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Die Verfolgung (1)
   2005-10-12 16:38:18    cri
Vor undenklichen Zeiten erzählten sich die Sklaven der Naxi folgende tragische Geschichte:

(1)

Es lebte einmal ein Häuptling namens Yapukalaweng. Er war ein Dämon, der Menschen töten konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, ein habgieriger Despot, ein Tyrann, der die Frauen schändete. Seine Frau hieß Shipumi, Sie sah sehr hässlich aus, hatte ein Paar Wolfsaugen, eine Adlernase und einen Mund, der so breit wie das Maul eine Löwen war. Yapukalaweng liebte Shipumi überhaupt nicht. Aber da sie die Tochter eines Häuptlings war, der mächtiger war als er selbst, hatte er keine andere Wahl und setzte eine verliebte Miene auf. Shipumi brachte keine Kinder zur Welt. Darüber war Yapukalaweng sehr bekümmert. Er sorgte sich, weil er keinen Erben und Nachfolger hatte. Um seine Sorgen zu vertreiben, ging er jeden Tag mit seinen über alles geliebten Jagdhund auf die Jagd.

In den umliegenden Bergen hatte der Häuptling schon alles Wild erlegt. Eines Tages nahm er einige seiner Gehilfen und den Jagdhund, um auf einem weit entfernt liegenden Bergzug zu jagen. Als sie an dem dichtbewaldeten Berg ankamen, entdeckten sie Rotwild. Der Häuptling war überaus glücklich darüber. Eilig ließ er den Jagdhund los. Der Jagdhund stürzte sich auf die Tiere, die voller Schreck davonsprangen, und folgte ihnen dicht auf den Fersen. Im Nu waren Jagdhund und Rotwild außer Sichtweite. Der Häuptling und seine Helfershelfer folgten den Spuren der Tiere. Nach kurzer Zeit aber hatten sie deren Spuren verloren, und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich hinzusetzen und zu warten.

Es war kurz vor Sonnenuntergang, und der Jagdhund war immer noch nicht zurückgekehrt. Yapukalaweng war sehr besorgt um seinen geliebten Jagdhund. Deshalb befahl er seinen Handlangern, überall zu suchen. Diese suchten den Bergzug von oben bis unten ab. Nirgends fanden sie eine Spur des Jagdhundes. Als Yapukalaweng voller Sorge den Kopf hob, sah er auf dem gegenüberliegenden Berghang einige Holzhütten. Aus den Schornsteinen stieg Rauch empor. Er überlegte, dass der Jagdhund bestimmt dorthin gelaufen sei. Deshalb machte er sich mit seinen Gehilfen in die Richtung der Holzhütten auf.

Als sie vor den Hütten ankamen, zeigte einer der Gehilfen freudig überrascht auf den Boden: "Seht, sind das nicht Hundespuren?" Als Yapukalaweng die Abdrücke entdeckte, lachte er aus vollem Halse. In der Holzhütte wohnte ein altes Paar. Als sie das brüllende Lachen hörten, das dem Schnauben eines Tigers ähnlich war, wussten sie gar nicht, wer das war. Sie gingen nach draußen und sahen eine Bande wild aussehender Bösewichter herumgestikulieren. Vor Schreck erstarrt, blieben sie mit weit aufgerissenem Mund stehen.

Als Yapukalaweng sah, dass die Hütte von zwei Alten mit schlohweißem Haar und von Wind und Wetter gegerbtem Gesicht bewohnt wurde, trat er auf sie zu und sprach voller Grausamkeit: "Ich bin der Häuptling dieser Gegend. Mein Jagdhund ist zu euch gelaufen. Gebt ihn sofort wieder heraus. Wenn nicht, gehört euer erbärmliches Leben mir!"

Als die beiden Alten hörten, dass der Häuptling vor ihnen stand, fielen sie voller Angst auf die Knie und sprachen: "Wir haben den kostbaren Hund des Woa (Verehrung ausdrückende Anrede Untergebener gegenüber Vorgesetzten) nicht gesehen. Wir bitten den Woa um Gnade."

Yapukalaweng wies auf die sich am Boden abzeichnende Spur. Voller Hohn rief er: "So! Ihr wollt also immer noch abstreiten, dass mein Jagdhund hier ist? Seht her, sind das nicht Hundespuren?"

Die beiden Alten antworteten zitternd vor Angst: "Unser Haar ist schon ganz weiß, die Zähne sind uns schon alle ausgefallen. Wie sollten wir da anderer Leute Sachen an uns bringen, ganz zu schweigen von dem Jagdhund des Woa? Sollte sich der Jagdhund hier in unserer Hütte befinden, so kann der Woa uns nach seinem Belieben bestrafen."

Yapukalaweng hörte nicht auf diese Versicherung und kommandierte seine Handlanger mit lauter Stimme: "Durchsucht alles!"

Sofort stürzten die Schergen in die Hütte. Aber die beiden Alten versperrten den Eingang des hinteren Zimmers. Auf keinen Fall wollten sie dort jemanden eintreten lassen. Nachdem die Gehilfen sämtliche anderen Räume durchsucht hatten, meldeten sie dem Häuptling, dass dort noch ein Zimmer sei, in das die beiden Alten sie nicht eintreten lassen wollten. Als dies der Häuptling hörte, wurde er wild vor Wut, trat ins Haus und herrschte das alte Paar an: "Ihr Alten, warum versperrt ihr dieses Zimmer und wollt niemanden hinein lassen?"

Wieder fielen die Alten auf die Knie und flehten: "Woa, Euer kostbarer Jagdhund ist bestimmt nicht in unserer Hütte. Dort drinnen sind nur ein paar alte wertlose Dinge aufgestapelt. Wir bitten Euch, um alles in der Welt, geht nicht dort hinein!"

Mit einem schrecklichen Grinsen auf den Lippen sprach der Häuptling: ?Ihr alten Tattergreise, da ihr uns nicht eintreten lassen wollt, habt ihr den Hund bestimmt dort drinnen versteckt! Findet er sich dort, gehört euer Leben mir! Ich werde euch das Herz herausreißen!"

Den beiden Alten blieb keine andere Wahl, sie mussten den Eingang freigeben. Mit einem Fußtritt öffnete Yapukalaweng die Tür und stürzte ins Zimmer. Drinnen im Zimmer war es sehr dunkel, so dass er zuerst gar nichts erkennen konnte. Ein Augenblick verging, dann hatten sich seine Augen an die Finsternis gewöhnt, und er begann alle Winkel des Raumes zu durchsuchen. Er entdeckte, dass dies die Küche war, wo sich Töpfe, Schöpfkellen, Schalen und Becher stapelten, wie es die Alten gesagt hatten. Er war überzeugt, dass der Hund in dieser Küche sein müsse. Noch einmal suchte er das Zimmer mit seinen stechenden Augen ab. Plötzlich entdeckte er in einer dunklen Ecke einen Stapel Feuerholz. Neben dem Stapel bewegte sich etwas und zitterte leise. Voller Freude trat er näher, denn er glaubte seinen Hund vor sich zu haben. Doch als er hinschaute, sah er dort ein Mädchen kauern. Dieses Mädchen war die einzige Tochter der Alten, sie hieß Dueshumeng. Als sie den Lärm vor der Tür gehört hatte, hatte sie sich an diesem Ort versteckt. Yapukalaweng streckte die Arme aus, um sie zu ergreifen. Sie schrie auf vor Angst, entwand sich dem Griff des Häuptlings und floh in die Mitte des Zimmers. Ein Lichtstrahl fiel auf ihr wunderhübsches Gesicht. Der Häuptling war sprachlos vor Erstaunen. Noch niemals hatte er solch ein hübsches Mädchen gesehen. Er konnte seine Augen nicht von ihr lassen und starrte sie fortwährend an. Doch sie hatte in ihrem Leben noch niemals solch böse funkelnde Augen gesehen. Voller Angst wandt sie ihren Kopf ab und rannte zur Tür, um davonzulaufen. Yapukalaweng verfolgte sie und befahl seinen Handlangern, sie zu ergreifen. Zu den beiden Alten rief er: "Ich werde euch am Leben lassen. Mein Jagdhund hat sich in eure Tochter verwandelt. Ich werde sie mitnehmen."

Als die Alten dies hörten, verloren sie vor Angst fast den Verstand und flehten den Häuptling an: "Woa, seitdem wir auf der Welt sind, sind wir Ihre Sklaven. Jetzt sehen unsere Augen nicht mehr klar und unsere Ohren sind fast taub. Wir haben nur dieses Mädchen, um auf unsere alten Tage zu überleben. Wenn Ihr sie mitnehmt, werden wir zwei Hungers sterben."

Der Häuptling lachte ungestüm: "Wenn ihr mir eure Tochter gebt, wie solltet ihr da verhungern?"

Mit Tränen in der Stimme sagten die beiden Alten: "Woa, das Mädchen ist wie unser eigenes Leben. Wir stehen schon halb im Grabe und haben nur diese einzige Tochter. Sie darf uns nicht verlassen!"

Yapukalaweng rief wütend: "Ihr wisst wirklich den Gefallen nicht zu würdigen, den ich euch tue. Durch die Liebe zu eurer Tochter bezeuge ich euch Hochachtung! Nicht nur eure Tochter, auch ihr selbst werdet zu meinem Gesinde gehören. Ich will sie haben. Wagt ihr es, euch meinem Befehl zu widersetzen?" Mit diesen Worten gab er den Schergen den Befehl: "Los, aufbrechen!"

Die Schergen schleppten das Mädchen davon. Sie sträubte sich verzweifelt und schrie: "Vater! Mutter!. .."

Als der alte Vater die unglücklichen Schreie seiner Tochter hörte, wurde er rasend. Ohne auf irgendetwas Rücksicht zu nehmen, rannte er hinterher und hielt den Häuptling am Rock fest. Mit tränenerstickter Stimme stieß er die Worte hervor: "Oh, Woa, das dürft Ihr nicht. .. " Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als der Häuptling ihn mit einem Fußtritt zu Boden stieß. Laut schreiend kam die alte Mutter herbeigerannt und warf sich auf den Körper des Alten. Die Tränen liefen ihr in Strömen über die Wangen und fielen auf das von Wind und Wetter gegerbte Gesicht des Vaters. Wie laut die alte Mutter auch schrie und klagte, der Alte schlug seine Augen nicht wieder auf.

Je weiter sich der Häuptling und seine Gehilfen auf dem Weg entfernten, um so leiser wurde das Wehklagen der alten Mutter. Am Berghang erhob sich ein wilder Sturm. Die Bäume wogten hin und her. Unzählige Blätter fielen taumelnd zu Boden und bedeckten die beiden reglosen Körper am Boden.

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