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Die Religionen in China
   2005-11-14 15:51:29    cri
F: Herzlich willkommen zum Fragenblock "Sie fragen, wir antworten". Unsere Hörer Bruno Sogl aus Ebersberg und Dieter Feltes aus Pyrbaum in Deutschland haben uns in ihren Briefen nach den Religionen in China gefragt. Und weil wir denken, dass dieses Thema viele Hörer interessiert, wollen wir dieser Frage heute nachgehen.

M: Ja, ich habe hier einen Brief unseres Stammhörers Heinz Günter Hessenbruch aus Remscheid, der auch mehr über die Religionen in China wissen wollte.

F: Gut, und hier ist der Brief von Herrn Bruno Sogl. Er schrieb uns:

M: "Im Kollegenkreis haben wir uns über China unterhalten, dabei ist die Fragen nach den Religionen in China aufgetaucht. Es interessiert uns, wie hoch der prozentuale Bevölkerungsanteil an Christen, Moslems, Buddhisten usw. ist. Als langjähriger Hörer bin ich spontan auf die Idee gekommen, die Redaktion von Radio China International um Rat zu fragen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich meinen Kolleginnen und Kollegen bald diese Zahlen präsentieren könnte.

Besten Dank um Voraus!"

F: Ja, und unser Hörer Dieter Feltes aus Pyrbaum schrieb uns in seinem Brief:

M: "Vielen Dank für die informativen Programme über China. Ich freue mich immer wieder, wenn ich Neuigkeiten hören kann. Nun hätte ich eine Frage. Meinen letzten Urlaub habe ich in der Türkei verbracht. Bei dieser Gelegenheit nutzte ich die Möglichkeit, eine Moschee zu besichtigen. Gibt es in China auch Moscheen, in denen sich Muslime zum Gebet zurückziehen können? Auf eine Antwort freue ich mich schon."

F: Ja, lieber Herr Sogl und Herr Feltes, in China existieren verschiedene Religionen nebeneinander. Außer dem aus China stammenden Taoismus sind in China der Buddhismus, der Islam sowie das Christentum verbreitet. Heute wollen wir Sie, liebe Hörer, über die verschiedenen Religionen in China informieren. Dabei werden wir natürlich die Fragen von Herrn Sogl und Herrn Feltes beantworten.

M: Genau. Statistiken zufolge gibt es derzeit in China mehr als 100 Millionen Gläubige aller Religionen, mehr als 3000 religiöse Gruppen, dazu über 85 000 religiöse Stätten sowie 74 Hochschulen und Institute, die auf dem Gebiet der Religion forschen und lehren. Zu den großen nationalen Religionsvereinigungen in China gehören die Chinesische Buddhistische Vereinigung, die Chinesische Taoistische Vereinigung und die Chinesische Islamische Vereinigung. Die verschiedenen religiösen Vereinigungen führen Wahlen nach eigenem Statut durch und erledigen die Angelegenheiten für ihre Glaubensgemeinschaften. Dabei tragen sie auch zum gesellschaftlichen Gemeinwohl bei.

F: Genau. In China sind Religion und Politik klar getrennt. Die Religionen dürfen nicht in Politik, Bildung und Ehe eingreifen. Alle Religionen sind per Gesetz gleichgestellt, es gibt keine dominierende Religion. Die Religionen und ihre Aktivitäten müssen der öffentlichen Ordnung in China entsprechen. Jeder Bürger hat die Freiheit, sich zum Buddhismus, zum Taoismus, zum Islam oder zu anderen Religionen zu bekennen. Es ist eine persönliche Angelegenheiten der Bürger, einen religiösen Glauben zu wählen und zu praktizieren. Die chinesische Regierung respektiert die Glaubensfreiheit aller Menschen in China, egal ob Chinesen oder Ausländer.

M: Genau. In der "Verfassung der VR China" ist verankert, dass alle Bürger der VR China religiöse Glaubensfreiheit besitzen. Der Staat schützt die normalen Religionsaktivitäten. Im Januar 1994 hat die chinesische Regierung die "Bestimmungen zur Verwaltung von religiösen Aktivitäten" in Kraft gesetzt. In anderen einschlägigen chinesischen Gesetzen und Bestimmungen ist vorgesehen, dass alle normalen Religionsaktivitäten in China gesetzlich geschützt sind. Darüber hinaus unterstützt die chinesische Regierung die freundschaftlichen Beziehungen sowie den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen chinesischen und ausländischen Religionskreisen.

F: Ja. Im Laufe der Geschichte sind die Kulturen verschiedener Religionen in China zu einem Bestandteil der traditionellen Kultur geworden. Alle Religionen setzen sich dafür ein, der Gesellschaft zu dienen und der Volksmassen zum Wohl zu gereichen. Der Buddhismus, der Islam, das Christentum wurden vom Ausland nach China eingeführt. Sie gehören zu den weltweiten Religionen. Der Taoismus mit seiner 1800jährigen Geschichte ist die einzig einheimische Religion Chinas.

M: Genau. Der Taoismus als Religion ist tief in der traditionellen chinesischen Kultur verwurzelt. Er basiert auf der philosophischen Lehre der taoistischen Schule, die von dem großen Denker Laoze aus der Frühlings- und Herbstperiode (770 - 476 vor unserer Zeitrechnung) begründet wurde. Später wurde Zhuangzi, einem berühmten Philosophen in der Zeit der Streitenden Reiche (369 - 286 vor unserer Zeitrechnung), weiterentwickelt.

F: Der Taoismus orientiert sich an der Realität und nicht auf ein Leben nach dem Tod. Nach dem Taoismus soll die Gegenwart als eine Zeit des Friedens und der Prosperität begriffen werden. Die Menschen sollen in der Gesellschaft ein ruhiges und ausgefülltes Leben führen und eines natürlichen Todes sterben. Der Taoismus verehrt die Natur und tritt dafür ein, den Geist der Menschen mit der Kraft der Natur zu bereichern. Die Menschen sollen sich auf die ursprüngliche Reinheit, Einfachheit und Natürlichkeit zurückzubesinnen und in die Natur zurückzukehren.

M: Ja. Der Taoismus sieht auch keine strengen Beitrittszeremonien vor, deshalb ist die Zahl seiner Gläubigen in China nicht genau bekannt. Man weiß aber, dass es in China insgesamt mehr als 1500 taoistische Tempel gibt, in denen über 25 000 taoistische Mönche und Nonnen leben. Viele berühmte Berge und Klöster in China gelten als taoistische Heiligtümer.

F: Ja. neben dem Taoismus ist der Buddhismus in China stark präsent. In der wechselvollen Geschichte von mehr als zwei Jahrtausenden ist der Buddhismus zu einem Bestandteil der traditionellen chinesischen Kultur geworden und aus der Gesellschaft und dem Leben der Chinesen nicht mehr wegzudenken.

M: Übrigens kam der Buddhismus im Jahre zwei vor unserer Zeitrechnung über die Seidenstraße nach China. Danach entstanden in China zahlreiche buddhistische Klöster. Der Buddhismus entwickelt sich in China sehr schnell. Bereits im 4. Jahrhundert war der Buddhismus in China weit verbreitet.

F: Ja. Aber der Buddhismus in China wurde von Anfang an vom Konfuzianismus und Taoismus beeinflusst und nahm zum Teil deren Züge an.

M: Buddhistische Gedanken wurden schon bald zu einem untrennbaren Teil der traditionellen chinesischen Kultur. Zugleich haben buddhistische Gedanken die Psyche der Chinesen geprägt, sie beeinflussten die traditionelle Moral, die Sitten und Bräuche...

F: Ja, und nicht zu vergessen auch die Literatur und die Philosophie in China.

M: Richtig. In China entwickelten sich drei verschiedene Schulen des Buddhismus heraus, und zwar der Han-Chinesische Buddhismus, der tibetische Buddhismus und der Bali-Buddhismus. Der Han-Buddhismus entwickelte sich vor allem unter den Han-Chinesen und ist in allen Gebieten in China verbreitet. Anhänger des tibetischen Buddhismus sind vor allem die in Tibet lebenden Menschen, die Tibeter in den Provinzen Qinghai, Gansu und Sichuan sowie die Angehörigen der mongolischen, der Tu-, der Yugur- und der Moinba-Nationalität. Der Bali-Buddhismus ist haupsächlich unter verschiedenen chinesischen Minderheiten in der südwestchinesischen Provinz Yunnan verbreitet.

F: Ja. Seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik hat der Buddhismus in China einen stabilen Entwicklungsweg genommen. Dies ist der langfristigen Politik der Glaubensfreiheit zu verdanken. Außerdem tragen die Buddhisten zur gesellschaftlichen Stabilität bei. In China gibt es derzeit mehr als 13 000 buddhistische Klöster sowie etwa 200 000 Mönche und Nonnen. Viele ausgezeichnete Buddhisten sind hoch gebildet, sie genießen ein hohes moralisches Ansehen und allgemeinen Respekt.

M: Nun zum Christentum. Diese Religion wurde im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung nach China gebracht. Insbesondere nach dem Opiumkrieg im Jahre 1840 fand das Christentum in China weite Verbreitung. Heute leben in China über 5 Mio. Katholiken und rund 10 Millionen Protestanten.

F: Die Katholiken in China verfügen über knapp 5000 katholische Kirchen und lokale Vertretungen der Religionsvereinigung. Außerdem wurden in China 12 Hochschulen für katholische Theologie errichtet. Seit mehr als 20 Jahren hat die Chinesische Katholische Vereinigung über 1500 junge Pfarrer ausgebildet und gesegnet. Mehr als 100 junge Pfarrer gingen zum Studium ins Ausland.

M: Anfang des 19. Jahrhunderts kam der Protestantismus nach China. Er verbreitete sich vor allem nach dem Opiumkrieg in weiten Teilen Chinas. Heute leben in China etwa 10 Millionen Protestanten. Mehr als 18 000 protestantische Pastoren und Prediger sind in China tätig. Die Protestanten verfügen über 12000 Kirchen und 25000 lokale Vertretungen der Religionsvereinigung.

F: Ja, fehlt noch eine der vier Hauptreligionen in China, und zwar der Islam. Er wurde Mitte des 7. Jahrhundert nach China eingeführt. Die meisten Angehörigen der Hui-, der Uiguren, der Tataren, der Kasachen, der Uzbeken und der Kirgisen-Nationalität in China sind Moslems. Derzeit gibt es in China rund 18 Millionen Moslems und mehr als 40 000 Imams. Die chinesischen Moslems bewohnen zu einem Großteil das uigurische Autonome Gebiet Xinjiang, aber auch im Autonomen Gebiet der Hui-Nationalität Ningxia sowie in den Provinzen Gansu, Qinghai und Yunnan sind Moslems beheimatet. In China gibt es über 35 000 Moscheen, die in ihrem Grundriss und ihrer Verzierungen chinesische Eigenheiten aufweisen.

M: Ja. Die Moslems glauben an Allah, doch verbietet der Islam die jede bildliche Darstellung von Allah. Aus diesem Grund gibt es in Moscheen keine Figuren. Die Gläubigen beten in Richtung Mekka, denn dort steht die Kaaba, das wichtigste Heiligtum des Islam. In der Wand, die nach Mekka gerichtet ist, gibt es eine fein dekorierte Nische, die den Gläubigen die Richtung für ihr Gebet anzeigt.

F: In China gibt es vom Baustil her zwei verschiedene Arten von Moscheen: zum einen palastähnliche, und zum anderen Moscheen im arabischen Stil. Die meisten Moscheen in China sind palastartige Bauten, während in Xinjiang und einigen Gebieten Nordwestchinas Moscheen im arabischen Stil zu finden sind. Über die Haupthalle spannt sich ein Kuppeldach, und von einem hohen Minarett wird zum Gebet gerufen. Im Landesinneren Chinas sind die meisten Moscheen hölzerne Bauwerke mit mehreren Hallen und zweistöckigen Pavillons.

M: Während der Tang- und der Song-Dynastie fand der islamische Baustil Einzug in China. Einige Moscheen im arabisch-islamischen Stil aus dieser Zeit sind noch erhalten. Sie befinden sich alle in südöstlichen Küstengebieten Chinas. In der Ming-Dynastie verschmolzen arabisch-islamische und traditionellen chinesische Stile miteinander.

F: Genau, und die Folge waren palastähnliche Moscheen, die sich gemäß traditionell chinesischer Bauweise an einer Nord-Süd-Achse ausrichteten. Das Eingangstor glich dem eines buddhistischen Tempels, und es gab einen Ehrenbogen aus Holz oder Stein. Das traditionelle Minarett aus Ziegeln entwickelte sich zu einem Pavillon mit Holzkonstruktion und war oft mit dem Eingangstor und dem zweiten Tor verbunden.

M: Die zweitgrößte muslimische Volksgruppe in China bilden die Uiguren. Diese Volksgruppe ist in Xinjiang beheimatet. Gemäß den geographischen und klimatischen Bedingungen sowie aufgrund der dort vorhandenen Baumaterialien haben die Moscheen eigene Merkmale entwickelt, im allgemeinen herrscht jedoch der arabische Baustil vor. Das Minarett ragt weit in die Höhe und steht meist als ein runder Turm neben dem Eingang der Moschee. Die großen Gebetshallen haben meist ein Gewölbe.

F: Ja. Der Eingang und der Korridor sind oft mit einem Bogen wie etwa bei gotischen Gebäuden versehen. Die Wände haben eingeschnittene Nischen, die ebenfalls diese Bögen aufweisen. Die Dekoration ist im großen und ganzen schlicht, wobei jedoch die Details sehr prächtig sein können. Das Portal und die heilige Nische in der Gebetshalle sind in der Regel mit feinen und komplizierten Ornamenten geschmückt.

M: Ein repräsentatives Beispiel ist die Id-Khah Moschee in Kashgar im Südwesten von Xinjiang. Sie ist die größte Moschee in China und weist deutlich einen arabisch-islamischen Stil auf.

M: Ja, genau. Die Stadt Xian in der Provinz Shaanxi ist eine von sechs berühmten alten Hauptstädten Chinas. Dort steht die Huajuexiang Moschee, eine Moschee im typisch palastähnlichen Stil. Sie wurde vor mehr als 1000 Jahren gebaut und ist ein wirklich seltenes Denkmal islamischer Baukunst. Hier lässt sich die Hofstruktur im traditionellen chinesischen Stile erkennen. Die Moschee steht auf einer Fläche von mehr als 12 000 qm. Besonders schön sind die Schnitzereien von Suren des Koran an der Umfassungsmauer der Haupthalle.

F: Ja. Ähnlich alte Moscheen gibt es in China noch viele, wie zum Beispiel die Moschee im Ostteil der Stadt Jinan in der Provinz Shandong. In Taiyuan, der Hauptsstadt der westchinesischen Provinz Shanxi, steht eine alte Moschee,

M: Ja und nicht zu vergessen die alte Dongsi-Moschee in Beijing.

F: Stimmt. Also wie Sie hören, gibt es viele Beispiele für religiöse Baukunst und religiöses Leben in China. Wir wollten ihnen heute einen kleinen Einblick geben. Soweit also zu den Religionen in China. Hier gleich noch einmal ein Aufruf an Sie: Schreiben Sie uns Ihre Fragen. Wir gehen sehr gern darauf ein.

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