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Tao Yuanming - der Literat aus der Östlichen Jin-Dynastie
   2005-12-08 10:53:42    cri
Ein oft zitierter und sehr beliebter Vers eines alten chinesischen Gedichts lautet: "Beim Pflücken von Chrysanthemen am östlichen Zaun fällt mein Blick ganz zufällig auf den Berg im Süden." Diese harmlose und fast belanglos wirkende Zeile stammt aus einem Gedicht, das auf ungezwungene Weise von einem natürlichen, freien und wunschlos glücklichen Leben erzählt. Das Gedicht stammt von Tao Yuanming, dem berühmten Poeten aus der Östlichen Jin-Dynastie. Tao Yuanming gilt als der Urheber der idyllischen Lyrik in China. Eine Gedichtform, die bis heute unzählige Literaten und andere Kunstliebhaber faszinierte. Das dichterische Schaffen von Tao Yuanming zeichnet ihn als einen Vertreter des Naturalismus aus. Tao Yuanming lebte ein armes, aber ehrenhaftes Leben. Dabei strebte er weder nach persönlichem Ruhm, noch nach Wohlstand. Stets bewahrte sich Tao Yuanming ein ungekünsteltes und offenherziges Auftreten. Seine Lebens- und Denkweise wurde von vielen Literaten nachfolgender Dynastien bewundert.

Der Dichter Tao Yuanming lebte im vierten Jahrhundert in der Östlichen Jin-Dynastie. Sowohl sein Vater, als auch sein Großvater waren in der kaiserlichen Regierung der Östlichen Jin-Dynastie als Beamte tätig. Sein Großvater, Tao Kan, war zudem ein verdienstvoller Mitbegründer der Östlichen Jin-Dynastie. Als Tao Yuanming acht Jahre alt war, starb sein Vater. Danach ging es mit der Familie bergab. In seinen jungen Jahren trug sich Tao Yuanming mit dem Gedanken, eine politische Karriere zu machen. Jedoch brachen zu jener Zeit in der Östlichen Jin-Dynastie überall Unruhen aus. Dabei waren es Angehörige des Kaiserhofes, die offen und insgeheim rivalisierten. Darunter litt die Regierung der Östlichen Jin-Dynastie, die sich zunehmend im Niedergang befand. Nach einer kurzen Tätigkeit als Beamter konnte der 29jährige Tao Yuanming, der von Natur aus aufrichtig war, die Korruption in Beamtenkreisen nicht mehr ertragen. Deshalb gab er den Posten auf und kehrte in seine Heimat zurück. Von da an begann er ein von der Außenwelt abgeschlossenes Leben. Einige Male nahm er aus finanzieller Not kleinere Beamtenposten an, doch jedes Mal gab er sie recht schnell wieder auf.

Nach und nach konnte Tao Yuanming die schwierige Situation in seinem sogenannten Eremitenleben nicht durchhalten. Angesichts dessen musste er sich eifrig um Erfolge bei der Bewirtschaftung seiner Felder bemühen. Trotzdem aber konnte er seine Familie nicht ernähren. Im Alter von 41 Jahren nahm er erneut eine Stelle in einer lokalen Behörde an. Er wurde Kreisvorsteher im Landkreis Pengze in der südostchinesischen Provinz Jiangxi. Eines Tages schickte sein Vorgesetzter einen Beamten zu ihm, der seine Arbeit kontrollieren sollte. Dieser Beamte jedoch benahm sich vulgär und anmaßend. Sobald er im Landkreis Pengze ankam, ließ er Kreisvorsteher Tao Yuanming zu sich rufen. Tao Yuanming wollte sich um keinen Preis bei dem Beamten einschmeicheln und um seine Gunst buhlen. Doch kam er nicht umhin, zu dem Beamten zu gehen, um ihm zu begrüßen. Ein Untergebener von Tao Yuanming riet ihm, edle Hofkleidung zu tragen. Denn wenn er dem Beamten in Zivil seine Aufwartung machen würde, könnte dieser die Gelegenheit ausnutzen und den Kreisvorsteher tadeln. Unterwürfigkeit aber konnte Tao Yuanming nicht ertragen. Mit einem tiefen Seufzer sagte er: "Ich will mich nicht wegen eines Gehalt im Wert von fünf Scheffeln Reis einem so niederträchtigen Mensch beugen." Damit legte Tao Yuanming sein Amt als Kreisvorsteher nieder, nach nur 80 Tagen! Die Geschichte über die Unbeugsamkeit von Tao Yuanming verbreitete sich von Mund zu Mund im ganzen Land als lehrhaftes Beispiel. Viele zitierten seine Worte, wenn sie Potentaten gegenüber ihre Standhaftigkeit zeigen wollten. Dann verkündeten sie laut, sie wollten sich niemals wegen fünf Scheffel Reis den Mächtigen beugen.

Tao Yuanming lebte fortan wieder ein abgeschlossenes Leben begonnen. Jeden Tag arbeitete er hart von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Dennoch war er froh, dem Beamtendasein entronnen zu sein. Diese Freude kommt auch in seinem berühmten Gedicht "Rückkehr in die Idylle" zum Ausdruck.

Einige Jahre später wurde sein Haus von einem Brand heimgesucht. Danach geriet er noch tiefer in die Armut. Seine Lage beschrieb Tao Yuanming in seinen Gedichten, Dort heißt es "Im Sommer habe ich nichts zu essen, und im Winter nichts zudecken.". Doch gerade in dieser Zeit schuf Tao Yuanming große literarische Werke. Zahlreiche Gedichte entstanden in eben jenen Jahren. Darin beschrieb er als einer der ersten das Leben und die Idylle auf dem Lande in wundervoll ästhetischer Weise. Damals war ein Leben auf dem Lande bei der Oberschicht der Gesellschaft eher verpönt. Tao Yuanming jedoch beschrieb diese Welt in schönen Farben als einen Ort, zu dem man der leidvollen Realität entfliehen könnte.

An seinem Lebensabend war Tao Yuanming so arm, dass er Getreide von anderen erbetteln musste. Doch selbst in härtesten Zeiten lehnte er jede Berufung der kaiserlichen Regierung zu Beamtenposten ab und distanzierte sich resolut von Politikern und Behörden. In der berühmten Prosa "Geschichte über das Pfirsichblütenland" erzählte Tao Yuanming eine besonders schöne Geschichte. Danach hatte sich ein Fischer verirrt und war in das Pfirsichblütenland gekommen. Verwirrt wanderte er dort umher und traf dabei auf viele Menschen. Sie erzählten ihm, dass ihre Vorfahren einst hierher gekommen waren, um vor Krieg und Unruhen zu fliehen. Mittlerweile wohnten sie seit Generation im Pfirsichblütenland und wollten ihr Paradies nie mehr verlassen. Diese Leute wussten nichts von der Außenwelt und bewahrten stets ihre reine und aufrichtige Natur. Sie arbeiteten fleißig und führten ein unbeschwertes Leben. Diese Geschichte von Tao Yuanming reflektierte zugleich die Sehnsucht der Bevölkerung in jener Zeit des Aufruhrs nach einer friedlichen und harmonischen Gesellschaft. Das Pfirsichblütenland ist eine Utopie, aber die Ideale und schönen Ausdrücke in der Geschichte sind damals wie heute von bezaubernder Schönheit. Das Wort "Pfirsichblütenland" ist wie "Utopia" ein Synonym für die ideale Gesellschaft geworden. In der Nachwelt haben viele Literaten in China Gedichte über das "Pfirsichblütenland" geschrieben.

Obwohl Tao Yuanming nur etwas über 100 Gedichte und 10 Prosadichtungen hinterlassen hat, wird er zu Recht als eine der großen Literaten der chinesischen Geschichte betrachtet. Er gilt als der erste Dichter in China, der in seinen Werken das Leben und die Arbeit auf dem Lande thematisierte. Dabei gilt er auch als Urheber der damals völlig neuen idyllischen Gedichtform. Zu Tao Yuanmings Lebzeiten herrschte in der Literaturwelt der Formalismus vor. Die Schriftsteller von damals strebten an, historische Ereignisse in ihren Werken festzuhalten und große Klassiker zu zitieren. Dabei schmückten sie ihre Werke mit blumenreicher Sprache aus. Tao Yuanming jedoch lehnte sich sehr selten an klassische Werke an. Seine schlichte und natürliche Sprache zeigte, welche literarischen Höhen chinesische Gedichte erreichen konnten. Die moralischen Eigenschaften und der geistige Weitblick von Tao Yuanming sind bis heute bewundernswert.

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