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Eine Schwanenfeder über 1000 Meilen Entfernung verschicken
   2005-10-13 09:24:47    cri
A: Hallo, liebe Hörer, weiter geht's hier bei Radio China International mit dem Kaleidoskop, ich bin A - und neben sitzt meine Kollegin ...

B: ..B - Ja. Und damit ist es nun Zeit für unsere Rubrik „Geflügelte Worte in China". Heute wollen wir Ihnen die Redewendung Qian li song E Mao" vorstellen.

A: Wörtlich übersetzt heißt das „Eine Schwanenfeder über 1000 Meilen Entfernung verschicken". Es geht also im weiteren Sinne um Schenken und Geschenke in China.

B: Ja, aber dann erklär doch unseren Hörern mal bitte ein bisschen näher, warum jemand eine Schwanenfeder über eine so große Entfernung als Geschenk verschickt? Sonst denken ja unsere Hörer jetzt vielleicht, dass sich die Chinesen dauernd gegenseitig Schwanenfedern zuschicken, und das umso lieber, je weiter der so Beschenkte weit weg ist...

A: Nein, nein. Erstens tun die Chinesen das natürlich ebenso wenig, wie alle anderen Leute. Und zweitens ist das mit Schwanenfeder hier natürlich nur eine Metapher, und überhaupt ist das Ganze ja ein Sprichwort und deshalb also keinesfalls so ganz wörtlich zu nehmen.

B: Na, dann werden wir in den folgenden Minuten mal erklären, was es mit dieser Redewendung auf sich hat und was gemeint ist, selbstverständlich auch diesmal mit Hilfe einer kleinen Geschichte zu diesem Sprichwort.

A: Vor langer, langer Zeit, vor mehr als 1000 Jahren, also in der Zeit der Tang-Dynastie, schickte ein lokaler Beamter einen Boten los, der einen besonders schönen Schwan als Geschenk zum Kaiser bringen sollte. Mit seinen schneeweißen Federn sah der Schwan tatsächlich sehr schön und elegant und majestätisch aus. So war sich der Beamte also sicher, dass der Schwan des Kaisers allerhöchstes Wohlgefallen finden würde. Da könnte man ja dann auch auf eine allerhöchste kaiserliche Wohltat hoffen. Die Sache war also wichtig genug, und schärfte der Beamte dem Boten folgendes ein: „Pass bloß gut auf den Schwan auf, und du musst ihn unbedingt persönlich dem Kaiser in die Hand geben."

So sprach der Beamte also zu dem Boten, und der machte sich mitsamt dem Schwan auch sofort auf den Weg in die Hauptstadt. Da es ein langer Weg war, würde er aber eine Weile unterwegs sein.

B: Als der Bote nun nach ein paar Tagen auf staubigen Wegen an einem See vorbeikam, beschloss er, den Schwan mal ein bisschen zu waschen, damit er wieder richtig schön aussah. Aber kaum war der Schwan im Wasser, geschah plötzlich etwas unerwartetes: Der Schwan schlug nämlich mit seinen beiden riesigen Flügeln und flog aus dem Wasser auf und davon. Bevor der Bote die ganze Tragweite dieser Notsituation erfasst hatte und reagieren konnte, war der Schwan schon ein weißes Punktchen am Horizont. Da war nun guter Rat teuer.

A: Wenn ich der Bote gewesen wäre, hätte ich mir wohl sonst wohin gebissen vor Wut über so viel eigene Blödheit.

B: Genau das hat der Bote am Ufer des Sees auch fast getan, aber dann obsiegte doch die wieder die Vernunft. Er schaute sich um und sah zu seiner großen Freude eine schneeweiße Feder. Die hatte der Schwan bei seinem Blitzstart verloren. Na, wenn das nun kein Glück war. Okay, der Schwan war zwar über alle Berge, aber er hatte ja wenigstens die schneeweiße Schwanenfeder. Mit der machte sich der Bote nun auf, weiter in Richtung Hauptstadt. Dabei begann er zu grübeln: Wie würde wohl der Kaiser auf das Geschenk reagieren?

A: Der Bote kam ziemlich schnell in die Hauptstadt, zumal er ja an der Feder nicht allzu schwer zu tragen hatte, und ging auch gleich zum Empfang beim Kaiser. Der Bote musste sich hinten anstellen in der Schlange all derer, die dem Kaiser etwas bringen wollten. Es war sehr feierlich, und der Kaiser hatte auch schon unzählige Geschenke bekommen. Da freute er sich natürlich einerseits, aber andererseits entlockte es ihm auch ein müdes kaiserliches Gähnen: Dauernd immer nur das olle Gold und Silber und immer bloß die ewige Seide oder Kunstwerke, ziemlich langweilig. Mittlerweile war unser Bote an der Reihe. Der Blick des Kaisers richtete sich auf ihn, alle Hofschranzen, Konkubinen und Eunuchen und natürlich auch die anderen Boten wollten natürlich ebenfalls sehen, was er wohl mitgebracht habe, so ganz ohne Gepäck. Stattdessen zog unser Bote die weiße Schwanenfeder aus seinem Gewand und sagte: „Kaiserliche Majestät! Eine Schwanenfeder schickt Euch mein Herr ehrerbietig über 1000 Meilen hierher. Leicht ist das Geschenk, aber schwer von Unterwürfigkeit, Ehrerbietung und Zuneigung."

Der Kaiser war Hin und Weg: Endlich mal kein Gold und Silber, sondern ein wirklich einzigartiges Geschenk, und dann noch dazu mit so viel unterwürfiger Widmung. Das einzigartige Geschenk und die Worte des Boten beeindruckten und freuten den Kaiser also riesig und fanden wirklich allerhöchstes Wohlgefallen.

B: Und damit wären wir bei der Moral von der Geschichte: Sie will uns nämlich sagen, dass es nicht unbedingt auf den Wert eines Geschenks ankommt, sondern viel mehr auf die Zuneigung, die mit dem Geschenk verbunden ist.

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