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Die Glockenkönigin und ihr Glockenreich
   2006-02-23 10:27:51    cri
Es geschah zur Zeit der Qing-Dynastie vor rund 300 Jahren, als Kaiser Yongzheng eine riesige Glocke aus der Ming-Dynastie in den Juesheng-Tempel transportieren ließ.

Der Juesheng Tempel gehörte dem kaiserlichen Hof. Nach und nach wurden hier antike Glocken aus allen Teilen Chinas hergebracht. Das Prunkstück aber war die riesige Glocke aus der Ming-Dynastie, eine wahre Königin der Glocken! Mit ihr wurde der Tempel bald im ganzen Land bekannt.

Der Mitarbeiter des Glockenmuseums, Wu Zhiyou, weiß mehr von der Geschichte der Riesenglocke zu erzählen:

"Die Riesenglocke wurde in der Regierungszeit von Kaiser Yongle in der Ming-Dynastie angefertigt. Und das kam so:

Im Jahre 1417 gewann Zhu Di, der vierte Sohn des Ming-Kaisers Taizu, den Machtkampf um die Thronfolge und bestieg als Kaiser Yongle den Thron. Um sich selbst ein Denkmal zu setzen, aber auch um Buße für die Massaker im Krieg zu tun, ließ Kaiser Yongle eine Mammutglocke gießen, die später auch nach ihm benannt wurde."

Die Glocke erzeugt mit ihrem riesigen und dicken Körper einen voluminösen Klang mit optimaler Resonanz. Der Glockenkörper selbst weist in verschiedenen Abschnitten eine unterschiedliche Dicke auf. Dies bewirkt, dass ein auf- und abschwellender voluminöser Klang mit unterschiedlichen Schwingungsfrequenzen entsteht.

Für die Metalllegierung der Glocke hatten die Glockengießer eine Anleitung aus einem vor 2500 Jahren verfassten Buch herangezogen. Dort war von insgesamt sechs Metalllegierungen die Rede. Diese Legierungen verliehen der Glocke eine optimale Härte und Elastizität, sodaß sie stoß- und schlagfest ist und einen vollen Klang hat.

Der kräftige und lang anhaltende Klang der Riesenglocke ist Dutzende Kilometer weit zu hören.

Mit der Einführung des Buddhismus in China wurden die Glocken auch zu anderen Zwecken benutzt. Der schwingende Glockenklang galt als Mittel, um buddhistische Lehren zu verbreiten. Der Klang wirkte als Mahnung und auch als Warnung. Im Chinesischen wird üblicherweise gesagt, dass die "Warnglocke geschlagen hat", wenn jemand ermahnt werden soll.

Chinesische Glocken sind oft mit guten Wünschen versehen. Auf einer Glocke findet sich beispielsweise der Wunsch eines unbekannten Mannes: Möge das Glockengeläut meinen Unmut mindern und meine Weisheit und Erleuchtung mehren. Ich will dem Höllenfeuer entsteigen und die Hölle verlassen. Mein Wunsch ist es, Buddha zu werden, um die Irdischen zu erretten.

Auch auf der Riesenglocke im Dazhongsi-Tempel finden sich zahlreiche Inschriften. Dazu noch einmal Wu Zhiyou:

"Die Glocke ist 6,75 Meter hoch, wiegt 46,5 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,3 Metern. Der gesamte Glockenkörper ist innen und außen mit 230 000 Schriftzeichen versehen. Damit wurden 7 kanonische Schriften des Buddhismus, über 100 Zauberformeln sowie alle Bezeichnungen der Buddhas auf der Glocke verewigt. Mit einem Glockenschlag erklingen so die Namen aller Buddhas.

Die Inschriften auf der Glocke sind teils in Sanskrit verfasst, der größte Teil jedoch ist in chinesischen Schriftzeichen gegossen. Die Inschriften gelten wegen ihrer klaren und schönen Form als Meisterwerk der Kalligraphie. Alle 230 000 Schriftzeichen auf der Riesenglocke sind präzise, perfekt und fehlerfrei."

Mehr als 300 Jahre sind vergangen, seit die Riesenglocke in den Tempel gebracht wurde. Unweit der Glocke steht eine alte Akazie. Diese war Augenzeuge der Verwitterung und des Wechsels der Jahreszeiten in den drei Jahrhunderten. Noch heute steht sie dem Glockenturm treu und voller Lebenskraft zur Seite.

Die Riesenglocke hängt in einem Glockenturm, der mit einem runden Dach gedeckt ist. Somit entspricht der Glockenturm den Vorstellungen der Chinesen im Mittelalter. Damals nämlich glaubten die Chinesen, dass der Himmel rund und die Erde quadratisch sei.

Die Riesenglocke, die Königin aller Glocken, gilt noch heute als Symbol der Glückseligkeit. Ganz oben an der Glockenhalterung können Besucher Münzen durch ein faustgroßes Loch werfen. Und vielleicht haben sie damit ihrem Glück etwas nachgeholfen.

Die Riesenglocke, die Glockenkönigin, hat in ihrem ureigenen Glockenreich das Kommando über Hunderte von "Soldaten" und "Generälen" - also über viele andere Glocken aus verschiedenen Epochen, die im Glockenmuseum zu besichtigen sind. Jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte.

Wie Wu Zhiyou vom Glockenmuseum erzählt, wurden die Glocken des Museums von verschiedenen Quellen zusammengetragen:

"Die Glocken wurden entweder angekauft oder kamen dem Museum als Spende zu. Einige haben wir sogar bei Schrottsammelstellen gefunden. Als das Museum 1986 gegründet wurde, gab es hier rund 600 Glocken. Jetzt sind es bereits mehr als 700."

Jede einzelne Glocke hat ihre eigene, unverwechselbare Geschichte. Und jede dieser Geschichten spiegelt die wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Entwicklung ihrer Zeit wider. Die Glockenkönigin ist wegen ihrer grandiosen Akustik, Dynamik und Ästhetik im In- und Ausland berühmt. Jedes Jahr kommen zahlreiche Touristen in das Glockenmuseum, um die riesige Glocke zu bewundern. Ihr kräftiger Klang lässt in ihnen Träume wach werden, Träume von der schier unendlichen Schöpferkraft des menschlichen Geistes.

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