel langweilig. So nahmen sie Knospen einer chinesischen Magnolie und Haut von Zikaden, beide Rohmaterialien für die traditionelle chinesische Medizin. Daraus bastelten sie schließlich kleine bizarre Affenfiguren. Als der Apothekeninhaber diese Figuren später entdeckte, war er von ihnen sehr angetan. Dabei kam er auf die Idee, diese Rohmaterialien in Form von haarigen Affenfiguren in einer Packung zu verkaufen. Es war ein geschäftlicher Erfolg. Die kleinen Figuren waren so beliebt, dass sich schon bald ein Volkskunsthandwerk zur Herstellung der kleinen Affenfiguren herausbildete. Doch nur wenige Volkskünstlern verstanden derartige Affenfiguren herzustellen. Sie brachten all ihre Fantasie und ein gutes Beobachtungsvermögen ein, um die Figuren in wunderschönem Design herzustellen. An eine behaarte Knospe der chinesischen Magnolie klebten sie den Kopf sowie die Gliedmaßen einer Zikade. Mit etwas Geschick entsteht so eine sehr realitätsgetreue Affenfigur.

 

Wenn man die Figuren in ihren verschiedenen Designs in einer Gruppe angeordnet, lassen sich Szenen des menschlichen Alltagslebens darstellen. Die Volkskünstler verstanden es, mit ihren Händen Affenfiguren in verschiedenen Posituren zu kreieren, um Sitten und Gebräuche sowie den Alltag in der Stadt Beijing wiederzugeben.

Einige der Alltagsszenen tragen Namen wie "die Peking-Opern-Aufführung", "der Rikscha-Fahrer", "Beim Friseur an der Straße" oder "Der Wahrsager". Es gab auch ganze Produktserien wie beispielsweise "Lokalbeamte auf Inspektionsreise" oder eine Hochzeitsserie.

 

Im Rahmen intensiver Anstrengungen zur Rettung des traditionellen Beijinger Kunsthandwerks erlangten auch die haarigen Affenfiguren in jüngerer Zeit wieder größere Bekanntheit. Vier Jahrzehnte lang war das Kunsthandwerk der haarigen Affenfiguren so gut wie ausgestorben. Im Jahre 1983 aber präsentierte der bekannte alte Volkskünstler Cao Yijian von ihm hergestellte kleine Affenfiguren in einer Ausstellung für volkstümliches Kunsthandwerk. Die Wiederbelebung dieses alten Kunsthandwerks begeisterte viele alte Einwohner Beijings sehr.

Die heutigen Affenfiguren tragen unterschiedliche Charaktere. Einige verkörpern das traditionelle Leben und sind sehr stark mit Themen in Beijing verknüpft. Beispielsweise sieht man zwei Affenfiguren eine Sänfte tragen. Diese Art Verkehrsmittel war im alten Beijing sehr verbreitet. Ein anderes Bild zeigt die feierliche Szene zum Frühlingsfest, dem traditionellen chinesischen Neujahrsfest. Lange Ketten von Böllern werden angezündet und Papierlaternen geschwenkt, was die fröhliche Stimmung des Festes unterstreicht.

Mit anderen Affenfiguren werden historische Ereignisse dargestellt oder Zeugnisse der Kunst wiedergegeben. In einem Bild rudern Affenfiguren scheinbar ein Boot. Kenner wissen, woher diese Szene stammt. Es ist ein Ausschnitt aus dem berühmten Bild "Die Flussufer-Szene vom Qingming-Fest" von Zhang Zeduan, einem bekannten Maler aus der Zeit der Nördlichen Song-Dynastie (10. - 12.Jahrhundert).

Heutzutage bemühen sich die Kunsthandwerker aber auch, mit ihren winzigen Affenfiguren das moderne Leben in der chinesischen Hauptstadt widerzuspiegeln. Einige Affenfiguren spielen Tischtennis, bauen einen Schneemann oder heben Gewichte.

Sehr lustig sind die Affenfiguren mit humorvollem und satirischem Charakter anzuschauen. Beispielsweise zeigt ein Bild, zwei Affen, die mit Blasrohren im Mund in den Hintern einer Kuh blasen. Sie wollen sich scheinbar daran messen, wer die Kuh dicker aufblasen kann.

Die kleinen haarigen Affenfiguren sind als ein Symbol des alten Beijing auch in Museen zu sehen. Und in einigen Geschäften des Kunsthandwerks werden sie als Souvenir verkauft. Eine einzelne Affenfigur kostet lediglich 50 Yuan, umgerechnet rund 5 Euro.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)