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Das Leben der tibetischen Mönche und ihre Altersversorgung
   2005-11-01 16:37:09    cri
Frage: "Bitte bringen Sie einen Beitrag über das Leben der tibetischen Mönche. Wie sieht eigentlich die Altersversorgung dieser Mönche aus, da sie sich ja überhaupt nicht ins Arbeitsleben aus verständlichen Gründen integriert haben, werden auch keine Sozialbeiträge fällig. Werden die Mönche im Alter von ihren Glaubensbrüdern versorgt? Und bleiben sie im Kloster?" (Engelbert Borkner aus Hildesheim in Deutschland)

Antwort: Um das Leben von Mönchen ranken ja im allgemeinen viele Mythen und Legenden. Und auch das Leben der tibetischen Mönche scheint voller Geheimnisse zu sein. Glücklicherweise haben wir jemanden in unseren Reihen, der vielleicht einige Geheimnisse lüften kann. Unser Kollegen Shao Jianguang und Tang Yuangui waren nämlich vor kurzem auf Reisen in Tibet. Dort besichtigten sie Klöster und erfuhren persönlich vom Leben der tibetischen Mönche.

Das Autonome Gebiet Tibet ist eines von fünf Autonomen Gebieten in China und befindet sich auf dem Qinghai-Tibet-Plateau. Die tibetische Nationalität bildet den größten Teil der Bevölkerung in Tibet. Die Tibeter sind Anhänger des tibetischen Buddhismus.

Klöster sind ja für viele Leute geheimnisvolle Orte. Das Leben der Mönche in Klöstern erregt deshalb die Neugier von uns Außenstehenden. Unsere beiden Kollegen waren auch neugierig und haben das Kloster Minjolin im Kreis Jalang im Bezirk Shannan besucht.

Das Kloster liegt in einem Bergtal etwa 50 Kilometer nordwestlich der Stadt Tsedang, dem Verwaltungssitz des Bezirkes Shannan. Das 300 Jahre alte Kloster zählt zu den drei wichtigsten Klosteranlagen der roten Sekte des tibetischen Buddhismus in Tibet. Die Klosteranlage erstreckt sich auf einer Fläche von 100.000 Quadratmetern. Hier leben 25 Mönche sowie 29 Mönchsschüler, die die Sutras des tibetischen Buddhismus studieren. Sechs Jahre dauert solch ein Studium, erst danach können sie im Kloster oder in anderen Klöstern Mönche werden.

Im Empfangssaal des Klosters hat unser Reporter Shao Jianguang die Möglichkeit, einer Sitzung der demokratischen Verwaltungskommission des Klosters beizuwohnen. Der Leiter der sechsköpfigen Kommission, Jiangbai Jiancen, ist bereits 70 Jahre alt. Bei jener Sitzung ging es hauptsächlich um die Vorbereitung des traditionellen Cijiu-Festes am 10. Tag des 5. Monats nach dem tibetischen Kalender. Kommissionsleiter Jiangbai Jiancen sagte zu Beginn der Sitzung:

"Das Cijiu-Fest wird bald kommen. Um die Vorbereitungen dafür zu treffen, wollen wir heute über drei Punkte diskutieren. Erstens geht es um die Frage des Denkmalschutzes, zweitens um die Frage der Sicherheit während des Festes. Und drittens stehen wir vor der Aufgabe, das Programm für das Fest an die zuständige Behörde weiterzuleiten und Persönlichkeiten aus allen Kreisen einzuladen."

Jiangbai Jiancen erzählte, dass jedes Jahr bis zu 30.000 Gläubige in das Kloster kommen, um an den Festlichkeiten und buddhistischen Gebetszeremonien teilzunehmen. Eine gute und ordentliche Organisation des Festes sei deshalb außerordentlich wichtig.

Die demokratische Verwaltungskommission wurde vor acht Jahren von allen Mönchen des Klosters gewählt. Die sechs Mitglieder der Kommission kommen mehrmals wöchentlich zusammen, um über wichtige Angelegenheiten des Klosters zu beraten und Beschlüsse zu fassen. Sollte ein Beschluss von einer Mehrheit der rund 50 Mönche abgelehnt werden, muss die Kommission erneut zusammentreten und beraten. Sollte ein Beschluss lediglich von einer Minderheit der Mönche abgelehnt werden, dann gilt es, Überzeugungsarbeit zu leisten und den Beschluss in die Praxis umzusetzen.

Ohne Zweifel geht es im Kloster Minjolin wohl geordnet zu. Sowohl die Mönche als auch die Besucher sind damit sehr zufrieden.

Aber das Kloster Minjolin ist nicht das einzige im Bezirk Shannan. Laut dem Religionsbeauftragten der Bezirksverwaltung, Wang Qingchang, sind im Bezirk mehr als 250 Klöster und religiöse Stätten aktiv. Dort sind derzeit mehr als 2100 Mönche und Nonnen tätig. In allen Klöstern wurden demokratische Verwaltungskommissionen errichtet, die für die Angelegenheiten verantwortlich sind und die Verwaltung des Klosters regeln.

Was ist denn nun mit den Geheimnissen hinter den Klostermauern. Hat Shao da nicht auch etwas ausgeplaudert?

Shao hat zum Beispiel erfahren, wie sich die Mönche ernähren. Der Direktor der Verwaltungskommission des Minjolin-Klosters, Jiangbai Jiancen erzählte, dass die Mönche eigene Nahrungsmittel produzieren. Das Kloster verfügt über eigene Ackerflächen, dazu kommen 17 Milchkühe und 80 Yaks. Das Kloster besitzt zwei eigene Treibhäuser, dadurch kommt auch im Winter Gemüse auf die Teller der Mönche. Gegenüber früher hat sich das Leben der Mönche deutlich verbessert. Das resultiert auch aus den geschäftlichen Einnahmen des Klosters, so Jiangbai Jancen weiter:

"Im Kloster Minjolin produzieren wir hauptsächlich tibetischen Weihrauch, der überall in China und auch in den Nachbarländern Indien und Nepal sehr gefragt ist. Von Produktionsanlagen bis zum Personal, alles kommt aus unserem Kloster selbst. Das sind die Haupt-Einnahmequellen des Klosters."

Mit der Produktion vom Weihrauch zusammen erwirtschaftet das Kloster insgesamt rund 800.000 Yuan pro Jahr. Von der Zentralregierung erhält das Kloster noch Finanzmittel aus Sonderfonds für die Instandhaltung und den Denkmalschutz.

Jiangbai Jiancen erzählte noch, dass die Mönche neben dem Studium der Sutras auch in allgemeine Klosterarbeiten eingebunden sind. Dafür bekommen sie einen monatlichen Zuschuss von durchschnittlich 50 Yuan. Außerdem können die Mönche noch je nach Art ihrer Arbeit einen gewissen Bonus erhalten. Für einige Mönche sind da pro Jahr bis zu 3000 Yuan zusätzlich im Geldbeutel. Durchschnittlich erhalten sie pro Kopf rund 700 Yuan pro Jahr. Unterkunft und Essen sind für die Mönche kostenlos. Oft werden die Mönche von den Einwohnern aus der Gegend nach Hause eingeladen. Dort lesen sie der Familie für bestimmte Anlässe Sutras vor und beten für sie.

Shao hat übrigens auch zwei Wohnungen von Mönchen besichtigen dürfen. Sie wohnen in einem Reihenhaus im Süden der Klosteranlage. Beide haben ihr eigenes Schlafzimmer, jedes rund sieben Quadratmeter groß. Beide Zimmer sind bunt ausgestattet, an der Wand hängen Bilder von berühmten Persönlichkeiten des tibetischen Buddhismus. Im Hof des Reihenhauses befindet sich an einer Ecke eine kleine Teeküche, in der die Mönche Yakbuttertee kochen können.

Einer der Mönche heißt Pema Khedrup und ist 34 Jahre alt. Er ist schon seit 20 Jahren im Kloster und hat bereits eine ranghohe Stellung erreicht. Monatlich erhält er einen Zuschuss von durchschnittlich 50 bis 60 Yuan. Mit seinem Leben zeigt sich Pema Khedrup sehr zufrieden:

"Die demokratische Verwaltungskommission im Kloster hat zwei Mal monatlich Lernkurse organisiert. Dort erfahren wir etwas über Gesetze und Bestimmungen. Manchmal lesen wir auch Zeitungen."

Mönch Pema Khedrup liest täglich Sutras vor und lernt Sanskrit und die alte tibetische Schrift. Außerdem studiert er tibetische Medizin, die das Kloster Minjolin in ganz Tibet berühmt gemacht hat. Am Abend lernt er buddhistische Schriften, manchmal aber macht er sauber. Auch er wird häufig von Einwohnern aus der Gegend nach Hause eingeladen, um dort für bestimmte Anlässe Gebete zu zelebrieren. Im Kloster finden auch oft Wettbewerbe für Chinesisch, Kalligraphie, Malerei und andere Bereiche statt. Dies bereichert das Leben der Mönche.

Aber vergiss nicht, dass heutzutage auf die Mönche auch andere Aufgaben zukommen. Neben Produktions- und Bewirtschaftungsaufgaben übernehmen sie oft auch touristische Führungen für Besucher des Klosters. Denn immer mehr Touristen interessieren sich für das Leben in den tibetischen Klöstern. Aber sag doch mal noch was zu dem Werdegang eines Mönches und wie sehr ein Mönch an das Kloster gebunden ist.

Also, der Religionsbeauftragte der Bezirksverwaltung von Shannan, Wang Qingchang, betonte, dass auch in Tibet alle Bürgerinnen und Bürger per Gesetz die Religionsfreiheit genießen. Das heißt, jeder darf nach der sechsjährigen Schulpflicht sich dafür aus eigenem Willen entscheiden, Mönch oder Nonne zu werden. Sie bekommen dann eine Urkunde und einen Ausweis. Sie dürfen aber auch zu jeder Zeit das Kloster freiwillig wieder verlassen. Jedes Kloster und religiöse Stätte darf per Gesetz religiöse Veranstaltungen abhalten. Jährlich können die Mönche 20 Tage Heimaturlaub beantragen.

Jetzt zur Altersversorgung der Mönche und Nonnen in Tibet: Die Mönche können nach dem 60sten Geburtstag, die Nonnen nach dem 55sten Geburtstag Rente beantragen, so wie normale Bürger auch. In den Landwirtschaftsregionen beträgt die Rente jährlich 900 Yuan, während sie in Weidegebieten bei 1200 Yuan liegt. Mönche oder Nonnen mit körperlicher Behinderung können bereits früher Rente beantragen. Dazu kommt, dass Mönche und Nonnen wie normale Bürger im Rentenalter eine kostenlose Gesundheitsversorgung erhalten. Ihren Ruhestand können sie entweder im Kloster oder zu Hause verbringen, je nach ihrem eigenen Wunsch. Im Falle ihres Ablebens erhalten die Mönche oder Nonnen vom Kloster oder von der lokalen Regierung ein standesgemäßes Begräbnis.

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