Wussten Sie, dass das Stelzenlaufen ursprünglich aus China stammt? Es ist hier vor über 2700 Jahren entstanden. Zu den Liebhabern des Stelzenlaufs gehört Samaity Iming, ein Uigure aus dem chinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Er hat in den vergangenen zwei Jahren zwei Mal den Guiness-Weltrekord im Stelzenlaufen gebrochen.
Am 26. November 2005 erschien Samaity Iming auf einem Platz im Stadtzentrum von Ürümqi, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Xinjiang. Dann stellte er sich auf Stelzen, die 16,14 Meter hoch sind, 29,4 Kilo wiegen und von Samaity selbst aus Stahl hergestellt wurden. Samaity Iming lief 49 Schritte auf seinen Stelzen und brach damit den Weltrekord eines Kanadiers, der auf 15,56-Meter-hohen Stelzen 29 Schritte gelaufen war.
"Liebe Freunde, ein neuer Weltrekord wird aufgestellt! Unserem Samaity Iming ist dies gelungen! Er hat den Guiness-Weltrekord gebrochen! Seine Stelzen sind 16,14 Meter hoch, und er ist damit insgesamt 49 Schritte gelaufen. Ich beglaubige, dass diese Angaben richtig und gültig sind."
Nach dieser Erklärung des Notars wurde Samaity von Leuten hoch gehoben und fröhlich gefeiert. Es herrschte großer Jubel auf dem Platz. Für Samaity war es bereits der zweite Guiness-Weltrekord im Stelzenlaufen.
Der 29jährige ist Lehrer an einer Mittelschule im Kreis Shanshan in Xinjiang. In seiner Freizeit treibt er gern Sport. Die 5 Kilometer von seinem Haus bis zur Schule lief er anfangs jeden Morgen zu Fuß. Nach einiger Zeit aber dachte er darüber nach, auf irgendeine Weise die Geschwindigkeit seines Laufes zu erhöhen. Er probierte verschiedene Dinge aus, bis er schließlich auf die Stelzen kam.
Samaity machte einige Experimente. Er fertigte neuartige Stelzen aus Stahlrohren und Kleiderbügeln. Diese Stelzen stellten sich als praktisch und vorteilhaft heraus. Mit ihnen bestand auch nicht die Gefahr, umzufallen. Samaity erwarb mit seinen Sicherheitsstelzen ein chinesisches Patent.
"Bei der Nutzung traditioneller Stelzen muss man mit Leinen seine Unterschenkel an die Stelzen anbinden. Das ist nicht nur kompliziert, sondern auch gefährlich. Deshalb wollte ich die Stelzen umstrukturieren und den Bedürfnissen der Menschen von heute anpassen. So habe ich vorteilhafte und zudem sichere Stelzen entwickelt."
Nachdem Samaity das Patent erhielt, suchte er nach weiteren Informationen über Stelzen. Im Mai 2003 nahm er im Internet Kontakt mit dem Guiness-Hauptquartier in Großbritannien auf. Dabei wurde ihm mitgeteilt, dass noch niemand versucht habe, auf 65 Zentimeter hohen Stelzen zu laufen. Damit war die Chance gegeben, einen neuen Guiness-Weltrekord aufzustellen.
Gedacht, getan! Vom 30. September bis zum 1. Oktober 2003 legte Samaity auf 10 Kilo schweren Stelzen einen Weg von 79,6 Kilometern zurück, und zwar den Weg vom Kreis Shanshan bis in die Stadt Turpan. Er legte damit die längste Strecke binnen 24 Stunden zurück. Damit fand er Einzug ins Guiness-Buch der Rekorde.
"Der Ursprung des Stelzenlaufs ist in China. Aber geschichtlich wurden alle Weltrekorde von Stelzen von ausländischen Stelzenläufern aufgestellt und gebrochen. Wir sollten eigene Kunst gut schützen und sie weiter vorantreiben. Deshalb will ich den Guiness-Weltrekord brechen. Es ist mein Wunsch, den Stelzenlauf in ganz China und in der Welt weiter zu verbreiten."
Während des Traubenfestes in diesem August in Turpan hatte Samaity wieder einen Guiness-Weltrekord aufgestellt. Innerhalb von 8 Tagen lief er auf Stelzen von der Stadt Ürümqi bis in den Kreis Shanshan. Mit 286 Kilometern war und ist er der erste Chinese, der auf Stelzen eine so lange Strecke gemeistert hat.
Zwei kleine Brüder von Samaity begleiten Samaity Iming stets und unterstützen ihn. Samaitys Bruder Mamaity Iming sagte:
"Am Anfang verstand ich meinen Bruder überhaupt nicht, dass er auf Stelzen laufen wollte. Oft ist er hingefallen, aber stets wieder aufgestanden weiter gelaufen. Überall hatte er Verletzungen. Wir wollten ihn überzeugen, aufzugeben. Das erwies sich aber als schwierig. Wir hatten nicht damit gerechnet, wie störrisch er geworden war. Er gab alle seine Ersparnisse aus und entwickelte immer wieder neue Stelzen. Wo ein Wille, da ist auch ein Weg. Er hat es geschafft. Immer länger läuft er auf immer höheren Stelzen und stellte Weltrekorde auf, die er selbst wieder bricht. Nun bin ich überzeugt, dass das Stelzenlaufen einen mutig und hartnäckig machen kann. Vor meinem Bruder habe ich große Achtung, von ihm habe ich viel gelernt."
Dank der Entwicklung seiner neuen Stelzen und den zwei Guiness-Weltrekorden wurde Samaity von der ganzen Gesellschaft beachtet und unterstützt, darunter auch vom Xinjianger Akrobaten-Verband. Während des traditionellen chinesischen Frühlingsfestes 2006 wird dieser Verband Samaity sponsern, indem er ihm 17 Meter große Stelzen zur Verfügung stellt, mit denen er im Internationalen Olympischen Sportzentrum in Beijing 56 Schritte laufen wird. Das ist dann wieder ein neuer Guiness-Rekord. 56 Schritte symbolisieren die Einheit der chinesischen 56 Nationalitäten und auch den 56. Gründungstag der Volksrepublik China.
Yu Tianyong, Generaldirektor des Xinjianger Akrobaten-Verbandes, sagte dazu:
"Samaity Iming ist bis jetzt der einzige Chinese, der vom britischen Guiness-Hauptquartier ein Zertifikat ausgehändigt bekam. Er will möglichst viele Menschen auf seinen Stelzenlauf aufmerksam machen und hofft, diesen traditionellen volkstümlichen chinesischen Sport populär machen zu können. Als Vertreter der chinesischen Minderheiten liebt Samaity die Stelzen, die ja ursprünglich aus der chinesischen Zentralebene stammen. Hier können wir die untrennbare Kohäsionskraft zwischen den verschiedenen chinesischen Nationalitäten spüren."
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