Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Chinesen übernehmen Manhattan
  2014-04-28 16:01:19  cri
Wohlhabende Chinesen kaufen sich zunehmend Immobilien im Ausland. Besonders beliebt sind Objekte in New York. Auch in Sydney und London boomt das Immobiliengeschäft mit den Chinesen immer mehr. Nicht alle sehen diese Entwicklung jedoch gerne.

Bis anhin stammten die meisten ausländischen Käufer von Immobilien in Manhattan aus Russland. Seit der Krise in der Ukraine und den damit zusammenhängenden Sanktionen der USA gegen Moskau machen aber Chinesen den mit Abstand größten Teil der ausländischen Immobilienkäufer im beliebten New Yorker Stadtteil aus.

Genaue Zahlen über die Nationalität und den ethnischen Hintergrund der Hauskäufer gibt es in den USA keine - die Wohngesetze verbieten eine solche Analyse zum Schutz vor Diskriminierungen. Die Nachrichtenagentur Reuters wollte es aber genauer wissen und befragte fünf weltweit führende Immobilienunternehmen. Das Resultat dieser Umfrage: Chinesische Käufer machen inzwischen den Großteil der ausländischen Wohnungskäufer in New York aus - und zwar nicht nur was die Anzahl der Grundstücke angeht, sondern auch in Bezug auf ihr finanzielles Volumen.

Der amerikanische Wohnungsmarkt begann für chinesische Investoren erst nach der Immobilienkrise von 2007 bis 2010 so richtig interessant zu werden, als die Preise in den wichtigsten Großstädten massiv nach unten fielen. Obwohl sich die Immobilienpreise inzwischen wieder etwas erholt haben, sind sie im Vergleich zu Shanghai, Hongkong oder Singapur, wo Chinesen traditionell gerne investieren, nach wie vor verhältnismäßig niedrig. Gemäß dem britischen Immobilienberatungsunternehmen Knight Frank ist Hongkong nach Monaco inzwischen das zweitteuerste Pflaster der Welt. Manhattan liegt erst an sechster Stelle.

Besonders beliebt bei chinesischen Investoren sind Immobilien in unmittelbarer Nähe von bekannten Bildungsstätten. Der Grund für dieses Phänomen liefert eine Umfrage des Shanghaier Hurun-Reports, nach dem über 80 Prozent der wohlhabenden Chinesen ihre Kinder einst im Ausland zur Schule schicken wollen.

"Die Chinesen sind mit Abstand die am schnellsten wachsende Gruppe", sagt Dean Jones, ein amerikanischer Immobilienmakler, der für Sotheby's International tätig ist. "Sie sind die größte Käufergruppe im Immobilienbereich, und New York ist an vorderster Front." Und Pamela Liebman, die Geschäftsführerin der Corcoran-Gruppe, eines der renommiertesten New Yorker Immobilienunternehmen, sagt: "In nackten Zahlen übertreffen die Chinesen die Russen in jedem Marktsegment."

Noch vor nicht allzu langer Zeit sorgten Oligarchen aus Russland mit dem Erwerb von 88 Millionen US-Dollar teuren Penthäusern oder Villen mit glamourösen Ballsälen und schicken Dachterrassen für 75 Millionen US-Dollar für Aufsehen. Immobilienexperten zufolge gehört diese Zeit jedoch schon der Vergangenheit an. Hauptgrund sind die Ängste russischer Investoren vor Sanktionen der USA im Zuge der Ukraine-Krise gegen ihre Regierung. "Die Russen sind fort", sagt etwa Nikki Field von Sotheby's International. "Sie sind seit Ausbruch der Krim-Krise fort."

Ganz anders die Chinesen. Während sie in der Vergangenheit vor allem Immobilien im Preissegment zwischen einer und fünf Millionen US-Dollar kauften - nicht selten gleich zwei oder drei auf einmal - interessieren sie sich zunehmend für teurere Objekte. Im Trend bei ihnen ist derzeit das Central Park One57, ein Hochhaus, das vom französischen Stararchitekten Christian de Portzamparc entworfen wurde. Eine Wohnung mit drei Schlafzimmern in diesem Luxuswohnturm kostet knapp 19 Millionen US-Dollar. Der gesamte 81. Stock ist für 55 Millionen US-Dollar zu haben.

Nicht selten kommt es vor, dass Käufer aus China die Immobilien gar nicht erst ansehen wollen. Ein Chinese habe von ihr kürzlich zwei Objekte im Wert von 13 Millionen US-Dollar online erworben, sagt Emma Hao von Douglas Elliman's. Der gesamte Deal sei über die Online-Plattform WeChat abgewickelt worden.

Ein Ende dieses Booms scheint derzeit nicht in Sicht. "Ich denke, dieser chinesische Trend wird noch eine ganze Weile so anhalten", sagt etwa Liam Bailey, ein Partner des Unternehmens Knight Frank. "Es wird mehr chinesische Käufer geben, und sie werden größere Marktanteile übernehmen."

Auch in London und Sydney boomt das Immobiliengeschäft mit den Chinesen. In der australischen Hafenstadt wurden die meisten Luxushäuser im vergangenen Jahr von Käufern aus China erstanden. Und laut der australischen Prüfungskommission für Auslandsinvestitionen waren Festlandchinesen 2013 die größten ausländischen Käufer von Immobilien in Australien.

Nicht überall wird der Verkauf von Eigentum an Chinesen jedoch gerne gesehen. Auf öffentlichen Druck hin kündigte das australische Parlament im März an, ausländische Investitionen im Immobiliensektor näher unter die Lupe zu nehmen.

In Manhattan macht sogar bereits das Wort vom "China-Preis" die Runde. Chinesen würden die Einheimischen überbieten, und ihnen nicht selten Immobilien vor der Nase wegschnappen, indem sie sie gleich in Bar bezahlen würden, so der Vorwurf.

Quelle: german.people.com.cn

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China