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aufs Gras schlagen und die Schlange erschrecken
   2005-10-13 09:24:47    cri
A: So, und da hätten wir heute folgendes: aufs Gras schlagen und die Schlange erschrecken

B: Wo ich ja nun nicht so ein Schlangenfan bin. Mir wäre es also nicht so angenehm, eine im Gras schlafende Schlange aufzuschrecken. Nee, ehrlich gesagt wäre mir lieber, da wäre überhaupt keine Schlange. Und wenn ich den Verdacht hätte, dass da eine sein könnte, dann würde ich ganz sicher leise das Weite suchen, anstatt die Schlange zu wecken.

Aber gut, hier geht es ja um ein Sprichwort.

A: Genau, und deshalb kannst Du Dich jetzt ganz entspannt zurücklehnen, zumal wir jetzt einfach unsere Kollegin Chen Yan bitten, sich der Sache mit der Schlange anzunehmen.

C: Immer auf die Kleinen, aber gut, hier kommen wir also zu Geschichte hinter dem aufs Gras schlagen und die Schlange erschrecken.

Zur Zeit der Tang-Dynastie vor gut 1000 Jahren lebte ein Kreisvorsteher namens Wang Lu. Ihm lagen Geld und Macht bei weitem näher am Herzen als die Belange der Bevölkerung in seinem Kreis. Wang Lu kassierte also fleißig üppige Bestechungsgelder, verdrehte das Recht und plünderte in aller Seelenruhe das Volk aus. Unrecht Gut gedeihet gut, könnte man meinen, denn Kreisfürst Wang wurde dick und rund und reich auf seinem Posten. Auch bei seinen direkten Untergebenen sah es nicht besser aus ? getreu dem Sprichwort wie der Herre, so das Gescherre. Die Leute im Kreis klagten und murrten also sehr.

Eines Tages, als Wang Lu nun seines Amtes waltete und eine Akte las, brach ihm plötzlich der Angstschweiß aus. Da hatte doch jemand einen seiner Unterführer wegen Bestechlichkeit und Rechtsverdrehung angezeigt. Und zu allem Überfluss war er selbst, Kreisfürst Wang Lu, sozusagen der Hauptverantwortliche in dem Fall, den der angezeigte Unterführer eigentlich aus der Welt schaffen sollte. Wang Lu blätterte also nervös in der Akte hin und her und dachte schließlich: zum Glück ist die Anklage ja bei mir gelandet! Was hätte es sonst wohl für Ärger geben können. Zwar hat da nur irgendjemand auf das Gras geschlagen, aber ich wurde aufgeschreckt wie die Schlange, die dort versteckt lag.

A: Diese Geschichte geschah eigentlich in der Dang-Dynastie vor mehr als 1000 Jahren und ist seit längst in Vergessenheit geraten. Aber das Sprichwort ist bis heute im Alltagschinesisch lebendig.

B: Richtig. Das ist etwa so, wie mit den im Deutschen sprichwörtlichen schlafenden Hunden. Und genau wie im Deutschen, wird auch das chinesische Sprichwort vom Gran und der Schlange mitunter in seiner gegenteiligen Bedeutung verwendet, nämlich „nicht aufs Gras schlagen, um die Schlange nicht zu erschrecken. Also, keine schlafenden Hunde wecken. Gemeint ist, dass man nicht zu früh Wind um ein Vorhaben machen sollte, wenn man es nicht gefährden will.

A: Ja, das stimmt, aber in seiner originalen Bedeutung hat das Sprichwort vom Gras und der Schlange auch in etwa die Bedeutung der der deutschen Redewendung auf den Busch klopfen. Man sollte also durchaus auf das Gras schlagen und die Schlange erschrecken, denn dann zeigt sie sich. Das heißt, um festzustellen, ob tatsächlich Gefahr droht, oder um die Gegner zu verwirren oder sie in eine Falle zu locken, sollte man manchmal mit Absicht auf das Gras schlagen, um die Schlange zu erschrecken und sie ? oder die Gegner - in Panik zu versetzen.

B: Richtig. Erst wenn nämlich eine versteckte Gefahr oder ein versteckter Gegner zutage gebracht werden, kann man sich vernünftig für die nächsten Schritte entscheiden und blinde Aktionen vermeiden. Deshalb ist auch eine der 36 klassischen chinesischen Kriegslisten mit dem Wort aufs Gras schlagen und die Schlange erschrecken betitelt.

A: Richtig. Die beste Angriffschance bietet sich, wenn man mit einem Schlag aufs Gras die feindlichen Truppen verwirren und in Panik versetzen kann.

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