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Reisebericht über Eindrücke beim Aufenthalt in Beijing anlässlich des Sonderpreises 45 Jahre deutschsprachiges Programm CRI gestern, heute und morgen
   2005-12-31 10:52:46    cri
Peter Prem, einer der zwei Gewinner des CRI Sonderpreises will für alle Hörer, die nicht so großes Glück hatten, den Hauptpreis zu gewinnen, meine Eindrücke während meines Aufenthalts in Beijing schildern und sie dazu ermutigen, das nächste Mal mitzumachen. Vielleicht klappt es dann.

Abends ging es per Flugzeug von Salzburg über Wien nach Beijing. Es war ein großartiger Anblick, vom Flugzeug aus die Sonne aufgehen zu sehen und die Weite der inneren Mongolei zu betrachten. Ich war sehr gespannt, wie wohl meine Ankunft am Flughafen sein würde. Die Redakteurin Fräulein Liwen von der deutschen Redaktion hat mich dann persönlich sehr nett am Flughafen mit meinem Namensschild begrüßt. Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl, dann die Person kennenzulernen, deren Stimme im Radio das einzige Verbindungsglied darstellt. Dieses Gefühl hat sich jetzt nach der Reise beim Hören der Nachrichten noch verstärkt. Die Stimme führt mich in Gedanken sogleich nach Beijing zurück. Für mich ist CRI jetzt die einzige Radiostation, mit deren Sprechern ich persönlichen Kontakt habe.

Ich wurde dann zum Hotel gebracht. Hier traf ich den zweiten Preisträger Herrn Schillo aus Berlin. Voller Spannung beschlossen der zweite Preisträger und ich, das meiste aus unserer Zeit zu machen und nach einer kurzen Erfrischungspause sofort noch eine Besichtigung vorzunehmen. Zuerst spazierten wir in der Nähe unseres Hotels und schauten uns kleinere Geschäfte an.

Ich möchte nun über einige Höhepunkte der Reise berichten:

Die chinesische Schrift oder geistige Nahrung für mich:

Der Weg zum Kennenlernen und Verstehen einer fremden Kultur führt für mich sehr oft über das Erlernen der Landessprache. Es ist in gewisser Weise beschämend für mich gewesen, wie gut und wortreich der Wortschatz und die Beherrschung der Grammatik der Mitglieder der deutschen Redaktion ist und wie wenig ich selbst in die chinesische Sprache und Kultur eingedrungen bin.

Was für mich besonders aufregend war, war das glückbringende Gefühl, einige chinesische Zeichen lesen zu können. Die Schriftzeichen üben auf uns Europäer einen ganz besonderen Reiz aus. Es zeigte sich, dass es die Mühe wert war, den Sprachkurs von Radio China zu verfolgen. Wenn ich die Bedeutung eines Zeichens erkenne, verliert es seinen Zauber und wird zum alltäglichen Kommunikationsmittel, so wie es die Einheimischen sehen. Aber es bleiben noch ein Meer von Zeichen übrig, die mich verzaubern können. Wenn ich sehe, wie die Zeichen verwendet werden, spornt es mich wieder an, neue Zeichen dazuzulernen. Die chinesische Zeichenschrift ist die älteste, heute noch in Verwendung befindliche Schrift der Welt. Besonders eindrucksvoll war für mich, alte historische Schriftzeichen in der verbotenen Stadt lesen zu können und gleichzeitig auch bei der Fahrt auf einer der Außenringautobahnen rund um Beijing moderne elektronische Anzeigen für den Verkehr zu sehen. Natürlich brauchte ich viel zu lange, um die Hinweise zu entziffern, aber unser Fahrer konnte sich natürlich daran sicher und schnell orientieren. Diese Hinweise sind wesentlich kürzer und pregnanter als Hinweisschilder in lateinischer Schrift in Europa. Für Beijinger ist das natürlich so selbstverständlich und es fällt ihnen nicht mehr auf.

Die Bewohner von Beijing müssen wahre Leseratten sein. Fräulein Liwen hat uns zu der größten Buchhandlung geführt, die ich je gesehen habe. Ich kenne Buchhandlungen in London, Paris, München und Wien, aber ein so grosses und reichhaltiges Buchgeschäft habe ich noch nicht gesehen. Fräulein Liwen führte mich zur richtigen Abteilung. Auffallend war das große Interesse der vielen Kunden. Lesen scheint in Beijing einen hohen Stellenwert zu haben. Im selben Geschäft gibt es auch eine große Abteilung, in der man DVDs und CDs kaufen kann. Ich konnte mir zu günstigen Preisen mit klassischen Filmen über die drei Reiche sowie den Traum der roten Kammer und die Räuber vom Liangshan Moor besorgen. Diese Filme weisen Untertitel auf Englisch oder Chinesisch auf und sind somit ideal für das Studium der Sprache geeignet. Ein besonderer Fund für mich war ein klassischer Schwarz- weißfilm über das Leben von San Mao. Die Zeichnungen des berühmten Karikaturisten über das Leben von San Mao sind wirklich sehenswert. Auffallend war für mich auch der große Anteil an ausländischen Büchern entweder im Original oder einer Übersetzung. Mein Eindruck ist, dass die Beijinger wirklich begeisterte Leser sind, was ich von meiner Heimat so nicht bestätigen kann.

Ich möchte mich hier auch bei Fräulein Xiqian bedanken, die mir in der deutschen Redaktion gezeigt hat, wie chinesische Zeichen mit der Computertastatur eingegeben werden. Leider werden bis heute nur konventionelle Wörterbücher benutzt. Mein Traum bleibt ein elektronisches chinesisch-deutsches Wörterbuch, mit dem ich direkt Texte aus dem Internet lesen kann. Vielleicht kann jemand so etwas bewerkstelligen.

Die Verleihung des Preises:

Der Vormittag des zweiten Tages war der feierlichen Verleihung des Sonderpreises und der Besichtigung des CRI-Gebäudes gewidmet. Der stellvertretende Intendant Herr Chen, Herr Sun, Leiter der deutschsprachigen Redaktion, alle Mitarbeiter der deutschsprachigen Redaktion, sowie viele frühere bereits im Ruhestand befindliche Mitarbeiter waren anwesend.

In Reden wurde kurz auf die Entwicklung der Geschichte von Radio Peking zu Radio China International hingewiesen und auch auf die zukünftigen Entwicklungen der Internetseite und dem Satellitenempfang hingewiesen.

Auch wir die Preisträger erhielten die Möglichkeit, uns für die Geschenke zu bedanken. Ich konnte sogar durch ein paar chinesische Sätze zeigen, daß die Früchte des Sprachkurses von CRI auch aufgegangen sind. Die schöne Vase steht heute auf meinem Computerschreibtisch. Den kleinen Kurzwellenempfänger kann ich überall mitnehmen und so wenn es die Zeit erlaubt, CRI zu hören.

Meine Frau hat sich über den Seidenpyjama sehr gefreut.

Speisen und Genießen ist nach dem Lernen auch wichtig:

Abends speisten wir in einem Restaurant nahe dem Hotel. Ich hatte schon zu Hause geübt, mit Stäbchen zu hantieren, aber wir Europäer stellen uns noch immer sehr ungeschickt an. Es war manchmal für uns lustig, wenn etwas gar zu glitschig war. Es mag für viele eine Kleinigkeit sein, aber das Servieren der gemeinsamen Speisen in der Mitte des Tisches, wobei jeder dann das auf seinen Teller nimmt, was er will, ist total verschieden von Europa, wo jeder nur seine eigene Speise bekommt. Dieses gemeinsame Teilen der Speisen ließ mich viel über die Eßkultur in China erahnen. Wir lernten auch, daß Lotus nicht nur schöne Blüten sind, was in Europa ja bekannt ist, aber daß Wurzel und Samen der Lotuspflanze auch zu hervorragenden Speisen verarbeitet werden.

Ein Höhepunkt war natürlich die Einladung anlässlich der Preisverteilung in ein berühmtes Pekingentenrestaurant. Es war für mich das erste Mal, diese Köstlichkeit zu genießen. Eine sehr freundliche Geste des stellvertretenden Intendanten Herrn Chen uns beiden Preisträgern Speisen vorzulegen, war eine ganz neue Erfahrung. Für mich ganz neu war auch das Probieren von zubereiteten Seegurkenstücken, die ich, wenn ich ehrlich bin, sehr mit großer Vorsicht kostete.

Die ganze Woche hindurch wurden wir bestens verpflegt und konnten Gerichte aus den verschiedenen Provinzen verkosten. Jiaozi mit Rindfleisch gefüllt aus dem Nordwesten Chinas in scharfe Sauce getaucht mit Qingdao Bier habe ich noch gut in Erinnerung, ebenso eine leckere Nudelsuppe mit Fleischstückchen.

Tee oder die Erfrischung zu jeder Zeit:

Ich liebe grünen Tee und Fräulein Liwen führte uns fachkundig in ein Teegeschäft in der Nähe des Qianmen Platzes. Das Beste ist hier, die Augen zu schließen und den zarten Duft auf sich einwirken zu lassen und so eine Weile zu verbleiben. Ich konnte auch den Kuding Tee erstehen, den ich aus gesundheitlichen Gründen vom Arzt empfohlen bekam. Wir lernten auch, daß der in Europa schwarzer Tee genannte in China roter Tee heißt.

Wir besuchten auch ein über hundert Jahre altes Teehaus, in dem wir einen besonderen Tee verkosteten. Am Anfang sind die Teeblätter in einer kleinen Kugel zusammengerollt. Durchs Aufgießen von heißem Wasser öffnet sich die Kugel langsam und es formt sich eine Blüte. Zum Tee nahmen wir auch kleine Kuchenstücke. Auf einer kleinen Bühne spielten Musiker klassische Lieder, unter anderem auch das Lied Molihua "Jasminblüten", das ja in die Inszenierung von Turandot Eingang gefunden hat. Es ist schön, daß es noch solche Teehäuser gibt.

Die große Mauer von Simatai:

An einem strahlenden Novembertag fuhren wir, wie übrigens während der ganzen Woche, im Auto von CRI zur großen Mauer. Die Luft war klar und an einigen Stellen der Bäche sah man schon Eis. Wir beschlossen, zu Fuß die Mauer zu erklimmen. Das war für mich ganz schön anstrengend und beim sechsten Wachturm mußte ich eine Rastpause einlegen und fast bereute ich, nicht den Sessellift genommen zu haben. Aber meine Müdigkeit rief in mir die in Tanggedichten beschriebene Einsamkeit und Traurigkeit von strafversetzten Soldaten zur Bewachung des Reiches in alter Zeit wach. So setzte ich mich und schaute ins weite Land. Da fielen mir die vielen kleinen Bäume auf, die in mühevoller Kleinarbeit mit Steinen eingesäumt, aufgeforstet wurden. Die Beschreibung, daß sich die Mauer wie ein riesiger Drache übers Land schlängelt, finde ich sehr passend. Sie passt sich wirklich ans Gelände an.

Wenn ich jetzt zu Hause die DVD über die drei Reiche ansehe, muß ich auch unwillkürlich an den Mauerbesuch denken.

Der Kaiserpalast :

Die verbotene Stadt ist ein riesiges Ensemble und ich war froh, den ferngesteuerten elektronischen Führer zu haben, der uns auf Deutsch aufmerksam machte, wo wir uns gerade befinden. Die Pracht ist überwältigend und ich mußte oft an die vielen Geschichten über Cixi und Puyi denken.

Der Himmelstempel Tiantan:

Besonders beeindruckend ist das eingebettet sein der Sakralbauten in riesige Parkanlagen. Es war Sonntag und viele Beijinger nutzen die Möglichkeit, sich hier in den Parkanlagen zu erholen. Wir hatten das Glück, gerade noch am letzten Tag einer Ausstellung über klassische Musikinstrumente den Himmelstempel zu besuchen. Fasziniert hat mich ein vier hundert Jahre alter Baum. Ich stellte mir vor, was der Baum alles erzählen könnte. Er hat ja so vieles erlebt. Ein Besucher sollte auch auf keinen Fall die Flüsterwand versäumen. Man kann sich hier mit jemand verständigen, ohne daß die Leute dazwischen etwas hören. Interessant ist auch eine aus zwei Teilen verschränkt gebaute Pagode mit einer ganz besonderen Dachkonstruktion.

Der Sommerpalast:

Es war ein herrlicher Tag und ich kann verstehen, daß die Kaiser hier die Sommer schön verbringen konnten. Die Trauerweiden, der See und die wunderschöne Brücke waren ein herrlicher Spaziergang wert. Einige Pensionisten ließen Drachen steigen, andere ergötzten sich am Diabolospiel. Wobei mir zum ersten Mal die Diabolos, die Töne hervorbringen, auffielen. Ich durfte auch probieren, mußte aber erkennen, daß es mir überhaupt nicht gelang, den Kreisel in Bewegung zu setzen.

Die U-Bahn:

Am ersten Tag fuhren wir mit der U-Bahn zum Tiananmenplatz und erklommen das Tor, von dem aus die Volksrepublik China ausgerufen wurde. Die Sonne stand bereits tief und ihre Strahlen ließen die große Kuppel des neuen Kulturmuseums im Westen erstrahlen. Ich war über die Sauberkeit der U-Bahnanlagen erstaunt. Wer die Graffiti und anderen Missstände in europäischen U-Bahnstationen kennt, wird hier verwöhnt. Dadurch, daß die nächste Station vorangekündigt wird und dann beim Erreichen der Station noch einmal über Lautsprecher ausgerufen wird, war es auch mir möglich, mich sofort zu orientieren und zurechtzufinden. Ich bestand auch darauf, einmal allein mit der U- Bahn zu fahren, um mir zu beweisen, daß ich mich zurechtfinde.

Ausklang:

Die Woche verging viel zu schnell und ich träume jetzt noch oft von meinen Erlebnissen in Beijing. Im Radio die Stimmen zu hören und die dazugehörigen Personen zu kennen ist schon ein ganz besonderes Gefühl, das mich tief beeindruckt. Die Reise hat mir neue Kraft gegeben, mich weiter dem chinesischen Sprachstudium zu widmen um noch viel mehr über dieses interessante Land und seine Leute zu erfahren. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bei allen für all die Gastfreundschaft bedanken.

Peter Prem Dezember 2005

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