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100 Jahre Entwicklung des chinesischen Films
   2005-11-01 16:36:07    cri
F: Willkommen hier bei "Sie fragen, wir antworten". Liebe Hörer, in diesem Jahr feiern wir das 100. Jubiläum der chinesischen Filmwirtschaft. Auch viele unserer Hörer interessieren sich für dieses Thema. Zum Beispiel hat uns unser Hörer Lutz Winkler aus Schmitten im Taunus geschrieben:

M: "Gefreut habe ich mich über die Auszeichnung chinesischer Filme auf der Berlinale. Dazu habe ich auch eine Frage: In Deutschland geht es gerade etwas aufwärts mit den Besucherzahlen in den Kinos. Haben Sie in China damit auch Probleme und wie ist der Stand der Technik. Welche Filme werden gezeigt und welche Filme sind die populärsten in China?"

F: Und auch unser Hörer Bernhard Westhölter aus Wermsdorf bringt in seinem Brief diese Thema zur Sprache. Er schreibt:

M: "Welche Filme werden am meisten gezeigt, in chinesischen Kinos und Fernsehen?"

F: Ja, liebe Hörer, Filmkunst ist tatsächlich ein interessantes Thema, das wir sehr gern behandeln. In der vorletzten Ausgabe unseres Hörerbriefkastens haben wir schon angekündigt, dass wir uns mit diesem Thema einmal ausführlicher beschäftigen werden.

M: Also dann! In diesem Jahr jährt sich zum 100. Mal die Gründung der chinesischen Filmindustrie. Das Jahr 2005 wurde deshalb zum "Jahr der Filmförderung" erklärt. Und für Sie, liebe Hörer, haben wir den Direktor der Abteilung für Programmplanung von der Chinesischen Filmproduktionsfirma Xu Jianhai interviewt. In unserem Gespräch gab er uns zahlreiche spannende Informationen zum Thema chinesischer Film:

"Als erster chinesischer Film gilt der im Jahr 1905 gedrehte Stummfilm "Dingjunshan" - "Der Berg Dingjun" mit dem bekannten Peking-Opernstar Tan Xinpei als Hauptdarsteller. Dingjunshan ist eigentlich eine Peking-Oper. Der Stoff des Films greift ebenso wie die Oper auf den ersten klassischen chinesischen Roman "Die Drei Reiche" zurück. Dabei geht es um die Eroberung des Berges Dingjun durch einen alten General namens Huang Zhong. Dieser alte General, gespielt von Tan Xinpei, zieht ohne Rücksicht auf sein Alter in den Krieg und erobert schließlich den Berg. Man kann sagen, dass dieser Film eher eine Dokumentar- oder Kurzfilm ist, nicht aber ein Spielfilm. Seitdem sind aber schon 100 Jahre vergangen und die chinesische Filmwirtschaft hat sich inzwischen kräftig weiterentwickelt."

F: Laut Xu Jianhai wurden also die ersten Spielfilme Anfang des 20. Jahrhunderts in Shanghai vorgeführt. Diese importierte technische Innovation wurde von den Chinesen einfach "Yang-Pian" genannt, zu deutsch etwa "exotische Streifen". Anfangs wurden ohnehin nur ausländische Filme gezeigt und zwar nicht in Kinos, weil es damals noch keine Lichtspieltheater gab, sondern auf öffentlichen Plätzen oder in Teehäusern. Erst später begann die chinesische Filmproduktion, deren Hauptthema damals das bürgerliche Familienleben war. Es ging zumeist um traditionelle Ethik und Moral bekannter großer Familien.

M: Genau. Die ersten richtigen und eigenständigen chinesischen Filme entstanden in den späten 30er Jahren. Es kamen gerade viele im Ausland ausgebildete chinesische Künstler zum Film. Sie kannten die internationalen Trends der Branche und wollten dementsprechend die aktuellen Themen der damaligen Gesellschaft Chinas, wie z. B. die Sehnsucht nach nationaler Einigung, demokratische Bewegungen und den antijapanischen Widerstandskrieg mit filmischen Mitteln wiedergeben. Es wurde damals eine Reihe hochwertiger Spielfilme gedreht, wie z. B. "Yu Guang Qu" - "Fischermelodie", "Yi Jiang Chun Shui Xiang Dong Liu" -"Das Flusswasser des Frühlings fließt nach Osten" usw.

F: Nach Gründung der Volksrepublik 1949 wurde die chinesische Filmindustrie vom Staat intensiv gefördert. Bis 1959 erlebte die Filmbranche eine Glanzzeit. Es entstanden drei große Filmstudios in Shanghai, Beijing und in der nordostchinesischen Stadt Changchun. Diese drei Filmstudios zogen eine große Anzahl von hervorragenden Filmleuten an. Ihre Filme waren volksnahe und zeigten das neue Leben in China und es entstanden viele Filmklassiker, die den Zeitgeist widerspiegeln.

M: Das hohe Niveau der chinesischen Filme nach 1949 wurde leider durch die Kulturrevolution, die von 1966 bis 1976 dauerte und durch die die kulturelle Vielfalt stark eingeschränkt wurde, untergraben. Unmittelbar nach der Kulturrevolution entstanden dann einige Filme, in denen mit filmischen Mitteln für eine Wiederbelebung der Kultur plädiert wurde. Dazu noch einmal Xu Jianhai:

"Mit Einführung der Reform und Öffnung in China Ende der 70er Jahre und Anfang der 80er Jahre erlebte die chinesische Filmindustrie eine neue Entwicklungsphase. Es entstand eine beispiellos lockere Atmosphäre für chinesische Filmemacher. In diesem Umfeld ist eine neue Generation junger Regisseure aufgewachsen. Ihre Filme würdigen die Erde, die Heimat, das traditionelle Leben der Chinesen und die Vaterlandsliebe. Mit einzigartigem Kunstverständnis, wagemutigen Filmproduktionen und beeindruckender Phantasie haben die Filme dieser Regisseure weltweit große Erfolge erzielt. Viele davon wurden auf internationalen Filmfestivals prämiert, zum Beispiel "Hong Gao Liang" -"Das Rote Kornfeld" usw."

F: Wie Herr Xu in dem Gespräch weiter ausführte, hat die Öffnung Chinas den Regisseuren die Chance eröffnet, Kontakte zu internationalen Filmkreisen aufzunehmen, was ihre Blickwinkel sicher erweitert hat. Die aufgeschlossene Politik der Regierung gegenüber dem Filmwesen hat eine positive Atmosphäre für die künstlerische Arbeit geschaffen. Dank dieser Umstände haben die chinesischen Filme in den 90er Jahren ihre Blütezeit erreicht, wobei mehr als 3 100 Spielfilme, 1 100 Trickfilme und 7 700 Dokumentarfilme entstanden sind. Außerdem wurden über 300 Filme allein aus dem chinesischen Festland auf internationalen Filmfestspielen mit Preisen ausgezeichnet.

M: Ja. Inzwischen sind eine Reihe Filme über wichtige historische Ereignisse entstanden, wie "Chongqing-Verhandlung", "Gründungszeremoniell" usw. Dies wird als Symbol für die neue Entwicklung der chinesischen Filme in den 90er Jahren betrachtet. Mitte der 90er Jahre hat die chinesische Filmwirtschaft auch mit der Reform des Systems, nämlich der Umwandlung von Planwirtschaft zur Marktwirtschaft begonnen.

F: Ja, genau. Mit der Fördeurng der Filmproduktion hat der chinesische Film im neuen Jahrhundert einen weiteren Entwicklungsschub erhalten. Zum Beispiel die Filme "Hero", "House of Flying Daggers" und eine Reihe von Filmen vom chinesischen Regisseur Feng Xiaogang sind zu großen Kassenschlagern geworden. Über den gegwärtigen Zustand sagte uns Herr Xu:

"2004 war die Anzalhl der jährlich produzierten chinesischen Spielfilme zum ersten Mal höher als 200. In Bezug auf die Quantität gibt es bereits eine beispiellose Entwicklung und die Qualität ist ebenfalls sichtbar gestiegen. Viele Filme wurden ausgezeichnet und erzielten Einspielergebnisse von über 100 Millionen Yuan. Das sind die zwei typischen Trends des chinesischen Filmmarkts zur Zeit. Im großen und ganzen kann man sagen, dass der chinesische Film heutzutage sowohl in Stil als auch in Form reichhaltiger und vielfältiger ist als früher. Außerdem werden jedes Jahr zahlreiche chinesische Filme auf internationalen Filmfestspielen gezeigt und mit Preisen prämiert."

F: Ja. Nach den Worten von Herrn Xu waren in den letzten Jahren in China die Hollywood-Filme aus der USA sehr beliebt, aber im vergangenen Jahr überstieg der Kassenerfolg der inländischen Filme zum ersten Mal den von ausländischen. Das beweist, dass sich die chinesischen Regisseure schon den Anforderungen des Markts angepassen haben und die Qualität der chinesischen Filme ständig steigt.

M: Stimmt. Laut Herr Xu begann die Kooperation zwischen China und dem Ausland im Bereich der Filmindustrie bereits in den 50er Jahren. Der erste gemeinsam gedrehte Film war eine Koproduktion von China und Frankreich und war ein Kinderfilm mit dem Titel "Drachen". In den letzten 30 Jahren ist die Anzahl der Koproduktionen zwischen China und dem Ausland ständig gestiegen und es wurden schon mit mehr als 30 verschiedenen Ländern und Regionen gemeinsame Produktionen gedreht, wie z. B. "Mo Dai Huangdi" - "Der letzte Kaiser". Gerade hat die Chinesische Filmproduktionsfirma gemeinsam mit der amerikanischen Time Warner Company eine gemeinsame Produktionsfirma gegründet. Diese neue Firma bereitet gerade die Produktion einiger neuen Filme vor.

F: Genau. Wie Herr Xu uns weiter erklärt hat, entwickelt sich auch der chinesische Filmmarkt in den letzten Jahren relativ schnell. Die Kinos in China werden immer moderner. Es gibt immer mehr Kinos neuen Typs, die multifunktionell eingerichtet sind. Viele Kinos haben mehrere Kinosäle, um die unterschiedlichen Wünsche der Zuschauer zu befriedigen. Diese modernen Kinos haben eine sehr hohe Markteffizienz.

M: Naja. Heute ist das Kulturleben in China wirklich sehr vielseitig. In den Kinos werden die verschiedensten Filme gezeigt, sowohl chinesische als auch ausländische. Die Besucherquote der chinesischen Kinos hängt normalerweise von folgenden Faktoren ab: dem Inhalt des Films, der Produktion, dem Regisseur und den Schauspielern sowie dem Marketing. Einer amtlichen Statistik zufolge wurden im vergangenen Jahr mehr als zwei Milliarden chinesische Kinobesucher gezählt und die gezeigten Filme haben rund 1,5 Milliarden Yuan eingespielt, 50% mehr als der vom Vorjahr.

F: Über den chinesischen Kino- und Filmmarkt haben wir Sie, liebe Hörer, ja schon in der vorletzten Ausgabe unseres Hörerbriefkastens informiert. Deshalb wollen wir hier darüber nicht mehr viel erzählen. Soviel, liebe Hörer, also zum Thema "100 Jahre Entwicklung des chinesischen Films". Das waren auch schon unsere heutigen Hörerfragen.

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