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Junge chinesische Germanistikstudenten im Gespräch
  2017-12-06 10:31:12  CRI

 

Germanistikstudenten mit ihrer Dozentin (v. l. n. r.): Chen Yu, Yu Jie, Stephanie Godec und Zhang Weijie

„Egal wie dicht Du bist, Goethe war Dichter."

Zhang Weijie (in China steht der Nachname immer vorne) schätzt deutsche Wortspiele. Der 20-Jährige studiert im vierten Jahr Germanistik an der Peking-Universität, die zu den Elite-Hochschulen des Landes zählt. Er und zwei Studienkollegen erklären, was Chinesen an der deutschen Sprache und Deutschland reizt. Ihre österreichische Dozentin ist auch dabei.

Zhang liebt die deutsche Literatur, vor allem den Bildungsroman „Peter Camenzind" von Hermann Hesse. Ihm gefallen Hesses melancholische Landschaftsbeschreibungen.

Wie sieht Zhang die Deutschen?

„Die Deutschen sind immer pünktlich, effizient." Diese Ansicht teilen seine Studienfreunde.

Sein Austauschjahr an der Freien Universität Berlin hat ihm sehr gut gefallen. Gab es auch etwas, was nicht so toll war?

„Vor allem das Essen."

Zur Übung guckt Zhang die Tagesschau. Filme, wie „Das Leben der Anderen" oder (O-Ton) „klassische Filme wie zum Beispiel die Geschichte von Sissi", verstehe er ohne chinesische Untertitel noch nicht so gut.

Yu Jie, Studentin im vierten Jahr, durfte die Peking-Universität ohne Aufnahmeprüfung besuchen, unter der Bedingung, dass sie eine Fremdsprache wählt. Sie konnte schon Englisch und natürlich Chinesisch. Die 22-Jährige entschied sich für Deutsch, weil sie etwas über Deutschland und Europa lernen wollte:

„Ich lese gerne deutsche Theaterstücke, zum Beispiel Theaterstücke von Berthold Brecht." Die Themen der Theaterstücke seien noch immer aktuell.

Deutschland und Österreich kennt sie durch einen Studienaufenthalt und Reisen. Während ihres Praktikums bei Volkswagen in China konnte sie auch Deutsch sprechen.

Gefragt nach dem Bild der Chinesen von den Deutschen, erzählt sie ein modernes Märchen über einen Chinesen, den seine deutsche Freundin nur deshalb verlässt, weil er bei Rot über die Straße gegangen ist. Zurück in China findet der arme Kerl eine chinesische Freundin:

„Und eines Tages gehen sie auf die Straße und die Lampe ist rot und der Mann hat gelernt. Deshalb ist er nicht über die Straße gegangen. Und die chinesische Freundin sagt: ‚Warum gehst Du nicht über die Straße?! Du hast also nicht den Mut, über die Straße zu gehen, wenn die Lampe rot ist. Und dann ist die Liebe geendet."

Chen Yu, Deutschstudent im zweiten Jahr, hat einige Tatort-Folgen, Spiel- und Dokumentarfilme gesehen. Der 19-Jährige will zum Oktoberfest. Außerdem möchte er live ein Spiel seiner Mannschaft Borussia Dortmund sehen:

„Ich will auch das Grab von John Rabe besuchen. Dieser Mann rettete viele Leute in Nanjing im Jahr 1937. Ich komme aus Nanjing. Ich bedanke mich sehr für sein Benehmen."

Über seine deutschen Lehrer sagt er:

„Sie sind sehr ernst beim Studium, zum Beispiel Frau Stephanie Godec, korrigieren uns immer, wenn wir Deutsch sprechen. Sie sagen, wir sollen immer auf die, sogar kleinen, Fehler achten. Ich glaube, die Deutschen legen sehr viel Wert auf die Pünktlichkeit. Wenn wir vielleicht mal spät gekommen sind, bekommen wir vielleicht die Strafe von ihnen."

Die studierte Germanistin und Linguistin Stephanie Godec aus Graz hat schon in Indien, Vietnam und im Oman gearbeitet. In China ist die 30-Jährige Dozentin jetzt das zweite Jahr. Ihr Arbeitgeber lockte sie mit dem guten Ruf der Peking-Universität und dem schönen Wetter:

„Und jetzt bin ich hier und es ist Smog."

Neben der Ruhe und klaren Antworten vermisst sie in China noch:

„Wenn's ums Essen geht, dann Bratelfett. Aber das ist was ganz typisch Österreichisches."

Sie könne ihre Stunden relativ frei gestalten. Insgesamt sei hier jedoch alles verschulter als in Europa. Die Studenten seien nicht so frei und selbstständig:

„Die österreichischen Studenten antworten viel schneller, sind es gewohnt zu kommunizieren und zu interagieren, wobei die chinesischen Studenten nur sprechen, wenn sie die richtige Antwort wissen."

Und zum Abschluss noch ein lustiges Wortspiel von Zhang Weijie:

„Egal wie viele CDs du hast, Carl Benz hat Mercedes (= mehr CDs)."

Text: Nils Bergemann

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