Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Mini-Gyms in Beijing
  2017-08-22 09:59:16  CRI

 

Nach der Arbeit zum Sport, die Kantinen-Curry-Wurst abtrainieren oder einfach ein wenig den Kopf frei kriegen – ja, man sollte, man sollte wirklich! Aber irgendwie ist das nächste Fitnessstudio immer so weit weg und überhaupt eine Mitgliedschaft auch so unverschämt teuer. Also siegt – wie immer – der innere Schweinehund: ab auf die Couch, Füße hoch und den Pizzaboten für sich laufen lassen. Morgen wird Sport gemacht. Ganz bestimmt! Vielleicht …

In Beijing wird es künftig schwer für das träge Borstenmonster. Das heißt in China übrigens nei xin lan duo de xiao ren (内心懒惰的小人) also „fauler kleiner Mann", und ihm werden jetzt Beine gemacht. Über Nacht hat es mal wieder eine neue Geschäftsidee auf die Straßen Beijings geschafft: sogenannte Mini-Gyms, oder auf Chinesisch gòng xiǎng yùn dòng cāng (共享运动仓). Auf vier Quadratmetern kann sich der büromüde Großstädter nun so richtig auspowern. Die kleinen Glaskästen sind genau so groß, dass ein Laufband oder ein Ergometer hineinpasst. Natürlich gibt es auch einen Fernseher und, um in dem kleinen Raum größere Geruchskatastrophen zu vermeiden, auch eine Klimaanlage.

Wie immer in China kann die Benutzung per App freigeschaltet und bezahlt werden. Ein bis 16 Yuan RMB, also 13 Cent bis 2 Euro, kostet die Nutzung pro Stunde, je nach Anbieter. Sieben dieser billigen und praktischen kleinen Sportmöglichkeiten gibt es in Beijing bereits. Die beiden Herstellerfirmen haben eine Expansion bereits angekündigt.

Trainieren im Mini-Glaskasten – ob das Spaß macht? Die Beijinger sind geteilter Meinung.

"Ich finde es viel günstiger als die normalen Fitnessklubs."

"Wichtig ist für mich, dass es bequem und billig ist. Sie befinden sich in den Wohngebieten. Man braucht nicht weit laufen. Ich habe früher zwei- bis dreitausend Yuan RMB für eine Gym-Mitgliedschaft ausgegeben. Am Ende habe ich den Klub genau zwei Mal besucht."

"Ich finde sie ein bisschen zu klein. Die Belüftung ist nicht gut."

Nun weiß jeder, der einmal eine Stunde auf einem Laufband gestanden hat, dass er hinterher eine Zumutung für die Öffentlichkeit ist. Aber was tun, wenn, wie im Fall der Mini-Gyms, keine Dusche vorhanden ist? Einfach Klamotten wechseln, ab in die U-Bahn und zu Hause duschen? Kein so schöner Gedanke. Irgendwie gehören zu einem Fitnessstudio eben doch Duschen und Umkleideräume. Und irgendwie auch der muskelbepackte Nebenmann oder die unglaublich flexible Yoga-Lady, die einen anspornen, vielleicht beim eigenen Pensum noch eine Schippe drauf zu legen. Schließlich sind Fitnessstudios eigentlich auch Einrichtungen, um gemeinsam mit anderen an der Bikini-Figur oder zumindest an der Wahrung des körperlichen Status-Quo zu arbeiten. Erst durch den Vergleich mit anderen wird auch der eigene Erfolg oder Misserfolg unabhängig von der Waage messbar.

Und wer macht eigentlich nach der Benutzung sauber und lüftet einmal gut durch? Das von den Sportsfreunden selbst zu fordern, wäre vermutlich ein bisschen zu viel verlangt. Es bleiben also noch einige Fragezeichen. Aber bestimmt werden die Verantwortlichen auch hierfür eine Lösung finden. Und wenn nicht – der nächste Hype wartet bestimmt schon darauf, sich auf Beijings Straßen ausprobieren zu können.

Text: Svenja Schmidt

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China