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Die Bimo-Kultur der Yi-Nationalität
   2005-11-24 13:52:03    cri
Die Yi-Nationalität in Südwestchina hat wie die anderen Nationalitäten Chinas ihre eigene Kultur und Tradition entwickelt. Teil dieser Kultur ist der Bimo, eine Art Geistlicher, der rituelle Zeremonien leitet.

Sie sind Geistliche und regeln die Beziehungen zwischen Menschen und Gottheiten. Das tun sie, indem sie Sutras lesen oder rituelle Zeremonien zelebrieren. Die Rede ist von "Bimo", eben jenen Schriftgelehrten, Seelenbegleitern und Heilern, die in China eine Tradition von mehr als 2000 Jahren haben.

Qubi Awu stammt aus einer Familie von Bimo, die in seiner Region sehr bekannt ist. Er sagte dazu:

"Ich bin die 26. Generation der Familie Qubi. Mein Vater nahm mich bereits zu rituellen Zeremonien mit, als ich drei Jahre alt war. Ich habe ein gutes Gedächtnis. Seit dem 6. Lebensjahr lese ich kanonische Bücher, und als 11jähriger war ich schon in der Lage, einfache religiöse Zeremonien zu zelebrieren."

Qubi Awu lebt im Kreis Meigu in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Dort sind 98 Prozent der Einwohner Angehörige der Yi-Nationalität. Im kulturell hochentwickelten Kreis Meigu sind rund 8000 Menschen als "Bimo" tätig. Qubi Awu zählt zu den 200 Bimo, die auf diesem Gebiet besonders qualifiziert sind.

Als kleines Kind galt Qubi Awu wegen seines überaus guten Gedächtnisses als "Wunderkind". Vom Tage an, als er sprechen konnte, brachte ihm sein Vater grundlegende Kenntnisse über die Tätigkeit eines Bimo bei. Und als er lesen und schreiben konnte, ließ ihn sein Vater die kanonischen Bücher studieren. Zudem wohnte er religiösen Zeremonien bei und erweiterte so als heranwachsender Bimo sein praktisches Wissen. Im Alter von 15 Jahren wurde Qubi Awu bereits oft eingeladen, um Rituale in Privathaushalten zu leiten. Und als 20 Jähriger nahm er seine ersten Lehrlinge auf.

Wie Qubi Awu weiter erzählte, sind ausschließlich Männer als Bimo tätig. In seinem Dorf gibt es nahezu 100 Bimo:

"Normalerweise führt eine Familie der Yi-Nationalität drei Rituale pro Jahr durch. Dazu werden Bimo nach Hause eingeladen. Einmal findet sie im Frühjahr statt, um die Nachrede der anderen zu verhindern, einmal im Sommer, um die Hexerei von Gegnern zu zerschlagen und einmal im Herbst, um die Seele zurückzurufen. Denn die Yi glauben, dass die Seele der Menschen zu dieser Jahreszeit den Körper verlässt und wandert."

Die Yi verehren ihre Vorfahren, die Natur und verschiedene Gottheiten. Sie glauben an die Existenz der drei Welten, dem Himmel, der Erde und der unterirdischen Welt. Die Bimo-Kultur ist wie eine Enzyklopädie der Yi-Nationalität. Sie umfasst die Bereiche Geschichte, Geographie, Astromonie, Medizin und Kunst. Die Bimo dienen als Träger dieser Kultur. Meist handelt es sich bei den Bimo um gut ausgebildete Intellektuelle ihrer Bevölkerungsgruppe. Bis heute noch gehen viele Kinder anstatt in die Schule bei einem Bimo in die Lehre. So war es auch bei den zwei Söhnen von Qubi Awu. Neben seinen religiösen Aktivitäten und seiner Lehrtätigkeit setzt sich Qubi Awu für die Sammlung und Herausgabe von kanonischen Büchern über Bimo ein. Bei den Yi existieren mehr als 100 000 derartige Bücher, berichtete Moso Ziho, Begründer des Forschungszentrums für die Bimo-Kultur. Diese von Generation zu Generation überlieferten Bimo-Bücher sind wertvolle Dokumente für die Ethnologie-Forschung und die Erforschung von Geschichte und Kultur der Region. Deshalb stehen vor dem Forschungszentrum für die Bimokultur viele Aufgaben, so Moso Ziho weiter:

"Wir haben vieles zu tun. Einerseits bemühen wir uns um die Sammlung und den Schutz der kanonischen Bücher und andererseits um den Schutz der Bimo und das Fortbestehen dieses Berufszweiges."

Die Bimo-Kultur gehört zu den primitiven Religionen, die sich nahezu vollständig überliefert haben. Dies hat mittlerweile die Aufmerksamkeit zahlreicher Gelehrter aus dem In- und Ausland auf sich gezogen. Die Kreisverwaltung Meigu bemüht sich derzeit darum, bei der UNESCO einen Antrag auf die Aufnahme der Bimo-Kultur in die Weltkulturerbe-Liste zu stellen. Wie Qubi Awu weiter erzählte, sind in den vergangenen Jahren regelmäßig Wissenschaftler aus aller Welt zu akademischen Forschungen in sein Heimatdorf gekommen. Diesen Wissenschaftlern hat Qubi Awu dann die Bimo-Kultur erläutert. Gleichzeitig bemerkte er, daß immer mehr Yi-Familien ihre Kinder modern erziehen wollten. Aus den gut ausgebildeten Angehörigen der Yi-Nationalität sind Sänger, Journalisten und Professoren hervorgegangen. Qubi Awu glaubt fest an den Fortbestand der Bimo-Kultur:

"Die Bimo-Kultur gehört zum besten, was die traditionelle Kultur der Yi vorzuweisen hat und darf deshalb nicht aussterben. Falls ich zwei Enkel hätte, würde ich den einen die Bimo-Kultur lernen und den anderen modern erziehen lassen ? genau so wie Rinder, die in den vier Jahreszeiten unterschiedliche Gräser als Futter bekommen."

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