M: "Ich möchte sehr gern mehr über den Zustand der Chinesischen Mauer wissen. Vielleicht könnten Sie darüber einmal einen Bericht bringen."

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Unglaube, das machen wir natürlich gern. Sicherlich interessiert viele Hörer, wie es um die Große Mauer steht. Immerhin gehört die Große Mauer zu den größten Bauwerken der Welt und kann ohne Übertreibung als ein Weltwunder bezeichnet werden. Sie gehört zum kulturellen Reichtum der chinesischen Nation und steht auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes. Um sie auch für spätere Generationen zu erhalten, muss sie geschützt und ihr Zustand überwacht werden. Was in dieser Richtung unternommen wird und wie es eigentlich um die Mauer steht, wollen wir heute mal erkunden. Doch zuerst ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Großen Mauer.

M: Ja. Würde man eine neue Liste der Weltwunder aufstellen, dann gehörte die Große Mauer auf jeden Fall dazu. Sie gilt als die größte militärische Verteidigungsanlage der Welt. Und nicht nur das, für sie wurde auch die längste Bauzeit aufgewendet. Die Große Mauer erstreckt sich über eine Länge von 7000 Kilometern. Im Jahre 1987 wurde die Große Mauer in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Mit dem Bau der Großen Mauer wurde bereits im 9. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung begonnen. Damals ließen die Herrscher der verschiedenen Fürstentümen in Zentralchina zwischen den Wach- und Alarmtürmen und Festungen an der Grenze ihrer Reiche Mauern bauen, um Angriffe von Nomadenvölkern aus dem Norden abzuwehren. Dies war der Anfang der Großen Mauer.

F: Während der Frühlings- und Herbstperiode sowie der Zeit der Streitenden Reiche kämpften verschiedene Lehnsfürsten gegeneinander um Macht und Territorien. Immer wieder brachen Kriege aus. Die großen Fürstentümer ließen in Gebirgsgegenden nahe der Grenze Mauern errichten, um sich vor Angriffen zu schützen. Ab 221 v.u.Z. ließ der erste Kaiser Chinas, der Qin-Kaiser Shihuangdi, nach der Einigung Chinas diese Mauern zu einer 5000 Kilometer langen Mauer verbinden. Damit entstand eine über Berg und Tal führende Schutzmauer an der nördlichen Grenze.

M: In der über 2000-jährigen Geschichte haben Chinas Herrscher die Große Mauer immer wieder erweitert. In der Han-Dynastie, die der Qin-Dynastie folgte, wurde die Große Mauer auf über 10.000 Kilometer verlängert. Fasst man alle Verzweigungen der Großen Mauer zusammen, so käme man auf eine Länge von insgesamt über 50.000 Kilometern. Das reicht, um einmal die Erde zu umrunden.

F: Genau. Die Große Mauer, wie wir sie heute sehen können, wurde hauptsächlich in der Ming-Dynastie (1368-1644) errichtet. Sie führt vom Jiayu-Pass in der westchinesischen Provinz Gansu bis zum Yalu-Fluss in der nordostchinesischen Provinz Liaoning. Sie läuft durch neun chinesische Provinzen, regierungsunmittelbare Städte und autonome Gebiete und hat eine Länge von 7.300 Kilometer, also mehr als 14.000 li - einem alten chinesischen Längenmaß. Deshalb heißt sie auch "10.000 li lange Mauer".

M: Ja. Als Verteidigungsanlage führte die Große Mauer über Berge sowie durch Wüsten, Steppen und Moore. Die unterschiedlichen geologischen Gegebenheiten machten den Erbauern große Schwierigkeiten. Um die Mauer auch durch bautechnisch schwierige Gebiete bauen zu können, mussten zum Teil neue Technologien entwickelt werden. Noch heute kann man die Mauer als große technische Meisterleistung bezeichnen.

F: Die Große Mauer hat heute zwar nicht mehr eine praktische Funktion als Verteidigungsanlage. Dennoch ist sie ohne Zweifel ein grandioses Bauwerk von einzigartiger majestätischer Schönheit. Aus der Luft betrachtet sieht die Große Mauer, die sich 7300 Kilometer lang über Bergrücken windet, wie ein riesiger Drache aus. Und aus der Nähe bilden die mächtigen Mauern, stattlichen Wehr- und Signaltürme zusammen mit der Hügellandschaft eine wunderbare Komposition mit großem künstlerischem Reiz.

M: Das stimmt! Die Große Mauer hat einen hohen historischen und kulturellen Wert. Und sie zieht auch viele Touristen an. In- und ausländische Touristen fühlen große Ehrfurcht beim Besteigen der Großen Mauer. Sehr beliebt sind relativ gut erhaltene Abschnitte der Großen Mauer, so wie in Badaling, Simatai und Mutianyu in Beijing, der Shanhai-Pass am östlichen Ende der Großen Mauer und der Jiayu-Pass am westlichen Ende der Großen Mauer in der Provinz Gansu.

F: Ja. Die Große Mauer ist auch ein Symbol der chinesischen Nation und daher wird dem Erhalt der Großen Mauer große Aufmerksamkeit geschenkt. Nach jahrtausendelanger Erosion durch Wind und Regen sowie durch Beschädigung durch Menschenhand sind viele Abschnitte der Großen Mauer heute nicht mehr auffindbar. Die noch bestehende Große Mauer aus der Ming-Dynastie hat auch bereits viel Narben. In einigen Abschnitten fehlen bereits ganze Teile völlig. Aus einer Untersuchung aus dem Jahr 2002 geht hervor, dass das, was von der Großen Mauer der Ming-Dynastie noch steht, gerade mal eine Gesamtlänge von rund 2.500 Kilometern ausmacht. Damit zeigt sich, dass der Schutz der Großen Mauer ein dringliches Problem ist.

M: Oh Ja! Inzwischen bemüht man sich, die Verteidigungsanlagen und die beschädigten Teile der Großen Mauer systematisch zu restaurieren. So soll die Große Mauer als Gesamtes für kommende Generationen erhalten werden. Die Mauer vor Zerstörung durch Menschenhand zu bewahren, ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Das Bewusstsein der Bevölkerung für den Schutz der Großen Mauer muss also mit gezielten Maßnahmen erhöht werden.

F: Genau. Aber auch indirekte Schäden durch Menschenhand sind an der Mauer erkennbar. Umweltprobleme in der Region setzen der Mauer schwer zu. Außerdem drohen Teile des Bodens entlang der Mauer zu verwüsten. Deshalb sind Aufforstungsarbeiten notwendig. Geplant ist, die Region rund um die Große Mauer zu begrünen, um das ökologische Gleichgewicht in diesem Gebiet zu erhalten.

M: Ja. Durch derartige Maßnahmen hat sich in den letzten 20 Jahren die Waldfläche im Gebiet um die Große Mauer verdoppelt. In einigen Gebieten hat sich die Vegetation positiv entwickelt. Große Erfolge zeigen sich bereits bei der Aufforstung im Flachland. Dadurch profitiert auch die Landwirtschaft in der Region.

F: Genau. Alleine im Gebiet von Beijing beträgt die Länge der Großen Mauer insgesamt 629 Kilometer. Sie verläuft quer durch sechs Bezirke und Kreise, darunter Huairou, Pinggu und Miyun. Der weltberühmte Abschnitt der Großen Mauer in Badaling ist einer der schönsten Abschnitte dieses Kulturdenkmals. Er repräsentiert die Großen Mauer aus der Zeit der Ming-Dynastie. Badaling befindet sich im Kreis Yanqing in Beijing und ist ein Pass der Großen Mauer. Die strategische Lage war sehr wichtig, und es liegt auch sehr verkehrsgünstig.

M: Na und erst die Große Mauer bei Simatai in Beijing! Sie wird als der "am besten erhaltene Abschnitt der Großen Mauer" bezeichnet. Sie ist ein 19 Kilometer langer Mauerabschnitt mit 135 Wachtürmen. Die Berge sind dort steil, und es ist ein strategisch wichtiges und schwer passierbares Gelände.

F: In den letzten zwei Jahren hat die Stadt Beijing begonnen, die Große Mauer weiter zu restaurieren. Das Renovierungsprojekt für die Große Mauer "Huanghuacheng" im Kreis Huairou wurde bereits im Jahr 2004 begonnen. Die erste Phase des Projekts wurde bereits im selben Jahr abgeschlossen. Auch an anderen Mauerabschnitten in Beijing, beispielsweise in Simatai, Chadaocheng und Gubeikou wurde renoviert und Erhaltungsarbeiten durchgeführt.

M: Ja. Außerdem hat die Stadtregierung Beijing "Verwaltungsmaßnahmen für den Schutz der Großen Mauer der Stadt Beijing" erlassen und umgesetzt. Nun ist einzig das Denkmalamt der Stadt für den Schutz der Großen Mauer zuständig. Die Kreisregierungen entlang der Großen Mauer sowie die Denkmalämter vor Ort sind für den Schutz der lokalen Abschnitte der Großen Mauer verantwortlich. Es gibt auch noch andere Verwaltungsorgane, die entsprechend ihrem Aufgabengebiet ebenfalls für den Schutz der Großen Mauer zuständig sind. Es wurden auch Vorschriften für Renovierung, den Tourismus und Fotografie und ähnliches festgelegt.

F: Genau. Und vor kurzem ist auch berichtet worden, dass China die Große Mauer in der nordwestchinesischen Provinz Gansu renovieren wird. Ein Projekt zum Schutz und zur Instandsetzung der Großen Mauer aus der Qin-Dynastie (221-206 v.u.Z.) und aus der Han-Dynastie (206 v. - 220 n.u.Z.) läuft gerade. Das Projekt wurde bereits vom Staatlichen Amt für Denkmalschutz bewilligt. Experten der Lanzhou-Universität haben schon Untersuchungen durchgeführt. Auch die Provinz Gansu wird in den nächsten fünf Jahren Verordnungen zum Schutz der Großen Mauer innerhalb der Provinz erlassen.

M: Soviel, liebe Hörer, heute zur Großen Mauer in China und zu den Hörerfragen. Hier gleich noch einmal ein Aufruf an Sie: Schreiben Sie uns Ihre Fragen. Wir gehen sehr gern darauf ein.