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Welterbe in China
   2005-11-01 16:35:42    cri
F: Willkommen hier bei "Sie fragen, wir antworten". Heute möchten wir auf das Thema "das Welterbe in China" eingehen. Damit wollen wir die Frage unseres Hörers Engelbert Borkner aus Hildesheim in Deutschland beantworten. Er schrieb uns:

M: "In der Sendung brachten Sie etwas über den Denkmalschutz in China. Wie viele Baudenkmäler in der gesamten Volksrepublik China haben das UN-Prädikat "Weltkulturerbe" erhalten? Wie verhält es sich mit den Unterhaltungs- bzw. Erhaltungskosten dieser Bauwerke?"

F: Soweit die Fragen, und damit werden wir uns dem Thema "Welterbe in China" ausführlicher widmen. Sie wissen ja sicher, dass es in Deutschland 25 Kultur- und Naturdenkmäler gibt, die auf der UNESCO-Liste des Welterbes stehen. Auch in China gibt es eine Reihe derartiger Welterbestätten, und zwar insgesamt 31. Davon gehören 29 zum Kultur- und Naturerbe und zwei zum mündlich überlieferten oder nicht-materiellen Erbe der Menschheit.

M: Genau. Und zu den Stätten des Kultur- und Naturerbes der Menschheit in China gehören landschaftliche und historische Sehenswürdigkeiten, Kulturdenkmäler, historische Städte sowie alte Parkanlagen und Dörfer, wie zum Beispiel die Grosse Mauer, der Gelbe Fluss, die Sehenswürdigkeit Jiuzhaigou, die alte Stadt Pingyao usw.

F: Ja. Liebe Hörer, Sie wissen ja vielleicht schon, dass das UNESCO-Welterbekomitee Ende des Jahres 2001 in Helsinki weitere Natur- und Kulturstätten in verschiedenen Ländern in die Welterbeliste aufgenommen hat. Dazu gehören auch die Yun'gang-Grotten in der nordchinesischen Provinz Shanxi. Und im letzten Jahr wurde der "Parallele Verlauf der Drei Flüsse" (der Jinsha-Fluss, der Lancang-Fluss und der Nu-Fluss) in der südwestchinesischen Provinz Yunnan ebenfalls in die Welterbeliste aufgenommen. Damit ist China mit inzwischen 29 Kultur- und Naturerbe-Stätten das 3. Land nach Spanien und Italien auf der Rangliste der Eintragungen.

M: Stimmt. Und in den folgenden Minuten möchten wir ein bißchen erläutern, wie die UNESCO-Liste des Welterbes entstanden ist und wie das Welterbe in China aussieht. Herr Guo Zhan, Leiter der Welterbe-Abteilung beim staatlichen Verwaltungsamt für Kulturgegenstände, stellt uns zuerst die Herkunft der sogenannten UNESCO-Liste des Welterbes vor:

"Die Generalkonferenz der UNESCO, also der Spezialorganisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, hatte 1972 in Paris auf ihrer 17. Tagung eine Übereinkunft zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt getroffen, die kurz als Welterbe-Konvention bezeichnet wird. Diese Konvention geht vor allem davon aus, dass die Existenzsituation der Menschheit, insbesondere das Kultur- und Naturerbe der Menschheit im Prozess der beschleunigten Industrialisierung und der gesellschaftlichen Modernisierung nach dem Ende des 2. Weltkrieges zunehmend von Zerstörung bedroht sind. Nach der Konvention ist dann eine sogenannte Welterbe-Liste errichtet worden, die das Kultur- oder Naturerbe von außergewöhnlichem universellem Wert umfassen soll, um dieses Erbe im Rahmen des Welterbes der ganzen Menschheit zu erhalten und zu schützen."

F: Laut Guo Zhan sind inzwischen 167 Länder der Welt dieser Konvention beigetreten, China hatte sich 1985 der Konvention angeschlossen. Zu der Welterbe-Liste, die von dem Welterbekomitee der UNESCO einmal im Jahr überprüft und aktualisiert wird, gehören sowohl das Kultur- als auch das Naturerbe und nicht zuletzt auch das sogenannte gemischte Erbe, das kulturellen und natürlichen Charakter zugleich besitzt. Seit 2001 finden sich auch repräsentative Werke des mündlichen und nicht-materiellen Erbes der Menschheit in der Liste. Darunter z.B. die chinesische Kunqu-Oper und die siebensaitige chinesische Zither.

M: Ja. Da alle Denkmäler der Welterbe-Liste von Unterstützungsprojekten des UNESCO-Welterbefonds profitieren, legt jeder Unterzeichnerstaat großen Wert auf die für die Liste vorgeschlagenen Denkmäler. Dabei macht China auch keine Ausnahme. Guo Zhan erläutert dazu die Politik der chinesischen Regierung für den Schutz des Welterbes in China:

"Vor allem fordert die Regierung, die Integrität und Authentizität der bereits in die UNESCO-Liste eingetragenen Kultur- und Naturdenkmäler in China zu erhalten und jegliche unvernünftige bzw. übertriebene Erschließung dabei zu vermeiden. Nun steht China auch in einer engen Zusammenarbeit mit der übrigen Welt im Bereich des Schutzes des Welterbes."

F: 1987 waren die ersten chinesischen Natur- und Kulturstätten in die Welterbeliste aufgenommen worden. Dazu gehören die Große Mauer, der Taishan-Berg, der Kaiserpalast in der Verbotenen Stadt in Beijing, die Grotten von Mogao, das Grab des ersten chinesischen Kaisers Shihuangdi mit der Tonkrieger-Armee aus der Qin-Dynastie und der Fundort des "Peking-Menschen".

Und wie kommen nun Stätten in China auf die Welterbeliste? Die konkrete Verfahrensweise erklärt Guo Zhan so:

"Das chinesische staatliche Verwaltungsamt für Kulturgegenstände ist die einzige vom Staatsrat beauftragte Institution für die konkreten Bewerbungen um Aufnahme in die Welterbeliste. Aber in der Tat hat sich auch das Bauministerium an entsprechenden Bewerbungen beteiligt. Die von den beiden Organen bewertete und vorgeschlagene Liste der Kultur- und Naturstätten werde dann durch die chinesische UNESCO-Kommission an das UNESCO-Zentrum für die Erhaltung des Erbes der Menschheit, kurz "Welterbezentrum", in Paris weitergeleitet."

M: Genau. Inzwischen sind aus China 20 Kultur- und 4 Naturgüter, sowie 4 gemischte und eine Kulturlandschaft in die Welterbeliste aufgenommen worden. Alle zuständigen Verwaltungs-Organe sowie akademische Institutionen in China legen großen Wert auf den Schutz dieses Erbes der Menschheit und bemühen sich, weitere Denkmäler auf die Welterbeliste der UNESCO zu bringen. So stehen laut Guo Zhan nun schon mehr als 100 Kultur ? und Naturstätten auf einer vorläufigen Liste der chinesischen Regierung als Kandidaten für die Aufnahme in die Welterbeliste. Damit ist China eines der Länder, die dem Welterbekomitee die meisten Projekte vorgelegt haben.

F: Ja. Zu dieser vorläufigen Liste gehören u.a. die in Europa als Marco-Polo-Brücke bekannte Lugou-Brücke in Beijing, der Lijiang-Fluss in Guilin im südwestchinesischen Autonomen Gebiet Guangxi sowie ein traditionelles mehrstöckiges Wohngebäude der Hakka in der südostchinesischen Provinz Fujian.

M: Ja. Allerdings hatte das UNESCO-Welterbekomitee Ende 2001 auf der Sitzung in Helsinki, an der auch Herr Guo teilnahm, beschlossen, dass Länder mit bereits zahlreichen Stätten auf der Liste künftig anderen den Vortritt bei Bewerbungen lassen sollten. So wurde im Jahr 2003 ein Kontingentsystem eingeführt, wonach jedes Land, das bereits mit mehreren Einträgen auf der Liste vertreten ist, nur noch eine weitere Kultur- oder Naturstätte pro Jahr zur Aufnahme in die Liste anmelden. Diese Regel hat selbstverständlich auch die chinesischen Bewerbungen beeinflusst, wie Guo Zhan erläutert:

"Diese Regel behindert nun gerade die gegenwärtige Bewerbungswelle in China. Eigentlich hatten wir ja gehofft, dass weitere 5-6 chinesische Denkmäler pro Jahr in die Welterben-Liste eingetragen werden. Trotz der neuen Regel haben wir nun mit dem Welterbekomitee vereinbart, dennoch die gesamte Kandidatenliste unserer Denkmäler einzureichen, dies aber schon mit einer Reihenfolge. Das Komitee kann dann je nach Mitbewerben das ganze Kontingent begutachten und über die Aufnahme entscheiden."

F: Genau. Nicht zuletzt räumte der chinesische Welterbe-Beauftragte auch ein, dass es in China mit dem Schutz und der Erhaltung des Welterbes noch einige Probleme gibt. Aber er wies zugleich darauf hin, dass diese Probleme bereits auf die Tagesordnung gestellt worden seien, und zeigte sich davon überzeugt, dass sie schrittweise und in absehbarer Zukunft gelöst werden können.

M: Ja, genau. Vor kurzem haben Vertreter der chinesischen Welterbestätten in der südwestchinesischen Provinz Sichuan die Gründung eines chinesischen Welterbe-Komitees angeregt. Ein solches Komitee soll später den Schutz und die Erhaltung sowie den Ausbau und die Verwaltung der Welterbestätten in China koordinieren. Zudem soll das Komitee den technischen bzw. den Informationsaustausch mit dem Ausland fördern. Darüber hinaus soll es dem UNESCO-Welterbekommitee bei der Überwachung der Welterbestätten in China Hilfe leisten. Die Vertreter der Verwaltungsbehörden aller Welterbestätten in China stimmten darin überein, das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Schutz des kulturellen Erbes zu verbessern und das Welterbe in China durch moderne Technologien und effektive Verfahren besser zu schützen.

F: Ja, und vom 28. Juni bis zum 7. Juli des laufenden Jahres findet nun die 28. Sitzung des Welterbekomitees in Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu statt. Als Chinesen sind wir natürlich stolz darauf und beobachten das Ganze sehr aufmerksam. Ich glaube, Sie sind ebenfalls stolz auf das Welterbe in Ihrem Land. Und diese von unseren Vorfahren hinterlassenen Schätze zu respektieren, sie vernünftig zu nutzen und sie für die Nachwelt zu erhalten, ist unsere gemeinsame Verpflichtung. Wir stellen Ihnen ja in unseren Sendungen immer wieder Zeugnisse der 5000jährigen Geschichte der Zivilisation in China vor.

M: Ja. Und soviel, liebe Hörer, zum Thema "Welterbe in China". Damit geht auch unsere heutige Rubrik "Sie fragen, wir antworten" zu Ende. Wir hoffen, dass Herr Engelbert Borkner mit unserem Antwort zufrieden ist und es auch für alle anderen Hörer interessant war.

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