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Der Westen lernt durch Missionierung Konfuzius kennen
  2014-08-27 16:12:11  cri

Weihnachten ist für Christen in China ein religiöses Fest wie in Europa. Heute leben über fünf Millionen Katholiken und rund zehn Millionen Protestanten in China. Die Katholiken verfügen über etwa 5.000 katholische Kirchen und lokale Vertretungen. Es gibt derzeit etwa 12.000 protestantische Kirchen in China.

Bereits in der Blütezeit der Tang-Dynastie (618 bis 907) brachte Alopen, ein Bischof der Nestorian-Sekte, das Christentum nach China. Alopen wurde vom Kaiser Li Shimin und seinem Reichskanzler unterstützt. Allerdings verbot der Kaiser Li Yan einige Jahre später den Buddhismus. Auch das Christentum wurde in Mitleidenschaft gezogen. In Zentralchina war keine einzige Spur des Christentums mehr zu finden.

In der Yuan-Dynastie, also im 14. Jahrhundert, lebte das Christentum in China wieder auf. Der Katholizismus wurde in China eingeführt. Das Christentum wurde die Religion des Kreuzes genannt. Die mongolischen Herrscher gründeten sogar Einrichtungen für die Verwaltung des Christentums.

Während der Yuan-Dynastie hat der Vantikan mehrmals päpstliche Gesandte nach China geschickt, um Kontakte mit den mongolischen Herrschern aufzunehmen. Jean de Plan Carpin reiste 1245 nach Beijing und wurde vom Khan empfangen. Er schrieb seine Erlebnisse in China im Buch „Die Mongolische Geschichte" nieder. 30 Jahre später besuchte Marco Polo das chinesische Reich. Khublai Khan betrachtete den Italiener als Ehrengast und ernannte ihn sogar an seinem Kaiserhof zu einem Mandarin. Zwischen 1293 und 1328 durfte Giovani da Montecorvino in der Kaiserstadt Peking missionieren. Etwa 6.000 Chinesen ließen sich von Montecorvino taufen. Der Missionar blieb bis zu seinem Tod in China. Während dieser Zeit errichtete er zwei Kirchen und übersetzte einen Teil der Bibel ins Mongolische.

Nach dem Sturz der mongolischen Herrschaft befand sich das Christentum in China zweihundert Jahre lang auf dem Tiefpunkt. Das änderte sich, als Matteo Ricci in China ankam.

Ricci bemühte sich um die Sympathie der besser gebildeten Chinesen, indem er die chinesische Philosophie fleißig studierte und sich wie ein konfuzianischer Anhänger kleidete. Außerdem stellte er den Chinesen die damals modernste Technik aus Europa vor. 1601 empfing der Kaiser Zhu Yijun den Missionar. Als Geschenk bekam der Kaiser eine mechanische Uhr. Diese weckte das Interesse des Kaisers an den Naturwissenschaften. Ricci interpretierte die Bibel so, dass sie der konfuzianischen Doktrin nicht widersprach. Ricci verfolgte das Ziel, den Konfuzianismus langsam durch den Katholizismus zu ersetzen. Zu Riccis Tod lebten rund 2.500 Katholiken in China.

Nach dem Sturz der Ming-Dynastie luden die mandschurischen Herrscher die westlichen Missionare als Gäste an den Kaiserhof. Sie sollten als Ratgeber für das kaiserliche Zeitrechnungsamt arbeiten. Der Kaiser betrachtete die Missionare in erster Linie als Techniker und nicht als Geistliche.

Mitte des 17. Jahrhunderts kam es zu einem Konflikt zwischen dem chinesischen Kaiserhof und dem Vatikan. Auslöser dafür war das Verbot des Vatikans für die chinesischen Katholiken, an Opferzeremonien für Konfuzius teilzunehmen. Der verärgerte Kaiser Kangxi beendete daraufhin sein Engagement zur Verbreitung des Christentums in China.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts kamen allmählich auch Missionare der evangelischen Kirche nach China. Ende des 19. Jahrhunderts waren über 400 katholische und 1.500 evangelische Missionare in China tätig. Es gab 740.000 Katholiken und 95.000 evangelische Christen.

Die Verbreitung des Christentums in China war eine einzigartige Chance für den Kulturaustausch zwischen dem Osten und dem Westen. Die westlichen Missionare übersetzten viele Werke, vor allem solche aus dem technischen Bereich, ins Chinesische. Die moderne Technik wurde so zuerst den besser gebildeten Chinesen vermittelt. Matteo Ricci zum Beispiel hat in Zusammenarbeit mit seinen chinesischen Freunden einige Bücher über Geometrie, Vermessung und Wasserwirtschaft ins Chinesische übersetzt. Durch die Verbreitung der modernen Technik in China bekam Matteo Ricci hohe Anerkennung von chinesischen Politikern. Nach dem Tod Riccis überzeugte der Kanzler den Kaiser davon, dem Ausländer ein Grab bereit zu stellen.

Neben Naturwissenschaften vermittelten die Missionare auch noch die westliche Philosophie, wie etwa die von Aristoteles..

Gleichzeitig übersetzten die Missionare Werke der chinesischen Philosophie in europäische Sprachen, vor allem Werke über den Konfuzianismus, den Buddhismus und den Taoismus. Matteo Ricci hat in seinem Buch den Europäern Konfuzius vorgestellt. Er schrieb, zwischen der Doktrin von Konfuzius und dem Katholizismus bestehe kein Widerspruch.

Der Konflikt zwischen dem chinesischen Kaiserhof und dem Vatikan löste unter Europäern großes Interesse an der chinesischen Kultur aus. Die Missionare schrieben fleißig Bücher über China. Alvaro de Semedo veröffentlichte seine Geschichte des Chinesischen Reiches, Philippe Couplet stellte in seinem Buch Konfuzius der Denker den chinesischen Philosophen vor 2.500 Jahren vor. Und Joachim Bouvet hat einen ehrgeizigen chinesischen Kaiser in seinem Portrait von Kangxi anschaulich beschrieben.

Professor Sun Shangyang von der philosophischen Fakultät an der Peking-Universität meint, von diesem Prozess ließen sich große europäische Denker und Wissenschaftler wie etwa Gottfried Wilhelm Leibniz, Pierre Bayle und Voltaire von der chinesischen Kultur inspirieren: „Die Philosophie des Konfuzius hatte dann einen beachtlichen Einfluss auf die Aufklärungsperiode im Westen. Die Missionare brachten auch viele westliche Technologien nach China, wie Astronomie, Zeitrechnung, militärische Techniken, Anatomie, Biologie, westliche Malerei und Musik."

Leibniz hat durch den Briefwechsel mit Missionaren in China seinen Horizont erweitert und schrieb im Jahr 1716 das Buch Die natürliche Theologie der Chinesen. In diesem Buch hat Leibniz einige abstrakte chinesische philosophische Begriffe wie Li, Qi und Taiji vorgestellt und erläutert.

Der Franzose Pierre Bayle hat die Toleranz der Chinesen gegenüber anderen Religionen positiv bewertet. Er sagte, China sei ein Land, in dem Atheismus weit verbreitet sei. Der Atheismus habe die Entwicklung der chinesischen Nation nicht gehindert, sondern sogar gefördert. Er nannte China als ein Beispiel dafür, dass es möglich sei, Moral und Religion zu trennen.

Spuren des Austausches zwischen China und dem Westen lassen sich nicht nur im kulturellen Bereich finden. Auch im Alltag spürt man den Einfluss des Christentums. Professor Sun Shangyang führt einige Beispiele an: „Unser heutiger Lebensrhythmus ist ein klares Beispiel dafür: Viele Menschen arbeiten am Sonntag nicht, viele, vor allem Jugendliche, feiern heutzutage Weihnachten. Manche Verliebte lassen sich in einer Kirche trauen, obwohl sie keine Christen sind."

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