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Trinkwasser und Abwasserbeseitigung in Beijing
   2005-12-19 10:24:41    cri
F: Herzlich willkommen zu unserem Fragenblock "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, heute möchten wir dem Wunsch unseres Hörers Bernhard Westhölter aus dem deutschen Wermsdorf nachgehen, der nach Chinas Trinkwasser und Abwasser fragt. Herr Westhölter schrieb uns vor kurzem in einem Brief:

M: "Wie werden in China beziehungsweise in Beijing die Trinkwasser- und Abwasser-Preise berechnet? Wie hoch ist die finanzielle Belastung einer Familie in Beijing?"

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Westhölter, Trinkwasser und Wasserressourcen in China beziehungsweise in Beijing sind heiße Themen. Einige Hörer wissen vielleicht, dass Beijing eine Stadt mit akutem Wassermangel ist. Der Preis für das Trinkwasser in Beijing wurde schon mehrmals erhöht. Derzeit zahlt man seit einer Preiserhöhung im Sommer dieses Jahres für Trinkwasser in Beijing 3,7 Yuan pro Kubikmeter. Es ist damit zu rechnen, dass der Preis in Zukunft weiter steigt, 5 oder 6 Yuan pro Kubikmeter sind dann möglich.

M: Ja. Anfang 2004 hat der chinesische Staatsrat festgelegt, dass bei der Preisfestlegung für Trinkwasser drei Dinge zu berücksichtigen sind: Der Preis soll sich aus den Kosten für die Wassergewinnung, für die Wasserverteilung und für die Abwasserbeseitigung zusammensetzen. Das heißt, dass im jetzigen Trinkwasserpreis in Beijing - 3,7 Yuan pro Kubikmeter - die Kosten für die Abwasserbeseitigung schon enthalten sind, nämlich etwa 90 Fen pro Kubikmeter.

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Westhölter, zieht man also den jetzigen Wasserpreis in Betracht, dann ist die Belastung einer Beijinger Familie, was die Wasserbenutzung betrifft, nicht sehr hoch. Wir zu Hause etwa verbrauchen ungefähr zwischen 15 und 18 Kubikmeter monatlich - bei drei Personen. Die Kosten belaufen sich also auf 60 oder 70 Yuan im Monat. Es ist, wie gesagt, jedoch damit zu rechnen, dass höhere Kosten auf uns zukommen werden.

M: Ja, liebe Hörer, Kalkutta liegt am Ganges, Paris liegt an der Seine, jedoch in Beijing fehlten, als die Stadt Hauptstadt wurde, fast jegliche Wasserreservoirs. Dass sich das ändern musste, sahen die früheren Kaiser natürlich ein, denn das Leben einer Hauptstadt ist sehr von reichlichen Wasservorräten abhängig. Und so wurde seinerzeit durch raffinierte Planung namhafter Spezialisten und Wasserwirtschaftler Beijing mit reichlich Wasser versorgt, indem man kleinere Flüsse umleitete und zahlreiche Kanäle anlegte. Damals konnte man sogar vom Kaiserpalast per Schiff zum Sommerpalast gelangen. Einige Seen und Flüsse wie Lianhuachi, Kunminghu, Jishuitan, Shichahai, Huchenghe und andere hatten damals ein einzigartiges Wassersystem in Beijing gebildet.

F: Ja. Aber seit dem Ende der Qing-Dynastie (1644-1911) wurden diese Wasserwege und Flussläufe in Beijing sehr vernachlässigt. Schlick und Müll machten sich überall in den Flussläufen breit - und Beijing stand dann irgendwann wieder ohne ausreichendes Wasser da.

M: Ja. Seit langer Zeit gibt es allerdings die Stauseen Guanting und Miyun, die zwei große "Wasserbecken" für Beijing bilden. Allerdings fällt seit Jahren der Stausee Guanting für die Beijinger Trinkwasserversorgung wegen extremer Wasserverschmutzung aus. Und der Stausee Miyun vegetiert wegen fehlender Niederschläge auch mehr oder weniger vor sich hin. Er fasste im Jahr 2004 lediglich nur etwa 700 Millionen Kubikmeter Wasser, während er zu seinen Glanzzeiten 3 Milliarden Kubikmeter Wasser aufwies. Informationen zufolge können vom Miyun-Stausee nur etwa 100 Millionen Kubikmeter für die Trinkwasserversorgung Beijings abgezweigt werden.

F: Ja, seit Jahren kann man beobachten, dass es im Sommer in Beijing immer weniger regnet. Das ist der Grund, dass die beiden Stauseen nicht mehr richtig gefüllt werden. Die Gewinnung von Grundwasser in Beijing macht auch von Jahr zu Jahr mehr Sorgen. Deshalb muss im Bereich Trinkwasserversorgung dringend etwas getan werden. Derzeit hat China die "Planung für die allgemeine Benutzung der Wasserressourcen in der Hauptstadt Beijing" ausgearbeitet und ist dabei, sie umzusetzen. Ziel ist, durch verschiedene Maßnahmen den Ausgleich von Angebot und Nachfrage der Wasserressourcen in Beijing zu gewährleisten.

M: Ja, eine wichtige Maßnahme dieser Planung ist, den Stausee Guanting künftig wieder für die Trinkwasserversorgung in Beijing zu nutzen. Der Wasserverschmutzung im Stausee wird man an den Kragen gehen. Im Hinterkopf der Regierung steckt natürlich auch die reibungslose Versorgung mit Wasser während der Olympischen Sommerspiele 2008 in Beijing. Deshalb hat man sich das Ziel gesteckt, bis zum Jahr 2007 etwa 90 Prozent des Beijinger Abwassers aufzubereiten und zu verwerten. Die Umwelt für Wasserressourcen erheblich zu verbessern, hat in Beijing absolute Priorität.

F: Ja, genau. Nun wollen wir noch über die Besonderheiten der Wasserressourcen im restlichen China sprechen. China ist grundsätzlich ein Land mit enormem Wassermangel. Obwohl die Menge der Wasserressourcen Chinas in der Welt den 6. Platz einnimmt, stehen aufgrund der großen Einwohnerzahl den Menschen in China nur ein Viertel der Wassermenge zur Verfügung wie dem Weltdurchschnitt.

M: Ja. Die Besonderheiten der Wasserressourcen in China sind folgende: Erstens ist die regionale Verteilung der Wasserressourcen sehr unterschiedlich. Die Niederschlagsmengen und die natürlichen Wasserreservoirs nehmen vom Südosten in Richtung Nordwesten stetig ab. Dies ist auch ein besonders wichtiger Grund, weshalb die wirtschaftliche Entwicklung in den nordwestlichen Gebieten Chinas nicht recht vorankommt.

F: Ja, und zweitens spielt die Jahreszeit bei der Niederschlagsmenge und dem Wasservorkommen in China eine große Rolle. In den meisten Gebieten konzentrieren sich die Niederschlagsmengen zu fast 80 Prozent auf den Sommer zwischen Juni und August. Leider kann man sich auf ergiebige Regenfälle nicht verlassen. Manche Jahre sind sehr regenarm, in anderen Jahren boomen die Regenfälle - bis hin zu Überschwemmungskatastrophen.

M: Ja. Wie gesagt, ist Beijing eine Stadt mit akutem Wassermangel. Die durchschnittlich zur Verfügung stehende Wassermenge in Beijing beträgt pro Kopf nur etwa ein Achtel des Landesdurchschnitts und gar nur 1/32 des weltweiten Durchschnitts. Mit der Zunahme der Stadtbevölkerung und der wirtschaftlichen Entwicklung steigt die benötigte Wassermenge in Beijing seit Jahren relativ schnell. Deshalb ist es für die Stadt von äußerster Wichtigkeit, dass Wassersparen in Beijing angesagt ist.

F: Ja. Um dieses wichtige Problem zu lösen, hat die Stadtregierung im Jahr 2004 das "Amt für Wasserangelegenheiten der Stadt Beijing" gegründet, damit der Wasserbereich in Beijing einheitlich verwaltet wird. Außerdem hat die Stadtregierung weitere Maßnahmen ergriffen, um Wasser zu sparen. Zu nennen ist die Aufbereitung des Abwassers, das dann für die Bewässerung von Grünanlagen und für die Autowäsche Verwendung findet.

M: Genau. Und darüber hinuaus hat die Stadtregierung noch viele andere Maßnahmen ergriffen, um wertvolles Wasser zu sparen, aber auch zu gewinnen. Bis dato wurden in Beijing 83 große, mittlere oder kleine Stauseen angelegt. Genau gesagt sind es vier Großstauseen und 16 mittlere Stauseen. Die gesamte Kapazität dieser Stauseen beträgt 9.300 Millionen Kubikmeter. Außerdem spart Beijing nicht an Material und Personal, um Maßnahmen für den Umweltschutz und die Sicherung der Wasserressourcen einzuleiten. Beispielsweise werden in der Nähe der Beijinger Stauseen einige hundert Betriebe geschlossen, um latente Gefahren hinsichtlich einer Wasserverunreinigung nicht aufkommen zu lassen. Die Investitionsverluste erreichen durch solche Maßnahmen über 3 Milliarden Yuan RMB.

F: Ja, so gesehen ist eine künftige Preiserhöhung für Trinkwasser in Beijing nicht auszuschließen. Dadurch kann aber auch das Bewusstsein der Menschen geschärft werden, zukünftig weniger Wasser zu verbrauchen.

Soviel, liebe Hörer, zum Thema "Trinkwasser und Abwasserbeseitigung in Beijing". Hier gleich noch einmal ein Aufruf an Sie: Schreiben Sie uns, was Sie wissen wollen. Wir gehen sehr gern auf Ihre Fragen ein.

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