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Shing-Tung Yau - die Ästhetik der Mathematik genießen
   2006-02-10 11:26:54    cri
1982 wurde er mit der Fieldsmedaille ausgezeichnet. Die Fielsmedaille gilt als Nobelpreis für Mathematiker, jedoch darf sie nur an Forscher unter 40 Jahren verliehen werden. Und in jenem Jahr, 1982 also, war der chinesischstämmige US-Mathematiker Shing-Tung Yau 33 Jahre alt. Heute hat Yau an der amerikanischen Harvard University einen Lehrstuhl inne.

Geboren wurde Shing-Tung Yau 1949 in der südchinesischen Provinz Guangdong. Als er noch ein Kind war, übersiedelte Yau's Familie nach Hongkong. Nachdem der Vater gestorben war, musste die Mutter die Familie alleine versorgen. Trotz der armseligen Situation war Yau stets einer der besten Schüler gewesen. 1966 begann er mit seinem Mathematikstudium an der Chinese University of Hongkong (CUHK) und konnte bereits 1969 das Studium vorzeitig vollenden. Danach ging er in die USA und promovierte 1971 an der University of California in Berkeley. Der große Meister Shiing-Shen Chern war sein Doktorvater. Nach der Promotion unterrichtete Shing-Tung Yau als Professor an verschiedenen Universitäten, darunter an der Stanford Universität. Seit 1987 hat er an der Harvard Universität einen Lehrstuhl inne.

Das erste wichtige Ergebnis in seiner akademischen Karriere errang Yau im Alter von nur 27 Jahren. Es war 1976, als er das "Calabi"-Conjecture in der Algebrageometrie erfolgreich löste. Seitdem machte er sich international einen großen Namen wegen seines Talentes in den Frontengebieten wie geometrische Analyse, Differentialgeometrie, Differentialgleichung, mathematische Physik, Algebrageometrie, Stromtopologie sowie auch in der Computergrafik. 1981 gewann er den höchsten Preis in der Differentialgeometrie, den Veblen Preis. 1982 wurde er mit der Fieldsmedaille ausgezeichnet. Er ist zugleich auch der bislang einzige chinesischstämmige Mathematiker, der die Fieldsmedaille, die als Nobelpreis in der Mathematik bekannt ist, erhielt. 1993 wurde Shing-Tung Yau zum Mitglied der US-Akademie der Wissenschaften gewählt. 1994 erhielt er den Crafoord-Preis der Schwedischen Königlichen Akademie der Wissenschaften und wurde ausländisches Mitglied der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. 1997 wurde dem inzwischen weltbekannten Mathematiker die amerikanische nationale Medaille für Wissenschaft verliehen. Im Jahre 2003 verlieh ihm die chinesische Regierung den nationalen Preis für internationale Wissenschaftszusammenarbeit.

Für Prof. Yau ist Mathematik auch reine Ästhetik. In einem Interview mit chinesischen Journalisten sagte er, die höchste Stufe der Literatur sei eine ästhetische Welt. Auch in der Mathematik erkenne er den ähnlichen Charakter wie in Gedichten oder Prosastücken. Nur wenn man ein gewisses Niveau erreicht habe, könne man die Ästhetik der Mathematik spüren und genießen. In der Mathematik empfand der große Meister nicht nur deren Anwendungsaspekte, sondern auch literarische Aspekte. Wörtlich sagte Prof. Yau einmal: "Ich bin an all dem interessiert. Die Beziehungen zwischen den literarischen und den Anwendungsaspekten der Mathematik einzugehen, macht mir wirklich viel Spaß!"

Vielleicht gerade, weil der geniale Mathematiker einen Scharfsinn für literarische Aspekte hat, versteht er es sehr gut, die Zuhörer in eine ganz andere Welt der Mathematik zu führen. In seinem Vortrag „Geometrischer Ursprung von Zeit und Raum" an der chinesischen Akademie der Wissenschaften zitierte Yau zum Schluss Wörter aus dem Buch von Zhuangzi, einem Philosophen aus dem Alten China: „Himmel und Erde wachsen mit mir zusammen, alles um mich herum vereint sich in mir."

Langjährige Forschungen haben Professor Yau viel Spaß bereitet. Seiner Ansicht nach liegen der Reiz und die Ästhetik der Mathematik in der Einfachheit und Ernsthaftigkeit. Man braucht schließlich nur einige einfache mathematische Grundsätze anzuwenden, um die Beziehungen zwischen der Natur und den Lebewesen zu beschreiben. Professor Yau meinte, auch Physiker und Ingenieure könnten die Ästhetik der Mathematik in ihrem Berufsalltag spüren. Zahlreiche Computerfragen zum Beispiel ließen sich mit Mathematik erklären. Durch das Einfache das Komplizierte zu meistern, sei wirklich ein herrliches Gefühl. Genau darin sehe man die gemeinsame Sprache der Kultur und Kunst, sagte das Mathematikgenie. Als Beispiele nannte er dabei die Tuschgemälde des weltbekannten chinesischen Malers Chang Dai-chien. Nur mit wenigen Tuschestrichen kann eine lebendige Welt entstehen.

Während Shing-Tung Yau die Ästhetik der Mathematik genießt, ist die Mathematik auch mit seinem Leben schön vermischt.

In der Freizeit liest er gern Romane oder schaut sich Filme an oder geht oft spazieren. Auf seinem Tisch sind meist alte chinesische Gedichtsammlungen aus der Tang- und Song-Zeit zu finden. Professor Yau hat stets großes Interesse an Literatur und Geschichte. Jeden Tag findet er Muße, um Geschichtsbücher oder Literaturwerke zu lesen.

Die klassischen chinesischen Werke haben Professor Yau stark beeinflusst. Tao Yuanming ist sein Lieblingsdichter. In den Gedichten von Tao Yuanming spüre man, so Yau, den Spaß in der Natur. „Auch wir, die wissenschaftliche Forschungen betreiben, brauchen die Naturnähe", so Yau. Geld und Ruhm sind ihm dabei gleichgültig.

Ein China-Komplex ist also bei Prof. Yau stark zu spüren. Seit mehr als 20 Jahren bemüht sich der chinesischstämmige Mathematiker, seinen Teil zur Entwicklung der Mathematikforschung in China beizutragen. Er hat zum Beispiel selbst finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, der Zhejiang-Universität sowie an der Chinese University of Hongkong Spezialklassen für hochbegabte Mathematikstudenten einzurichten. Er hat zudem den Chenxing-Preis für chinesischstämmige Mathematiker ins Leben gerufen. Er hat Pendlerreisen zwischen Beijing, Hangzhou, Hongkong und den USA gemacht und den Vorsitz zahlreicher internationaler Fachsymposien übernommen. Er hat auch mehr als 20 weltbekannte Mathematiker und Physiker, darunter Stephen W. Hawking, bewegt, zum akademischen Austausch nach China zu reisen. Alles, was er in China macht, tut er ehrenamtlich. Sogar die Tickets für die Flüge nach China bezahlt er selbst. Der größte Wunsch von Professor Yau ist, wie Yang Le, Wissenschaftsrat der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, sagte, seinem Geburtsland China zum Aufstieg zu einer Mathematikmacht zu verhelfen.

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