Startseite | Nachrichten | Zeitgeschehen | Chinesischkurs | China ABC | Inet Radio | Frage der Woche | Paralympics 2008 in Beijing | Sendeplan
 

-Empfangsbericht
-Feedback   -Archiv

Bortenschwester
   2005-10-12 16:38:18    cri
Es war einmal, da lebte in einem Dorf ein schönes Mädchen, das sich aufs Weben von Borten verstand. Die Blumen, Gräser, Vögel und Tiere, die sie in die Borten einwebte, waren sehr farbenprächtig und sahen wie lebendig aus. Deshalb nannte sie jedermann Bortenschwester.

Wenn die Leute eine Borte bekamen, die sie gewebt hatte, dann zierten sie sofort ihre Kleider oder ihre Ärmel damit und sagten immer wieder fröhlich: "Na, seht mal, die Borte an meinem Kleid hat Bortenschwester gemacht!" So verbreitete sich der Ruf von Bortenschwester schnell in alle Gegenden.

Aus jedem Dorf kamen die Mädchen zu Bortenschwester, um von ihr zu lernen, wie man Borten webt. Und Bortenschwester brachte es ihnen mit viel Geduld bei. Aber soviel sie auch lernten, niemand konnte so gut wie Bortenschwester weben. Bortenschwester sagte zu ihnen: "Lernt nur geduldig, ich lehre euch so lange, bis ihr alles beherrscht!"

Bortenschwester wurde immer berühmter, und ihr Name drang bis an das Ohr des Kaisers! Der Kaiser schimpfte mit seinen Ministern wie ein Rohrspatz und sagte: "Da gibt es ein so schönes und geschicktes Mädchen, doch warum habt ihr mir nicht früher davon erzählt?" Sofort befahl er einem Minister, mit seinen Truppen über Berge und durch Täler zu gehen, um Bortenschwester zu fangen.

Bortenschwester war natürlich nicht bereit, mit ihnen zu gehen. Sie sagte: "Ich muss doch den Mädchen beibringen, Borten zu weben!"

Der Minister sagte: "Der Kaiser hat befohlen, dass du mitkommst, wie kannst du dich also weigern?"

Die Mädchen standen eng um Bortenschwester herum, damit die Soldaten sie nicht fortschleppen konnten. Der Minister befahl seinen Soldaten zu handeln. Sie stießen Bortenschwester in eine kleine Sänfte. Bortenschwester versuchte in der Sänfte sich zu befreien und rief weinend den Mädchen zu: "Wenn ich auch sterben müsste, ich finde einen Ausweg und bringe euch bei, wie man Borten webt!"

Schreiend und rufend trugen die Truppen die Sänfte mit sich fort.

Endlich erreichte man den Kaiserpalast, doch Bortenschwester wollte für den Tod nicht die Sänfte verlassen.

Der Kaiser befahl den Zofen, Bortenschwester mit Gewalt aus der Sänfte herauszuzerren.

Der Kaiser sagte: "Jetzt, da du hier bist, kannst du niemals wieder zurückkehren."

Doch Bortenschwester dachte nur an ihr schönes Heimatdorf, sie dachte an ihre Freundinnen im Dorf und bekam einen unendlichen Hass auf den Kaiser. Als der Kaiser sie sogar an sich ziehen wollte, da biss sie entschlossen den Kaiser in den Finger.

Der Kaiser wurde vor Scham zornig und ließ Bortenschwester in den Kerker werfen.

Am nächsten Tag kam der Kaiser an die Kerkertür und sagte zu Bortenschwester: "Wenn du mir folgst, dann hat dein Glück kein Ende. Willst du essen, brauchst du nur den Mund aufzumachen; willst du dich kleiden, brauchst du nur deine Hand auszustrecken. Sei doch nicht so dumm!"

Bortenschwester sagte laut: "Ich habe nur mein Dorf gern, ich habe nur meine Schwestern im Dorf lieb. Und sollte ich auch sterben, ich bleibe nicht hier."

Das hörte ein Minister und sagte zum Kaiser: "Lass sie doch töten!"

Der Kaiser wurde blass und sagte zum Minister: "Ich habe keine Mittel und Wege gescheut, und es war nicht einfach, sie zu bekommen. Jetzt gibst du mir nicht einmal einen guten Rat, sondern schlägst mir im Gegenteil vor, sie zu töten. Wozu brauche ich dich eigentlich! Fasst ihn und schlagt ihm den Kopf ab!"

Die Soldaten schrien ihre Zustimmung, schleppten den Minister hinaus und töteten ihn.

Als die anderen Minister das hörten, wurden sie bleich und schienen am ganzen Körper vor Angst zu zittern.

Einer von den Ministern näherte sich dem Kaiser und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Kaiser nickte mit dem Kopf und sagte dann grinsend zu Bortenschwester: "Ich habe gehört, dass du sehr schöne Borten weben kannst. Ich weiß aber nicht, ob das wahr ist. Wenn du in sieben Tagen eine Borte mit einem lebendigen Hahn webst, dann lasse ich dich nach Hause gehen; andernfalls musst du immer bei mir bleiben."

Unter Tränen webte Bortenschwester Tag und Nacht im Kerker einen Hahn. Und als der siebte Tag herangekommen war, hatte sie wahrhaftig einen Hahn gewebt. Sie biss sich in den Finger und ließ das Blut auf den Hahnenkamm tropfen. Sie blinzelte mit den Augen, und eine Träne rollte wie eine Perle in den Schnabel des Hahns; dann hörte man einen Schrei, und der Hahn wurde lebendig.

Als der Kaiser wieder zum Kerker kam und den Kopf hob, da sah er einen Hahn, der umherstolzierte. Der Kaiser stand wie versteinert da. Schließlich sagte er: "Das ist der Hahn, der im Palast gehalten wird, du hast ihn nicht gewebt. Wenn du von heute an in sieben Tagen für mich ein wildes Rebhuhn webst, wenn du das kannst, dann schicke ich dich nach Hause!"

Doch plötzlich sprang der Hahn hoch, flog auf den Kopf des Kaisers, sträubte seine Halsfedern und schrie: "Meine bedauernswerte Bortenschwester! Ich hasse den Kaiser!" Die Minister kamen sofort herbei, um den Hahn zu verjagen. Der Hahn aber kratzte mit seinen Krallen den Kaiser über die Stirn, flog dann in den Garten und war verschwunden.

Der Kaiser blutete an der Stirn. Voller Scham und Zorn ging er fort.

Unter Tränen webte Bortenschwester Tag und Nacht im Kerker ein wildes Rebhuhn. Als sieben Tage vergangen waren, hatte sie das Rebhuhn fertig gewebt. Sie biss sich in den Finger und strich das Blut auf die Federn des Rebhuhns, so dass sie davon rot wurden. Sie blinzelte mit den Augen, und eine Träne rollte wie eine Perle in den Schnabel des Rebhuhns; dann hörte man einen Schrei, und das Rebhuhn wurde lebendig.

Als der Kaiser wieder zum Kerker kam und den Kopf hob, da sah er ein Rebhuhn. Vor Erstaunen stand er wie angewurzelt da. Schließlich sagte er: "Das hast du falsch gemacht. Ich hatte dir doch befohlen, den Himmelsdrachen zu weben. Wer hat dir gesagt, du sollst dieses Ding hier weben? Ich gebe dir wieder sieben Tage Zeit, um mir einen Drachen zu weben. Wenn du das nicht kannst, musst du für immer bei mir bleiben!"

Das Rebhuhn sprang plötzlich hoch und flog auf die Schulter des Kaisers, sperrte den Schnabel auf und schrie: ?Arme, arme Bortenschwester, ich hasse den Kaiser!" Die Minister eilten sofort herbei, um das Rebhuhn zu verjagen. Doch das Rebhuhn streckte seine Krallen aus, kratzte den Kaiser zweimal kräftig am Nacken, flog über die Palastmauer und ward nicht mehr gesehen.

Blut rann dem Kaiser am Nacken hinunter. Voller Scham und Zorn ging er fort.

Unter Tränen webte Bortenschwester im Kerker Tag und Nacht. Nach sieben Tagen hatte sie einen kleinen Drachen gewebt. Sie biss sich in den Finger und färbte mit ihrem Blut den kleinen Drachen rot. Sie blinzelte wieder mit ihren Augen, und eine Träne rollte wie eine Perle in den Rachen des kleinen Drachen, dann hörte man einen Schrei, und der kleine Drache wurde lebendig.

Bortenschwester streichelte den kleinen Drachen und sprach zu ihm: "Kleiner roter Drache, obwohl du lebendig geworden bist, wird der Kaiser sein Versprechen nicht halten. Er wird mir sagen, er hätte mir befohlen, einen Fisch zu weben. Mir scheint, ich kann nie mehr in mein Dorf zurückkehren!"

Als der Kaiser den Kerker betrat, war er über den kleinen Drachen sehr erschrocken und sagte sofort: ?Das ist kein Drache, sondern eine Schlange!"

Der kleine rote Drache wurde darüber sehr zornig, er hob seinen Kopf, öffnete seinen Rachen und spie einen großen lodernden Feuerball aus, der den Kaiser und seine Minister auf der Stelle verbrannte. Der große Feuerball rollte aus dem Kerker und setzte den ganzen Palast in Brand.

Bortenschwester aber ritt auf dem roten Drachen und stieg in den Himmel hinauf. Im Himmel webt sie weiter fleißig Borten. Und wenn ihr einen bunten Regenbogen am Himmel seht, dann wurde er bestimmt von Bortenschwester gewebt.

     mehr zum Thema Ihre Meinung

Not Found!(404)

Not Found!(404)