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Qi Zheng und sein Modell der nachhaltigen Entwicklung
   2005-12-16 15:24:40    cri
Unser Kollege Shao Jianguang war kürzlich zu Gast in der Qi Zheng-Fabrik in Lynchi. Es handelt sich dabei um ein High-Tech-Projekt, das vom chinesischen Binnenland finanziert wird, und gleichzeitig um den derzeit erfolgreichsten Wohlfahrtsbetrieb in Tibet. Lesen Sie im folgenden seinen Bericht:

Auf meiner Reise durch das Autonome Gebiet Tibet habe ich viel über den lokalen Pharmabetrieb Qi Zheng für tibetische Arzneimittel gehört. Schließlich hatte ich die Gelegenheit, das Fabrikgelände von Qi Zheng im Bezirk Lynchi im Südwesten Tibets zu besuchen.

In der Gemeinde Bayi steht zwischen grünen Bergen und alten Wohngebäuden die Hauptfabrik von Qi Zheng. Schon von Außen sieht man eine perfekte Mischung von Tradition und Gegenwart. Jeden Tag kommen zu Arbeitsbeginn Scharen von Behinderten, entweder mit Krücken oder in Rollstühlen, durch den Fabrikeingang - eine Szene, die jeden Fremden wie mich tief beeindruckt. Was passiert hinter diesem Eingangstor? Woher kommen die Behinderten und was machen sie hier?

Als ich schließlich dem Gründer und Leiter des Betriebs Cairang Zhaxi in seinem Büro gegenüber saß, erfuhr ich die Antwort. Er erklärte mir, dass sein Arzneimittelbetrieb ein Wohlfahrtsbetrieb ist. Entstanden ist das Unternehmen vor neun Jahren auf Initiative der Allchinesischen Vereinigung der Industrielle und Kaufleute und weiteren Institutionen. Hauptinvestor dieses High-Tech-Projekts ist die Qi Zheng GmbH. 53 Prozent der Arbeitnehmer des Betriebs sind körperlich behindert. Sie kommen aus der Gemeinde Bayi und den umliegenden Regionen des Kreises Lynchi. Die meisten von ihnen sind Angehörige der tibetischen Nationalität. Die Betriebsleitung besteht aus 20 Absolventen von Pharmaabteilungen verschiedener Universitäten und Hochschulen aus dem Landesinneren. Sie stehen dafür, dass alte traditionelle Heilmittel mit modernen Produktionsverfahren hergestellt werden.

Die Arzneimittel, die hier erzeugt werden, sind das Ergebnis einer Verbindung traditioneller tibetischer Medizin und der modernen Technologien, sagte uns Cairang Zhaxi. Er erklärte:

"Wir nehmen traditionelle Rezepte, die sich in der Praxis bewährt haben, und verwenden moderne Technologien. Hier ist zum Beispiel unsere Technik des Gefrier- und Trocknungsprozesses im Vakuum zu nennen. Dabei werden frische Heilpflanzen in einer sauerstofflosen Umgebung eingefroren und getrocknet und dann werden die wirksamen Substanzen extrahiert und konserviert. Auch unsere Technik für das Sprühtrocknen gehört dazu. Wir sind deshalb so erfolgreich, weil wir großen Respekt vor der Tradition und Geschichte der tibetischen Medizin haben. Alle unserer Produkte sind das Ergebnis erfolgreicher Anwendung althergebrachter tibetischer Arzneirezepte, die mit modernen Produktionsverfahren hergestellt werden."

Da traditionelle tibetische Medizin früher meistens in Kugelform und manuell produziert wurde, ist ihr Gebrauch aufgrund der Gewichtsschwankungen zwischen den einzelnen Arzneikugeln problematisch. Die eingenommene Wirkstoffmenge konnte nicht exakt kontrolliert werden. Arzneikugeln, die manuell hergestellt wurden, lösen sich auch nur schwer auf. Sie sind sehr hart und müssen zerschlagen, aufgelöst oder zerbissen werden, damit sie im Magen der Patienten gut aufgenommen werden. In manuell produzierten Arzneikugeln findet man auch oft eine zu hohe Bakterienkonzentration, da die Produktionsumgebung nicht den Hygienestandards entspricht.

Mit der Einführung des international geltenden GMP-Qualitätsstandards für Arzneimittel sind all diese Probleme gelöst worden. Dazu sagte uns Cairang Zhaxi:

"Wir sind der erste Betrieb für tibetische Arzneimittel, der das staatliche Zertifikat für GMP-Qualitätsstandards erworben hat. Das war im Jahr 2001. Traditionelle tibetische Arzneikugeln sind alle braun. Wenn vier, fünf Heilmittel neben einander liegen, kann man sie nicht unterscheiden. Durch unsere GMP-Standardisierte Produktion werden Arzneikugeln automatisch und mit einem Standardgewicht von nur 0,25 Gramm hergestellt. Sie werden dann mit einer dünnen Folie umhüllt und mit Mikrowellen sterilisiert. Durch dieses Verfahren sind alle Probleme, die bei der Herstellung traditioneller tibetischer Arzneikugeln auftraten, gelöst."

In den letzten Jahren hat sich der tibetische Arzneimittelbetrieb Qi Zhen vor allem auf Mittel gegen Knochenverletzungen und rheumatische Beschwerden spezialisiert. Das Qi Zheng-Pflaster zur Schmerzlinderung gehört heute zu den staatlich geschützten Arzneimitteln der traditionellen Medizin. Qi Zheng ist der einzige Produzent dieser tibetischen Medikamente. Auf der 26. Internationalen Erfindungsmesse in Genf wurde das Pflaster mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Im letzten Jahr erzielte dieses schmerzlindernde Pflaster einen Umsatz von 300 Millionen Yuan RMB. Damit zählt der Privatbetrieb Qi Zheng zu den größten Steuerzahlern in Tibet.

Mittlerweile hat sich Qi Zheng auch einen Namen außerhalb des chinesischen Festlandes gemacht. Die Produkte werden nicht nur in Hongkong, Macao, Taiwan, sondern auch in Südostasien, Russland und einigen europäischen Ländern verkauft. Auch in Supermärkten in manchen US-amerikanischen Städten findet man Arzneimittel von Qi Zheng. Und vor kurzem hat Qi Zheng auch das GMP-Zertifikat in Australien erhalten.

Bei der Erforschung und Entwicklung von modernen tibetischen Arzneimitteln sieht Qi Zheng nämlich auch nachhaltige Entwicklung als Aufgabe. Die Reinheit der tibetischen Heilmittel und ihr natürliches Vorkommen zu schützen sind ein wichtiges Ziel des Betriebs. Von Anfang an achteten der Gründer Cairang Zhaxi und seine Kollegen sehr auf eine vernünftige Erschließung der natürlichen Arzneimittelressourcen in Tibet und damit deren nachhaltige Entwicklung. Dazu sagte uns Cairang Zhaxi:

"Wir legen großen Wert auf Umweltschutz. Beim Ernten der Arzneipflanzen achten wir darauf, dass wir die natürlichen Ressourcen nicht vernichten, sondern im Gegenteil eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Wir pflücken normalerweise nur die Blätter und schneiden nur die neuen Äste, ohne dem Wurzelballen oder dem Baumstamm zu schaden. Im Nanyi Tal haben wir bereits zu Beginn unserer Produktion eine rund sechs Hektar große Schutzfarm für wildwachsende Heilpflanzen angelegt. Für uns ist sie eine natürliche Genbank, in die nicht eingegriffen werden darf und die nur beobachtet wird."

Auf einem rund 13 Hektar großen Gelände züchtet Qi Zheng künstlich seltene und vom Aussterben bedrohte Heilpflanzen. Inzwischen ist auch die Fortpflanzung einer seltenen Päonienart, der gelben Strauchpäonie, die nur in Tibet und sonst nirgendwo auf der Welt wächst, gelungen. Ihre Rinde kann als wirksames Arzneimittel dienen. Nun freut sich Cairang Zhaxi bereits über einen Bestand von mehr als 30.000 Exemplaren dieser Päonienart.

Die gelbe Strauchpäonie habe ich später auf dem grossen Zuchtgelände bewundern können. Ihr wunderschöner Anblick und der Arzneimittelbetrieb Qi Zheng sowie seine behinderten Arbeiter werden mir gewiss noch lange in Erinnerung bleiben.

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