Der Wolf hatte seit langem die Schweine, Schafe, Hühner und Enten des Bauern im Auge. Aber der Hund hielt stets Wache am Tor. Was tun? Der Wolf ging zum Fuchs und bat ihn um Rat. Er versicherte dem Fuchs, dass er die ganze Beute mit ihm teilen würde. Der Fuchs war sofort damit einverstanden, denn es gelüstete ihn sehr nach Fleisch!
Es war in einer dunklen Nacht. Der Hund bewachte das Haus, während die Menschen schliefen. Der Fuchs schlüpfte mit einem Knochen im Maul durchs Gitter und näherte sich dem Hund. Der witterte den Fuchs, spitzte die Ohren und wollte gerade zum Sprung ansetzen - da legte der Fuchs den Knochen auf den Boden und sagte mit sanfter Stimme:
"Bruder Hund! Mach bitte keinen Lärm, ich bin es, der Fuchs, der dich aufs Höchste verehrt! Die Menschen haben über deine Heldentaten und deine Tapferkeit Gedichte gemacht, die von Mund zu Mund gehen. Dein Name ist ein leuchtendes Banner! Leider haben wir uns bislang nicht kennengelernt. Heute bin ich nun hierher gekommen, um dir einen Besuch abzustatten. Diesen Knochen habe ich dir als kleine Aufmerksamkeit mitgebracht. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich dich um deine Freundschaft bitte - habe ich einen Helden wie dich zum Freund, so wird selbst der Löwe sich vor mir verbeugen!"
Diese Worte schmeichelten dem Hund sehr und machten ihn ein wenig eingebildet. Und der Geruch des Knochens ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen! Er vergaß völlig, was er eigentlich zu tun hatte. Nachdem er dem Fuchs ein paar höfliche Worte gesagt hatte, schnappte er greinig nach dem Knochen und kaute daran herum. Da flüsterte ihm der Fuchs zu:
"Werter Freund! Wenn dein Herr dein geräuschvolles Kauen hört, gibt es Ärger! Wir verziehen uns besser in die Büsche. Dort habe ich für dich auch noch einige Knochen!"
Während Fuchs und Hund unter Scherzen und Lachen Knochen im Gebüsch knabberten, schleppte der Wolf ein fettes Schaf aus dem Stall.
Am nächsten Abend drohte der Fuchs dem Hund:
"Dummkopf! Von jetzt an musst du mit mir gemeinsame Sache machen, kapiert? Wir dürfen nach Belieben Schweine, Schafe, Hühner und Enten aus dem Stall wegschleppen und du musst Wache stehen. Andernfalls würden wir bei deinem Herrn Anklage gegen dich erheben, und dein Herr würde dich nicht verschonen! Wenn du jedoch unseren Forderungen nachkommst, werden wir dich nicht vergessen, wenn wir was zu fressen kriegen!"
So wurde der Hund in die Räuberei mit hineingezogen. Aber wenig später entdeckte der Hausherr das schmutzige Geschäft, und der Hund erhielt die Strafe, die ihm gebührte.
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