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Dr. Wolfgang Schulz zieht Bilanz über die chinesisch-deutsche Forstzusammenarbeit
   2006-02-14 10:42:23    cri
Vor Kurzem hatten wir Gelegenheit zu einem Gespräch mit Dr. Wolfgang Schulz. Er ist Leiter des Chinaprojekts "Schutz und nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder im Westen" der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Dr. Schulz arbeitet seit vielen Jahren in Beijing und kooperiert sehr eng mit den chinesischen Partnern. Näheres erfahren Sie in unserem Exklusivgespräch:

CRI: Dr. Schulz, wie lange reicht die deutsch-chinesische Zusammenarbeit im Forstbereich bereits zurück?

Schulz: Die Bundesrepublik Deutschland und die Volksrepublik China haben das erste Abkommen im Jahre 1982 unterschrieben. Wir können auf fast ein Viertel Jahrhundert gemeinsamer Zusammenarbeit im Forstsektor zurückblicken.

CRI: Ja, und was sind die Zielsetzungen der Zusammenarbeit?

Schulz: Die haben sich im Laufe dieser fast 25 Jahre zwei-, dreimal geändert. Zu Beginn hatten wir einen rein technischen und methodischen Transfer von Know-how und Technologie, die man in der Forstwirtschaft anwendet. Mitte der 90er Jahre wurde es mehr eine Unterstützung im Bereich Management und hatte eher die Bewirtschaftung gesamter Wälder im Auge und nicht nur einzelne Techniken. Und seit Anfang dieses Jahrtausends versuchen wir, die chinesischen Kollegen zu unterstützen, was Forstpolitik und Gesetzgebung anbelangt, also auf eher nationaler Ebene.

CRI: Wie schaut die Zusammenarbeit mit der chinesischen Seite konkret aus?

Schulz: Im Rahmen der technischen Zusammenarbeit geht es in erster Linie um fachliche Beratung, um Know-how-Transfer, Training und Ausbildung chinesischer Kollegen. Das können Ausbildungen im Ausland sein oder können auch Ausbildungen hier sein. Wir organisieren sehr viele Informationsreisen, insbesondere nach Deutschland, aber auch in Drittländer, um die Qualifikation unserer chinesischen Kollegen zu verbessern.

CRI: Aus welchen Institutionen kommen ihre chinesischen Kollegen?

Schulz: Sie kommen generell aus der Forstverwaltung - sowohl auf nationaler Ebene, als auch auf Provinzebene, aber auch aus einzelnen Forstämtern.

CRI: Wie viele Projekte wurden bislang durchgeführt? Welche Institutionen haben sich auf beiden Seiten daran beteiligt?

Schulz: Es waren bisher 20 Projekte, die wir durchgeführt haben bzw. momentan durchführen. Auf chinesischer Seite war unser Partner in China das Forstministerium bzw. seit 1998 die staatliche Forstverwaltung. Wir hatten in mehr als 15 Provinzen Provinzforstverwaltungen als Partner. Wir hatten in Yunnan die Bezirksforstverwaltung Xishuangbanna als Partner. Wir haben momentan in einem nationalen Programm Partner auf eher forstwissenschaftlicher Ebene. Das sind die Beijing Forestry University und die chinesische Akademie der Forstwissenschaften. Auf deutscher Seite ist der Hauptpartner immer die GTZ, die finanziert wird von BMZ, also dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ansonsten sind auch deutsche Universitäten, Forschungsinstitute oder deutsche Forstverwaltungen an den vorher erwähnten Fachberatungen beteiligt.

CRI: Können Sie uns einige Highlights dieser Zusammenarbeit nennen?

Schulz: Highlights gibt es ja viele. Ich will mal auf verschiedenen Ebenen vielleicht drei herausnehmen. Wir haben seit vielen Jahren ein Projekt zur Verbesserung der Wasserqualität des Miyun-Stausees. Und da war eines der Highlights, dass nach sehr kurzer Zeit schon messbar war, dass sich die Erosion reduziert hat. Wir hatten dort Aufforstung vorgenommen und maximal drei Jahre später war die Reduktion der Erosion schon messbar. Ein anderes Highlight liegt da auf einer ganz anderen Ebene. Nach fast 20 Jahren Zusammenarbeit mit den chinesischen Kollegen im Forstbereich auf Provinzebene haben wir es jetzt geschafft, ein Forstprogramm zu haben, das auf nationaler Ebene ist. D.h. wo wir auch mal etwas mehr diese Steuerungsmechanismen, die im Forst notwendig sind, unterstützen und verbessern können. Ein Highlight aus dem letzten Jahr war, wir haben einen so genannten Sino-German-Dialog für nachhaltige Forstentwicklung und deren Management organisiert. Da gab es eine überraschend hohe Resonanz. Wir hatten über 100 Teilnehmer. Und ein Viertel der Teilnehmer kam aus Deutschland. Das hat uns sehr überrascht.

CRI: Hat man auch vor, derartige Dialoge und Symposien weiter zu veranstalten?

Schulz: Ja, es gibt zwei Überlegungen. Eine Überlegung ist, einen zweiten Dialog in Deutschland zu organisieren. Dazu hat sich unser Landwirtschaftsministerium schon mal vorab bereit erklärt. Auf der chinesischen Seite ist der Wunsch auch sehr groß.

CRI: Welche Ergebnisse können solche Symposien erzielen?

Schulz: Im letzten Jahr hat es zum einen natürlich diesen Austausch zwischen Forstwissenschaftlern und Forstpraktikern gegeben. Ein konkretes Ergebnis gab es bei neuen Möglichkeiten von Kooperationen. Also nicht nur Kooperation auf dieser zwischenstaatlicher Ebene, so wie wir das machen, sondern auch möglicherweise Kooperationen zwischen Forschungsinstitutionen, zwischen Universitäten, aber auch zwischen Forstverwaltungen. Deutsche Forstverwaltungen haben sich bereit erklärt, auch Partnerschaften mit chinesischen Provinzforstverwaltungen einzugehen.

CRI: Wenn man so vieles aufzählen kann, was halten Sie für am wichtigsten bei dieser Zusammenarbeit?

Schulz: Für am wichtigsten halte ich die Unterstützung der chinesischen Forstpolitik und der Steuerungsinstrumente, damit in Zukunft in China die Wälder erhalten bleiben bzw. sich auch die Bedingungen für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung verbessern.

CRI: Der Sinn liegt für Deutschland also auch darin, die vorhandenen Erfahrungen mit China zu teilen?

Schulz: Ja, es ist eine unserer Hauptaufgaben, dass wir die Erfahrungen, die wir in Deutschland seit vielen Hundert Jahren in der Forstwirtschaft gemacht haben, auch hier mitteilen und unseren chinesischen Kollegen vermitteln können. Und dass die neueren Entwicklungen, die in Deutschland laufen - wie beispielsweise naturnahe Waldbewirtschaftung - auch hier in China bekannt werden.

CRI: Was haben Sie noch vor für die Zukunft geplant? Glauben Sie, dass Deutschland weiterhin sein Wissen im Forstbereich mit China teilen möchte? Auf welchen Gebieten kann Deutschland noch agieren?

Schulz: Wir werden ganz sicher weiter im Forstbereich mit China kooperieren. Aus Sicht der offiziellen zwischenstaatlichen Zusammenarbeit planen wir gerade ein neues Projekt, das noch im Anfang- und nur im Ideestadium ist. Aber ich denke, in Zukunft sollten auch die vorhin schon erwähnten anderen Möglichkeiten der Zusammenarbeit verstärkt werden - also die Zusammenarbeit zwischen Universitäten, die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Verwaltungen. Es gibt ja Möglichkeiten, Partnerschaften mit Personalaustausch einzugehen. Auch im wissenschaftlichen Bereich, denke ich, ist es sehr wichtig, dass es da einen Austausch von Forstwissenschaftlern gibt, wie das ja auch in vielen anderen Forschungsbereichen auch von China gewünscht ist, wie ich auf der jüngsten Konferenz für Wissenschaft und Technologie gehört habe.

CRI: Vielen Dank für das Gespräch!

Schulz: Bitteschön!

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