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Der Ringkämpfer von Balin
   2005-10-12 16:38:18    cri
Vor vielen Jahren lebte im Banner (Mongolische Bezeichnung für Kreis) Balin eine alte Melkerin. Sie hatte nur einen Sohn, der von klein auf den Ringkampf liebte. Deshalb nähte sie ihm einen Sack aus Kalbleder, mit dem er beim Schafehüten spielen konnte.

Wenn das Kind auf der Weide war, rang es mit dem Sack, der mit Sand gefüllt war. Wie ein Augenblick vergingen die Jahre, und das Kind war erwachsen geworden.

Nun war die Zeit gekommen, dass der Kalbledersack dem jungen Mann nicht mehr genügte. Er nähte sich einen neuen großen Sack aus Rindsleder und füllte auch ihn mit Sand. Jedes Mal, wenn er die Schafe hütete, nahm er ihn mit auf die Weide und rang mit ihm. Tag um Tag nahmen seine Kräfte zu, und bald konnte er mühelos den mit Sand gefüllten Sack über den Kopf heben und ihn weit werfen. Er konnte aber auch im Laufen den stehenden Sack mit einem Fuß umstoßen. Er freute sich jedes Mal sehr, wenn ihm das gelang.

Als die Zeit des Aobao-Festes (Das Aobao-Fest ist ein Opferfest, das mit Ringkämpfen, Pferderennen und Wettschießen gefeiert wird.) herankam, das jährlich einmal im Banner stattfand, wollte der Sohn ebenfalls daran teilnehmen. Er bat seine Mutter dazu um Erlaubnis, und die Mutter holte wiederum beim Gebieter die Genehmigung ein. Schließlich stimmte der Gebieter von Balin zu, dass der Sohn der alten Melkerin in die Ringkampfgruppe der Hirten aufgenommen wurde. Zugleich gab er ihm einen schäbigen alten Brustpanzer aus Leder und ein Paar zerschlissene Stiefel als Geschenk, und damit war der Sohn der alten Melkerin in die Reihe der Erwachsenen getreten.

Der Sohn der alten Melkerin nahm am Aobao-Fest teil, besiegte alle Ringkämpfer und gewann den ersten Preis. Um sich selbst mit Ruhm zu schmücken, stellte der Gebieter von Balin den Anwesenden den jungen Mann mit den Worten vor: "Das ist mein Schafhirt!" Von diesem Tag an, brauchte er auf Befehl seines Herrn keine Schafe mehr zu hüten und wurde ein profesioneller Ringkämpfer.

Von da ab kam der Sohn der alten Melkerin drei Jahre hintereinander am Aobao-Fest auf den ersten Platz. Sein Name wurde in den näheren und weiteren Bannern bekannt, und alle nannten ihn den "Ringkämpfer von Balin".

In einem Jahr feierte der Gebieter des Banners Ujimqin seinen fünfzigsten Geburtstag, und die Gebieter aller Banner erhielten Einladungen, daran teilzunehmen. Der Gebieter von Balin hatte zum Geburtstag des Gebieters von Ujimqin viele Geschenke vorbereitet. Außerdem wollte er bei der Geburtstagsfeier die Stärke des Banners Balin demonstrieren. Er ließ seinen Ringkämpfer zu sich kommen und schärfte ihm ein:

"Ich befehle dir, zusammen mit meiner Delegation an der Geburtstagsfeier des Gebieters von Ujimqin teilzunehmen. Du musst im Ringkampf den ersten Preis erringen, sonst breche ich dir das Genick!" Dann gab er seinem Ringkämpfer einen Zügel und einen Halfter. Das bedeutete, dass er unbedingt ein Pferd zurückbringen musste, denn als erster Preis wurde dem Meister im Ringen ein gutes Pferd zuteil.

Der Ringkämpfer von Balin war sich dessen bewusst, dass ihn sein Gebieter bei einer Niederlage köpfen würde. Bedrückt ging er vom Hof des Gebieters nach Hause. Er bat seine Mutter um ihren Segen, und dann nahmen Mutter und Sohn bekümmert voneinander Abschied. Der Ringkämpfer von Balin verließ mit den Beamten der Delegation seines Gebieters, die dem Gebieter von Ujimqin Geschenke bringen sollten, die Heimat und traf wenig später in Ujimqin ein.

Dort stattete der Ringkämpfer von Balin sofort zusammen mit den Beamten der Delegation dem Gebieter von Ujimqin in seiner Residenz einen Besuch ab. An diesem Tag gab dieser gerade ein festliches Bankett für die Beamten der Delegationen, die von den Gebietern der verschiedenen Banner zur Geburtstagsfeier entsandt worden waren und Geschenke mitgebracht hatten. Nachdem der Gebieter von Ujimqin alle Gäste empfangen hatte, wandte er sich dem Ringkämpfer von Balin zu und fragte:

"Oh! Du bist also der berühmte Ringkämpfer von Balin?"

Der Ringkämpfer von Balin berührte mit der Stirn den Boden und antwortete: "Ja, großer Gebieter!"

Der Gebieter von Ujimqin fragte weiter: "Hat dir dein Herr vor deiner Abreise etwas eingeschärft?"

"Möge dem Gebieter unendliches Glück beschieden sein!" sagte der Ringkämpfer von Balin. "Mein Herr hat mir befohlen, nur mit dem ersten Preis im Ringkampf zurückzukehren."

Der Gebieter von Ujimqin fragte weiter: "Und wie denkst du darüber?"

Der Ringkämpfer von Balin sagte ohne zu zögern: "Ich möchte natürlich auf dem Pferd reiten, das der große Gebieter als Preis ausgesetzt hat."

Der Gebieter von Ujimqin war wütend über diese Antwort; er dachte bei sich: "Dieser arme Bursche wagt es doch tatsächlich, mich, den Gebieter von Ujimqin, zum Narren zu halten!" Um die Kraft des Ringkämpfers von Balin zu prüfen, warf ihm der Gebieter die Rükkenwirbel eines Rindes zu, das auf der Festtafel lag, und befahl ihm, das Mark daraus zu essen. Der Ringkämpfer von Balin nahm den Knochen und dankte dem Gebieter mit einem Kotau. Als er den Knochen brechen wollte, fingen die Leute des Gebieters an zu lachen und sagten höhnisch:

"Pfui! Brauchst du etwa ein Messer oder ein Beil?"

Gleichmütig sagte der Ringkämpfer von Balin: "Was ist das schon! Ich brauche kein Messer, und ich brauche auch kein Beil." Dann brach er den großen Knochen mit nur sechs Fingern mitten durch. Der Gebieter von Ujimqin war sehr erstaunt darüber, aber auf diese Weise hatte er die Stärke des Ringkämpfers von Balin in Erfahrung gebracht.

Um zu verhindern, dass der Ringkämpfer von Balin den ersten Preis erringt, ließ der Gebieter von Ujimqin den Wettbewerb um einen Monat verschieben. Er sandte seine Leute in alle Himmelsrichtungen, um nach bekannten Ringkämpfern zu suchen. Nachdem sich 1140 Ringkämpfer versammelt hatten, erklärte der Gebieter von Ujimqin das Fest für eröffnet.

Nun begann der Wettkampf. Wie Sturm und Feuer besiegte der Ringkämpfer von Balin viele Gegner. Als der Gebieter sah, dass die Lage für ihn nicht rosig war, befahl er sofort, den paarweisen Wettkampf abzubrechen. Alle Ringkämpfer sollten einer nach dem anderen mit dem Ringkämpfer von Balin kämpfen, mit den Hintergedanken, ihn dadurch zu ermüden. Diese List des Gebieters lief natürlich den Regeln des Wettkampfes zuwider. Viele waren damit nicht einvestanden, aber trotz ihres Zorns wagten sie nichts zu sagen.

Der Gebieter von Ujimqin versuchte mit allen Mitteln, dem Ringkämpfer von Balin eine Niederlage beizubringen, doch keiner der vielen Ringkämpfer konnte den Ringkämpfer von Balin besiegen.

In den ersten Tagen konnte der Ringkämpfer von Balin seine Gegner schon zu Fall bringen, ohne dass sich seine Füße vom Boden bewegten, aber später wurden seine Gegner immer stärker, und so dauerte jeder Kampf auch immer länger. Zum Schluss blieb ihm nur noch ein Gegner übrig - der berühmte Ringkämpfer des Gebieters von Ujimqin, der einen goldenen Brustpanzer trug. Der Kampf zwischen den beiden starken Ringern dauerte drei Tage, bis ihre Stiefel und Brustpanzer zerfetzt waren; doch der Kampf blieb unentschieden. Der Ringkämpfer des Gebieters von Ujimqin suchte nach einer Gelegenheit, da der Ringkämpfer von Balin unachtsam war, um ihn zu Fall zu bringen. Aber die Füße des Gegners standen so fest, als hätten sie im Boden Wurzeln geschlagen, und rührten sich nicht. Schließlich nahm der Ringkämpfer von Balin seine ganze Kraft zusammen, stemmte den Ringkämpfer mit dem goldenen Brustpanzer mit beiden Händen in die Höhe und warf ihn zu Boden.

Der Gebieter von Ujimqin konnte nicht umhin, dem Ringkämpfer von Balin als ersten Preis das Pferd zu verleihen. Außerdem schenkte er ihm mit Hintergedanken einen eisernen Karren voll Goldstücken. Er sagte zu ihm:

"Fünfzehn Kilometer von hier habe ich in einem Stall einen roten Stier. Schieb den Karren mit den Goldstücken, die ich dir geschenkt habe, dorthin, spanne den roten Stier vor den Karren und bring ihn dann zurück. Wenn du den Karren mit dem Gold nicht zum Stall mit dem roten Stier bringst, lasse ich dich sofort enthaupten, weil du meinen Befehl nicht ausgeführt hast."

Der Ringkämpfer von Balin machte vor dem Gebieter einen Kotau und schieb dann den Karren mit dem Gold schweren Schritts zu dem vom Gebieter bestimmten Ort.

Als er sich dem Stall näherte und einen Blick hineinwarf, sah er tatsächlich im großen Stall einen roten Stier stehen, der drei- oder viermal so stark war wie ein gewöhnlicher Stier. Die Augen des Stiers waren so rot wie Feuer, seine Hörner waren von Menschenblut befleckt. Er wartete gerade auf einen Menschen, um ihn zu fressen. Er schnaubte wütend und lief ungeduldig im Stall hin und her.

Da dachte der Ringkämpfer von Balin bei sich: Wenn ich mit einer Niederlage nach Hause zurückkehre, wird mich der Gebieter von Balin köpfen. Ich habe zwar im Ringkampf gesiegt, aber der Gebieter von Ujimqin stellt mir jetzt eine Falle. Egal wie, ich bin dem Tod ausgeliefert, den die grausamen Herrscher für mich vorbereitet haben...Er dachte weiter: wenn ich diese übergroße Schwierigkeit überwinden könnte, wäre das vielleicht meine Rettung. Er fasst also Mut, öffnete die Tür des Stalls und ging hinein.

Der Stier war daran gewöhnt, Menschenfleisch zu fressen. Als er sah, dass ein Mensch in den Stall kam, zog er sich zurück, senkte den Kopf, stützte sich auf alle viere, um dann plötzlich vorwärts zu stürmen. Der Ringkämpfer von Balin wich dem Stier sofort zur Seite aus und ging zugleich nach vorn. Er fasste den Stier beim Schwanz und zog ihn mit aller Gewalt daran zurück. Der rote Stier versuchte mit seiner ganzen Kraft, sich loszureißen. Und so ging der Kampf fort: der eine zog, der andere versuchte sich zu befreien. Während der Ringkämpfer von Balin am. Schwanz des Stiers zog und zog, kam ihm eine Idee: Er ließ den Schwanz des Stiers plötzlich los, so dass der Stier schwer 2u Boden stürzte, weil er mit aller Gewalt losreißen wollte. Der Ringer von Balin sprang in diesem Augenblick auf den Rücken des Stiers, brach ihm ein Hörn ab und schlug damit drauf los, bis der wilde Stier gezähmt war. Erst dann hielt er inne.

Nachdem der Ringkämpfer von Balin den roten Stier gezähmt hatte, spannte er ihn vor den Karren und machte sich auf den Weg in seine Heimat.

Der grausame Gebieter von Ujimqin wollte natürlich solch einen tüchtigen Mann nicht auf diese Weise ziehen lassen! Deshalb ließ er zwei brünstige Kamele frei, die den Ringkämpfer von Balin verfolgen sollten.

Die beiden brünstigen Kamele hießen "Wildbach" und "Schlange". "Wildbach" konnte, ohne nach rechts und links zu schauen, mit gehobenem Kopf vorwärtsstürmen. "Schlange" konnte, ohne nach rechts und links zu schauen, mit gesenktem Kopf vorwärtsstürmen und alles fressen, auf das er stieß.

Als der Ringkämpfer von Balin nun voller Freude den roten Stier lenkte und daran dachte, dass er bald seine Mutter Wiedersehen würde, da sah er plötzlich zwei brünstige Kamele laut brüllend von hinten auf ihn zustürzen. Er sprang sofort vom Karren ab, nahm einen eisernen Stock herunter, stellte sich an den Straßenrand und bereitete sich darauf vor, mit den Gegnern zu kämpfen. In diesem Augenblick stürzte "Wildbach" mit gehobenem Kopf auf ihn zu. Der Ringkämpfer von Balin wich sofort zur Seite aus, ging dann nach vorn und brach dem Kamel vorn das Rückgrat, dann schlug er dem Kamel "Schlange", das mit gesenktem Kopf herangestürmt kam, aufs Maul. Die beiden brünstigen Kamele stürzten zu Boden und krepierten.

Der Ringkämpfer von Balin setzte seinen Weg weiter fort. Er glaubte schon, dem Tigerrachen entronnen zu sein und ruhig in die Heimat zurückkehren zu können! Aber wer konnte wissen, dass der Gebieter von Ujimqin eine Truppe von hundert Mann mit Feuergewehren ausgeschickt hatte, die sich an der Grenze zwischen Ujimqin und Balin versteckt hielten. Als der Ringkämpfer von Balin in der Nacht über die Grenze gehen wollte, wurde er von den Handlangern des Gebieters von Ujimqin getötet.

Der Gebieter von Balin nahm die Nachricht, dass sein Ringkämpfer getötet worden war, mit Gelassenheit entgegen. Seiner Ansicht nach lohnte es sich nicht, wegen eines einfachen Hirten mit dem Gebieter von Ujimqin einen Streit zu beginnen. So kehrte er heimlich die ganze Angelegenheit unter den Teppich.

Die Menschen jedoch vergassen niemals den Namen "Ringkämpfer von Balin". Die Hirten gedenken seiner von Generation zu Generation, und auch heute noch erzählt man in der Steppe die Geschichte dieses Helden.

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