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Die Usbeken in China
   2005-11-01 16:36:37    cri
F: Herzlich willkommen zum Fragenblock "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, viele von Ihnen verfolgen unser Programm mit großem Interesse. In ihren Zuschriften an uns äußern sie ihre Meinung zu unserem Programm und liefern wertvolle Anregungen und Vorschläge. Zum Beispiel hat uns unser Hörer und Monitor Helmut Matt aus Herbolzheim vor Kurzem geschrieben:

M: "Mit besonderem Interesse verfolgte ich die interessante Reihe über Traditionen und Trachten der nationalen Minderheiten in China, weil sie sehr plastisch die nationale und kulturelle Vielfalt Chinas präsentiert. In diesen Beiträgen wird verdeutlicht, dass die Respektierung der nationalen Minderheiten, deren Kultur, Tradition, Sprache und Geschichte in China nicht nur zu einem Nebeneinander, sondern vielmehr zu einem friedlichen Miteinander verschiedener Nationalitäten geführt hat. In diesem Zusammenhang drängt sich mir eine Frage auf, die mit der usbekischen Nationalität im Zusammenhang steht: Der Beitrag über die usbekische nationale Minderheit hat mir sehr gut gefallen. Beim Betrachten der Bilder im Internet ist mir aufgefallen, dass die Kleidung der Usbeken in China deutlich von den Trachten der Usbeken in Usbekistan abweicht. Mich würde deshalb interessieren, seit wann die Usbeken in China leben, wie und warum sie nach China gelangten. Auch wüsste ich gerne, ob die Sprache der Usbeken in China mit der Sprache der Usbeken in Usbekistan identisch ist oder nicht. Vielleicht könnten Sie ja einmal im Hörerbriefkasten etwas detaillierter auf Geschichte, nationale Eigenheiten und kulturellen Hintergrund der Usbeken in China eingehen und die Unterschiede zu den Usbeken in Usbekistan herausarbeiten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass dies für viele Ihrer Hörer sehr interessant wäre."

F: Ja, liebe Hörer und lieber Herr Matt, es ist wirklich ein interessantes Thema, das wir heute behandeln wollen. Dafür haben wir einen Professor der Zentralen Universität für nationale Minderheiten, Herrn Hu Zhenhua, interviewt, um Ihnen möglichst ausführliche und korrekte Informationen geben zu können. Herr Hu ist Experte für die türkische Sprache und Geschichte. Er hat uns umfassende Informationen über die Usbeken in China geben können. In Bezug auf die Einwanderung der Usbeken nach China sagte er:

"Die Usbeken leben nicht nur in Usbekistan, sondern auch in verschiedenen anderen Ländern Zentralasiens, wie zum Beispiel in Afghanistan, Kirgisistan, Kasachstan und Tadschikistan usw. In China leben zur Zeit etwa 12.000 Usbeken. Sie leben hauptsächlich in Städten im autonomen Gebiet Xinjiang, wie Yili und Hashi sowie in der Umgebung von Urumqi. Die ersten Usbeken ließen sich im frühen 17. Jahrhundert in China nieder. Zu Beginn waren es nur wenige Geschäftsleute, aber ab der Mitte des 18. Jahrhunderts kamen immer mehr usbekische Geschäftsleute mit ihren Familien nach China. Es wurden allmählich eigene Siedlungen gebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts kamen weitere Usbeken nach China. Es gab schließlich Leute aus allen gesellschaftlichen Schichten zum Beispiel Handwerker, politische Persönlichkeiten, Bauern, Intellektuelle usw."

M: Interessant. Professor Hu Zhenhua hat uns aber noch mehr über die Geschichte, die nationalen Eigenheiten und den kulturellen Hintergrund der Usbeken in China erzählt. Durch seine Beschreibungen haben wir viele neue Einblicke in die Lebensweise der Usbeken gewonnen. Also hier noch einmal Professor Hu:

"Die Usbeken gehören ethnologisch gesehen zur "gelben Rasse", sind also mongolischstämmig. Die usbekische Sprache gehört zu den Turksprachen der altaiischen Sprachen. Zu den Turksprachen zählen mehr als 30 Nationalitäten. Früher waren die Usbeken Nomaden und lebten hauptsächlich in der heutigen Mongolei und in den nördlichen Gebieten Chinas, sowie in der Umgebung des Altaigebirges."

F: Hu Zhenhua erklärte uns weiter, dass Usbekistan vor dem 14. Jahrhundert eines der vier wichtigen Khanate des mongolischen Reichs war. Es wurde im 15. Jahrhundert selbständig und erlangte die Unabhängigkeit.

Die Vorfahren der Usbeken waren Nomaden. Später begannen sie mit dem Ackerbau, weil sich ihr Lebensraum auch zur Landwirtschaft eignete. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich ihre Kultur schneller. Zum Beispiel haben sie Schulen, Moscheen und anderes mehr gebaut. Auch Observatorien wurden errichtet und während der chinesischen Ming-Dynastie (1368-1644) wurden Astronomen aus Usbekistan eingeladen.

M: Die Kontakte zwischen China und Usbekistan reichen also schon bis auf die Westliche Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 24 n. Chr.) zurück und wurden bis in die Qing-Dynastie (1644-1911) ständig gepflegt. Nicht nur Astronomen, sondern auch usbekische Wissenschaftler aus vielen anderen Bereichen haben in China gearbeitet.

Die Usbeken haben eine eigene Sprache mit eigenständigen Vokabeln. Zum Schreiben verwenden sie heute arabische Buchstaben..

F: Ja. Seit dem 17. Jahrhundert leben Usbeken in Westchina zusammen mit Uiguren, Kasachen und Hui. Sie heiraten auch untereinander, daher haben sich die Sprache, Kleidung und Sitten und Gebräuche gegenseitig beeinflusst. Die Sprache der Usbeken in Xinjiang hat also Elemente der Sprache der Uiguren übernommen, besonders die der jungen Leute. Aber natürlich haben sie doch ihre eigene Sprache, die mit der Sprache der Usbeken in Usbekistan identisch ist. Der Unterschied zwischen der Sprache der Usbeken und der Uiguren ist nur ungefähr so groß wie beispielsweise der Unterschied zwischen Beijing- und Tianjin-Dialekt, also nicht groß.

M: Genau. Die Usbeken in China schreiben meistens - genau wie die Uiguren - in arabischen Buchstaben, die Usbeken in Usbekistan hingegen verwenden die lateinische Schrift. Die klassische Literatur der Usbeken und der Uiguren ist gleich. Zu anderen Unterschieden zwischen den Usbeken beider Ländern sagte Hu Zhenhua:

"Die Kleidung, die die Usbeken in Usbekistan tragen, ist die typische Tracht ihrer Nation. Die Kleidung der Usbeken in China wurde aber schon einigermaßen von den Uiguren beeinflusst. Auch in anderen Bereichen wie in der Architektur, den Essgewohnheiten sowie in verschiedenen Sitten und Gebräuchen haben die Usbeken in China einerseits ihre eigenen nationalen Besonderheiten beibehalten, aber andererseits auch Einflüsse der Uiguren und der Han-Nationalität in ihre Traditionen aufgenommen. Zum Beispiel begehen die Usbeken in China sowohl die Volksfeste ihrer eigenen Nationalität wie das Bairamfest, das Schlachtfest usw., als auch einige Feste der Han-Nationalität, wie z. B. das Frühlingsfest."

F: Ja. Wie uns Herr Hu weiter beschrieb, legen die Usbeken in der Architektur großen Wert auf die Dekoration ihrer Häuser und die Wände werden immer mit Holzschnitzereien verziert. Die Kopfbedeckungen der Usbeken sind ebenfalls sehr schön bestickt. Man kann also sagen, dass die Usbeken immer großen Wert auf Ästhetik legen. Außerdem sind die nationalen Speisen der Usbeken wie der "Zhuafan" sehr delikat, was auch für die Uiguren in Xinjiang von Vorteil ist.

M: Tatsächlich! Laut Herrn Hu ist das Bildungsniveau der Usbeken relativ hoch. Heute entwickelt sich Usbekistan in vielen Gebieten ziemlich schnell. Dazu hören wir noch einmal Hu Zhenhua:

"In Usbekistan gibt es eine Akademie der Wissenschaften, verschiedenen Forschungseinrichtungen und Universitäten usw. Die Usbeken haben ein vielseitiges kulturelles und literarisches Erbe sowie zahlreiche verschiedenartige Musikinstrumente. Usbekistan ist zur Zeit das kulturelle Zentrum Zentralasiens. Es besitzt außerdem eine eigene Flugzeugindustrie und einen Kernreaktor und auch im Bereich der Computertechnologie gibt es eine rasante Entwicklung."

M: Das ist ja wirklich interessant! Professor Hu Zhenhua zufolge besteht in den letzten Jahren zwischen China und Usbekistan reger Austausch in den verschiedensten Bereichen. Viele Leute aus dem autonomen Gebiet Xinjiang studieren in Usbekistan, denn z. B. die Taschkent-Universität ist eine berühmte Universität. Im großen und ganzen kann man sagen, dass Usbekistan großen Einfluss besonders im kulturellen Gebiet auf Xinjiang ausübt.

F: Ja. Soviel, liebe Hörer, zum Thema "die Usbeken in China" und zu den Fragen unseres Hörers Helmut Matt. Wir hoffen, dass Herr Matt mit unseren Antworten zufrieden ist und dass es auch für alle anderen Hörer interessant war.

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