Das Przewalski-Pferd gehört zu den vom Aussterben bedrohten Tierarten in der Welt. Derzeit sind nur etwa 1000 Exemplare bekannt. Die Heimat der Przewalski-Pferde ist die Dsungarei im chinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Die wilden Pferde galten in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in China als ausgestorben. Im Jahr 1985 kehrten die Przewalski-Pferde wieder in ihre Heimat zurück.
Rund 100 Kilometer von Ürümqi, der Hauptstadt des uigurischen Autonomen Gebietes Xinjiang, befindet sich ein Zucht- und Forschungszentrum der besonderen Art. Hier werden Przewalski-Pferde künstlich aufgezogen. Es ist windig. In der Gegend herrschen gerade minus 6 bis 7 Grad Celsius, und doch fühlen sich die Pferde in ihren Freigehegen spürbar wohl. Der Leiter des Zucht- und Forschungszentrums, Wang Chen, erklärte uns, woran man die Przewalski-Pferde erkennt:
"Wenn man sich das Przewalski-Pferd anschaut, dann erkennt man die sandfarbene Behaarung des Rückens und die echt kurze schwarze Mähne. Der Kopf und der Hals des Przewalski-Pferdes sind vergleichsweise groß, und die Extremitäten im Vergleich zum Körper gut proportioniert. Von den Knien abwärts sind die Pferde schwarz behaart. Der Schwanz des Pferdes ähnelt dem des Esels. Diese Wildpferde sind gute Läufer, pro Tag können sie im Durchschnitt zwischen 80 bis 120 Kilometer zurücklegen. Zudem hat das Pferd eine gute Nase."
Das Przewalski-Pferd ist seit jeher ein Star in der Tierwelt und stand schon oft im Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschungen, so beispielsweise bei Forschungen zur Evolutionstheorie des britischen Wissenschaftlers Charles Darwin. Die wildlebenden Przewalski-Pferde waren bereits sehr früh vom Aussterben bedroht. Als der russische Wissenschaftler Michail Przewalski 1878 im Norden der Dsungarei in Xinjiang diese Pferdeart entdeckte, erregte dies in Europa großes Aufsehen. Später wurde diese Wildpferdart nach ihrem Entdecker Przewalski-Pferd genannt. Derzeit ist keine wildlebende Population von Przewalski-Pferden bekannt. Przewalski-Pferde werden heute in Tiergehegen künstlich aufgezogen oder leben in speziellen Schutzgebieten, in denen das Jagen verboten ist. In China gilt das Przewalski-Pferd als ebenso wertvoll wie der Große Panda-Bär.
Der Vizeleiter des Zucht- und Forschungszentrums für Wildpferde, Mahudan Ulkbanis, gehört der kasachischen Nationalität an und arbeitet seit Abschluss seines Studiums in dem Zentrum. Über die Bedeutung des Zucht- und Forschungszentrums für die Wildpferde sagte er:
"Viele Experten von verschiedenen Ländern sind sehr besorgt über die Zukunft der Wildpferde. Die Erfolgsquote bei der Wildpferdzucht ist im Ausland relativ niedrig, nur etwa ein Viertel kommt durch. Die Experten befürchteten deshalb ein Aussterben der Wildpferde. Deshalb kamen sie auf die Idee, die Wildpferde in ihre Heimat, also in das chinesische Autonome Gebiet Xinjiang, zurückzuschicken."
Im Jahr 1985 erhielt China 11 Wildpferde aus Deutschland und Großbritannien und gründete damit das Zucht- und Forschungszentrum für Wildpferde in Xinjiang. Später trafen weitere sieben Wildpferde aus Deutschland und den USA ein. Hier im Zentrum wird in einer speziellen Datenbank über jedes Wildpferd genau Buch geführt. Vor der künstlichen Fortpflanzung müssen die Stammbäume verglichen werden, um eine Inzucht zu vermeiden. Zur Befruchtung werden Pferde bester Qualität und Kondition ausgewählt. Manchmal wird bei der Auswahl sogar die Form der Pferdehufe berücksichtigt.
Die Experten des Forschungszentrums haben während ihrer Forschungen besondere Beziehungen zu den Wildpferden aufgebaut. In ihren Herzen sind die Wildpferde wichtiger als alles andere. Das bestätigte auch Saudi Bek, der im Forschungszentrum für die Zucht der Pferde verantwortlich ist:
"Ich arbeite hier schon seit vier Jahren und bin täglich mit den Wildpferden zusammen. Ich kenne die Nummer und den Zustand eines jeden Pferdes so gut wie meine eigene Hand. Wenn die Pferde mich sehen, laufen sie zu mir herüber und dann um mich herum. Wenn ich sie sehe, fühle ich mich immer wohl."
Die 18 Wildpferde aus Deutschland, Großbritannien und den USA haben sich inzwischen gut in ihre neue Umgebung eingelebt. Aus ihnen sind bereits vier weitere Generationen entstanden. In Xinjiang waren vor etwa 35 Jahren keine Przewalski-Pferde mehr zu finden. Heute leben wieder über 160 Wildpferde in dem Gebiet. Ein großer Erfolg, meinte auch der Vizeleiter des Zentrums, Mahundan Ulkbanis:
"In unserem Zentrum leben jetzt 118 Przewalski-Pferde. Sie werden in sieben verschiedenen Pferdepopulationen getrennt gehalten. Unsere Aufgabe ist, die eingeführten Wildpferde auf eine bestimmte Populationszahl zu vermehren und sie dann in die Natur zurückkehren zu lassen."
Im August 2001 setzte das Zucht- und Forschungszentrum erste Mals 27 gezüchtete Przewalski-Pferde in der freien Natur aus. Seitdem stehen die Pferde unter ständiger Beobachtung. Nach einiger Zeit konnte festgestellt werden, dass die Wildpferde sich dem Leben in der freien Wildbahn angepasst hatten. In den darauf folgenden drei Jahren brachten die Pferde sieben kleine Fohlen zur Welt. Später wurden weitere 10 Przewalski-Pferde aus dem Zentrum in die Natur entlassen. Dazu sagte der Leiter des Zucht- und Forschungszentrums für Wildpferde Wang Chen abschließend:
"Wir bringen die Pferde an einen vorher genau bestimmten Ort. Das hat vor uns noch niemand getan. Wir können nur Schritt für Schritt Erfahrungen sammeln und hart arbeiten. Wir wissen heute noch nicht, welches Ergebnis unser Projekt haben wird und wie es weiter geht. Wir hoffen nur, dass diese Pferde noch über viele Generationen weiterleben werden."
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