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Ausländische Investoren in China: Davonschleichen oder durchhalten?
  2014-10-23 14:31:19  CRI

Foto: Die Nacht in der Shanghaier Freihandelszone

Li Jie aus der chinesischen Stadt Guangzhou ist überrascht. Gerade hat er ein Paar Sportschuhe der Marke Nike gekauft - aus heimischer Produktion, wie er dachte. Doch anstatt des gewohnten „Made in China" tragen sie ein Label mit der Aufschrift „Made in Indonesia". Der Wechsel des Herstellungsorts der in China beliebten Marke illustriert eine neue Tendenz in der Fertigungsindustrie: Während der hochwertige Produktionssektor nach Europa und Amerika zurückkehrt, verlagert sich die Billigproduktion aus China zunehmend weiterhin andere Länder Südostasiens.

Die Suche nach ausländischen Investoren wird in der Volksrepublik immer schwieriger: Einerseits haben die entwickelten Länder nach der Finanzkrise selbst eine Re-Industrialisierung geplant und brauchen dafür Kapital. Andererseits haben sich auch die politischen Rahmenbedingungen in China geändert: Privilegien, mit denen ausländisches Kapital einst angelockt wurde, wurden nach und nach abgeschafft. Inländische Unternehmen und solche mit ausländischer Kapitalbeteiligung werden allmählich gleichgesetzt. Hinzu kommen weitere Faktoren wie das verlangsamte Wirtschaftswachstum, gestiegene Lohnkosten oder die Schwankungen des Renminbi-Kurses.

In der Folge ist der Zuwachs bei ausländischen Investitionen in der Volksrepublik auf ein einstelliges Niveau gesunken. In einigen Branchen haben manche ausländische Investoren bereits damit begonnen, ihr Kapital wieder aus China abzuziehen. Laut Angaben des Shanghaier Förderungszentrums für ausländische Investitionen findet diese Kapitalflucht mitunter schleichend statt: Während juristische Person und Registrierung dieser Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung in China unverändert blieben, würden einige zentrale Teile wie Produktion und Profit in andere Länder verlegt.

Tatsächlich ist die Stimmung bei ausländischen Unternehmen zunehmend eingetrübt. Dies zeigt auch ein jüngst veröffentlichter Bericht der amerikanischen Handelskammer in China zum aktuellen Geschäftklima in der Volksrepublik. Danach ist China nur noch bei jedem fünften seiner Mitglieder die erste Wahl für Investitionen. Laut einer Untersuchung der EU-Handelskammer in China bezeichnen zwei Drittel der großen europäischen Unternehmen das Geschäftsklima als zunehmend schwierig, und die Hälfte der befragten Firmen ist von einem Ende der „Goldenen Zeiten" in China überzeugt.

Trotzdem hat sich bisher noch kein „Massenabzug" von ausländischen Investitionen auf nationaler Ebene ereignet. Auch das Forschungszentrum für multinationale Konzerne an der Universität Nankai rechnet in naher Zukunft nicht mit einer „heftigen Ebbe" beim Auslandskapital. Die Experten begründen dies mit der relativ stabilen Wirtschaftsgrundlage und integrativen Kompetenz der Volksrepublik. Zudem bilde das Land für viele ausländische Unternehmen nach wie vor den Schwerpunkt ihrer Investitionsstrategie.

Tatsächlich ist die Tendenz in ganz China weiterhin steigend: Laut aktuellen Statistiken des Handelsministeriums in Beijing waren ausländische Investoren 2014 allein in der ersten Jahreshälfte an 10.973 neuen Unternehmen beteiligt. Trotz den steigenden Lohnkosten und geänderter Steuerpolitik will sich die Mehrzahl ausländischer Investoren angesichts des Marktpotentials, seiner entwickelten Industriebranchen und nicht zuletzt auch aus Imagegründen nicht vom chinesischen Festland zurückziehen.

Um besser Fuß zu fassen, setzen multinationale Konzerne in China zurzeit vor allem auf die Einführung neuer Schlüsseltechnologien und fortschrittlicherer Produkte. Gleichzeitig legen die Unternehmen nun mehr Wert auf Forschung und Entwicklung vor Ort sowie auf speziell für den chinesischen Markt zugeschnittene Angebote.

Gleichzeitig erwarten sich diese Unternehmen künftige aber auch eine gerechtere und gleichere Behandlung durch die chinesische Regierung. Nach ihren Wünschen soll die Regierung vor allem durch den Ausbau eines Sozialsystems den Lohndruck senken, mehr Rechtssicherheit schaffen sowie für ein Ende der politischen Bevorzugung von Staatsunternehmen zu sorgen. Unter diesen Bedingungen, so sagen die Firmen mit ausländischem Kapital, sei es dann wieder möglich, sich bedenkenlos für mehr neue Investitionen in China einzusetzen.

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