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Traditionelle chinesische Arzneimittel
   2005-12-08 16:15:35    cri
Traditionelle chinesische Arzneimittel haben eine lange Geschichte und sind ein wichtiger Bestandteil der chinesischen traditionellen Medizin. Wegen der einfachen Fertigung und der geringen Nebenwirkungen sind chinesische Arzneimittel auch international verbreitet. Shen Nong ist eine der frühesten Sagengestalten in China. "Shen Nongs Klassiker der Kräuter und Wurzeln" aus der Han-Dynasitie (206 v. Chr.-220 n. Chr.) ist das früheste Werk über traditionelle chinesische Arzneimittel. In diesem Werk werden insgesamt 365 Heilpflanzenarten aufgezeichnet. Seither wurden kontinuierlich Arzneimittel entdeckt und verfeinert. Es entstand ein Arzneisystem, das in vielen klassischen Werken überliefert ist. Das bekannteste Werk über traditionelle chinesische Arzneien ist "Abriä der Materia Medica" (Bencao Gangmu). Der Pharmakologe Li Shizhen aus der Ming-Dynastie (1368-1644 n. Chr.) schrieb es in etwa 30 Jahren. Mit 1,92 Millionen Schriftzeichen und 1111 Abbildungen werden 1892 Arten der traditionellen chinesischen Arzneimittel erläutert. Besonders wichtig sind die umfassenden Hilfsmittel zur Einordnung und Auffindung der Einträge.

Traditionelle chinesische Arzneimittel enthalten Zutaten aus Flora und Fauna, dazu kommen auch Minerale. Theorie und Anwendung stehen in systematischer Wechselwirkung. Um eine bestimmte Art von Arzneimitteln anwenden zu kännen, muss man ihre Wirkungen und Charakteristika kennen, die unsere Vorfahren durch die Zeiten in ihrem Kampf mit verschiedenen Krankheiten herausgefunden haben. Dazu enstand ein theoretisches System. Von besonderer Bedeutung sind darin die Vier Qi, d.h. vier Arten der physiologischen Aktivität, bzw. funktionellen Vitalität oder Lebensenergie (Si Qi), die Fünf Aromen (Wu Wei) und die Sieben Emotionalen Faktoren (Qi Qing), sowie die Kompatibilität bei der Rezeptzusammenstellung (Pei Wu).

Vier Qi

Traditionelle chinesische Arzneimittel werden nach Kälte, Hitze, Wärme und Kühle (han, re, wen, liang) eingeteilt. Kalt und kühl unterscheiden sich dabei nur graduell, ebenso wie heiä und warm. Zur Linderung oder Heilung von Krankheiten, die mit Hitze und Fieber in Verbindung gebracht werden, setzt man im Allgemeinen kühlende Kräuter wie Minze oder den "kalten" Wurzelstock der Coptis chinensis (huang lian, engl. Chinese goldthread) ein. Umgekehrt ist Zimtrinde ein "heiäes" Arzneimittel, während getrocknete Orangen- und Mandarinenschalen wärmend wirken sollen.

Die Wirkungseigenschaften der Arzneimittel wurden schrittweise über lange Zeitperioden hinweg entdeckt, erprobt und eingeteilt. Ein praktisches Beispiel für die Anwendung einer chinesischen Arznei: Jemand ist im Regen naä geworden und hat sich verkühlt, klagt über Kopfschmerzen etc., hat also "äuäere Kälte" erfahren. Die betreffende Person kehrt nach Hause zurück und kocht sich eine Schüssel heiäe Ingwersuppe mit wärmender und schweiätreibender Wirkung. Nach einiger Zeit entspannt sich der Kärper und ist nicht mehr überempfindlich gegen Kälte. Frischer Ingwer ist dabei als wärmende Arznei eingesetzt worden.

Fünf Aromen

Hier geht es um den Geschmack einer traditionellen chinesischen Arznei, der sauer, bitter, süä, scharf oder salzig (suan, ku, gan, xin, xian) genannt werden kann.

Säure hat adstringierende Wirkung und färdert die Drüsensekretion. Arzneibestandteile, die gegen Schweiäausbruch oder Durchfall wirken sollen, schmecken oft sauer. Das Sprichwort von den sauren Pflaumen, die man nur vor sich sehen muss, um schon vom Durst befreit zu werden (wang mei zhi ke) basiert auf der Vorstellung von saurem Geschmack und durstlindernder Speichelbildung.

Bittere Arzneibestandteile wirken kühlend und fiebersenkend, aber auch abführend und gegen Feuchte. Der oben erwähnte Wurzelstock der Coptis chinensis ist ein Beispiel für eine Arzneizutat mit bitterem Aroma.

Süäe Zutaten wirken oft stärkend und entgiftend, auäerdem harmonisieren sie verschiedene Kärpersysteme. Das in der chinesischen Medizin häufig verwendete Süäholz dient der Harmonisierung zwischen den verschiedenen Bestandteilen eines Rezeptes. Tonika wie Ginseng und die Wurzel der Astralagus membranaceus (huang qi, engl. membranous milk vetch, ein Schmetterlingsblütler) haben einen süäen Geschmack.

Der scharfe oder beiäende Geschmack kann eine wärmende und schweiätreibende Wirkung anzeigen, wie bei frischem Ingwer, oder eine kühlende wie bei Minze und Borneol-Kampfer. Alle diese Arzneien regen den Blutkreislauf an und sorgen für eine stärungsfreie Verteilung des Qi im Kärper.

Zutaten mit salzigem Geschmack wirken enthärtend und läsend, aber auch abführend. Glaubersalz (mang xiao) gehärt in diese Kategorie.

Kompatible Zusammenstellung

Im allgemeinen enthält ein Rezept in der chinesischen Medizin mehrere verschiedene Arzneimittel. In der Theorie der Zusammenstellung gibt es folgende wichtige Szenarien: 1. Ein Medikament, bzw, ein Wirkstoff allein ist am besten geeignet für die Therapie; 2. Die Verbindung verschiedener Wirkstoffe erhäht die Heilwirkung; 3. Eine bestimmte Zutatenkombination hebt die Giftigkeit, bzw. die unerwünschte Nebenwirkung einer der Zutaten auf; 4. Eine bestimmte Verbindung beeinträchtigt die Therapie und wirkt evt. toxisch, bzw. verursacht unerwünschte Nebenwirkungen. Durch die lange Geschichte der chinesischen Medizin kann man auf viele Erfahrungen mit Unverträglichkeit zurückgreifen. Die Unverträglichkeit zahlreicher Zusammenstellungen ist explizit beschrieben worden. Daraus kann man ersehen, dass die Gefahr einer Vergiftung, bzw. von unerwünschten Nebenwirkungen in der chinesischen Medizin keineswegs ausgeschlossen kann, obwohl chinesische Arzneimittel im Allgemeinen als relativ gut verträglich gelten. Die geeignete Zusammenstellung eines Rezeptes ist von entscheidender Bedeutung.

Wer sich jemals ein Rezept in der chinesischen Medizin genauer angesehen hat, wird von der Kompliziertheit der verwendeten Namen beeindruckt worden sein. Der Name einer bestimmten Zutat hat jeweils eine bestimmte Herkunft und Bedeutung. Die Ginsengwurzel erinnert an den Umriss eines Menschen, und von daher rührt auch ihr chinesischer Name. Die Färberdistel bekommt ihren chinesischen Namen von der roten Farbe (honghua). Die Pflanze des obenerwähnten Huanglian-Wurzelstocks (Coptis) blüht gelb. Dann gibt es grüne Mandarinenschalen oder die grüne Artemisia apiacea (qing hao, eine Art Beifuä). Die Engelwurz (bai zhi) ist weiä, ebenso wie die Chrysanthemenart Atractylodes macrocephala (bai shu). Feigwurz (od. Braunwurz) heiät wegen der dunklen Farbe Xuan shen, dasselbe gilt für die dunkle Trichterwinde (hei chou od. hei qian niu zi). Die Knolle der Pinellia ternata heiät ban xia, d.i. "halber Sommer", weil sie nach dem chinesischen Mondkalender im fünften Monat reif wird, und das ist nach dieser Betrachtung schon mitten im Sommer. Braunheil heiät xia ku cao, "Sommertrockenkraut", weil die Pflanze nach der Sommersonnenwende verwelkt. Japanisches Geiäblatt heiät auf Chinesisch ren dong, wobei ren ertragen und dong den Winter bedeutet. Manche Arzneizutaten haben ihren Namen jedoch nicht von der Form, der Farbe, oder von einer Jahreszeit, sondern von ihrer Wirkung. Das Herzgespann heiät auf Englisch motherwort, und auch in seinem chinesischen Namen yi mu cao ist "Mutter" enthalten, weil es für die Therapie von Frauenkrankheiten eingesetzt wird. Zimtsamen (cassia seeds) heiäen auf Chinesisch jue ming zi, weil sie von entscheidender Bedeutung für das Augenlicht sein kännen.

Ein bestimmtes Kraut kann je nach Herkunftsort, Erntezeit oder Zubereitung verschiedene Wirkungen entfalten. Die oben erwähnte weiäe Chrysanthemenpflanze bai shu ist gut für das allgemeine Qi und stärkt die Milz. Roh wirkt sie abführend, aber gekocht wird sie gegen Durchfall eingesetzt. Yin chen (Artemisia capillaris) und die oben erwähnte grüne Artemisia apiacea sind beide derselbe Beifuä, sie werden aber zu unterschiedlichen Zeiten gepflückt. Der im dritten Monat des Mondjahres geerntete Yin chen färdert Feuchtigkeit und vertreibt Hitze, während der später gepflückte grüne Beifuä Entzündungen lindert und den weiblichen Aspekt des Kärpers stärkt. Ab dem fünften Monat kann man die Pflanze dann nur mehr zum Feueranzünden verwenden. (Sanyue yinchen siyue hao, wuyue zhaihui dang chai shao).

Aus diesen Beispielen kann man die komplizierte Einteilung und Anwendung der chinesischen Arzneimittel erkennen. Um einen richtigen überblick zu bekommen, muss man sie lange studieren.

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