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Der Zauberpinsel (1)
   2005-10-12 16:37:58    cri
Es war einmal ein Junge namens Ma Liang, der für sein Leben gern malen lernen wollte. Nun war er aber früh verwaist und musste sich selbst sein Brot verdienen. Tagaus, tagein sammelte er Reisig im Wald oder schnitt Gras und blieb doch so arm dabei, dass ein Pinsel eine unerschwingliche Kostbarkeit für ihn bedeutete.

Als er eines Tages an der Schule vorbeikam, traf es sich, dass der Lehrer seinen Zöglingen gerade Unterricht im Malen erteilte. Mit leuchtenden Augen sah er durch die offene Türe, wie sich die bunten Farben Strich für Strich zu einem Bild formten. Und ehe er's selbst recht wusste, war er eingetreten. "Darf ich einen Pinsel bei Euch borgen?" fragte er den Lehrer. "Die Malkunst möchte ich nämlich auch gern lernen."

"Was fällt dir eigentlich ein, du Straßenjunge!" fauchte der Lehrer gestreng und starrte ihn böse an. "Ein Habenichts wie du und will malen lernen!" Und auf der Stelle jagte er ihn davon.

So! Dachte sich Ma Liang, soll uns Armeleutekindern nun auch noch das Malen verboten sein? Nein! Nun erst recht! - Und wenn er im Walde Holz sammelte, beobachtete er fortan aufmerksam Gestalt und Flug der Vögel und ritzte mit einem Zweig ihr Abbild in den Waldboden; und schnitt er Schilf am Fluss, betrachtete er die Fische, die sich durchs Röhricht schlängelten, netzte den Zeigefinger im Wasser und zog mit der Fingerspitze ihre Konturen auf den flachen Ufersteinen nach; und wenn er abends heimkam, nahm er ein angekohltes Stück Holz zur Hand und zeichnete damit seinen spärlichen Hausrat, Tisch und Schemel und was er sonst noch besaß, an die Wände seiner Lehmhütte.

Tag um Tag übte er mit Fleiß und Ausdauer und machte gute Fortschritte. So täuschend ähnlich malte er die Vögel, dass man wohl hätte erwarten können, sie würden plötzlich zu zwitschern anfangen, und auch die Fische sahen so natürlich und lebendig aus, als ob sie bei der ersten Berührung ihre Flossen bewegen und davonschwimmen würden. Wonach er sich aber am meisten sehnte, das fehlte ihm noch immer: ein Pinsel.

Da geschah es, dass Ma Liang, als er sich eines Abends auf seinen Strohsack hingestreckt hatte und, ermattet von seinem Tagwerk, augenblicklich eingeschlafen war, im Traum ein Greis mit schlohweißem Bart erschien und ihm einen Pinsel überreichte. "Das ist ein magischer Pinsel", sprach der Alte. "Sei vorsichtig damit und gebrauch ihn zu gutem Zweck." Wie glitzerte und glänzte er doch, und wie schwer wog er in seiner Hand, als ihn Ma Liang in Empfang nahm! "Ach, das ist ja ein herrlicher Pinsel", rief er entzückt und sprang vor Freude von seinem Lager auf. "Habt Dank, habt Dank dafür, lieber, guter Alter ..."

Da war der freundliche Greis auf einmal verschwunden. Ma Liang schrak auf - und erwachte: Ach, dachte er betrübt, es war also nur ein Traum! Ein Traum? Ja, wieso aber war der Pinsel, von dem er geträumt hatte, der goldglänzende Pinsel, in seiner Hand gebiieben?

Und kaum hatte Ma Liang mit diesem wundersamen Pinsel ein Vögelchen gemalt, spreizte das kleine Ding auch schon seine Flügel und flatterte empor und zwitscherte und tirilierte, als ob es seinem Schöpfer ein Dankeslied singen wollte. Und auch die Fischchen, die er malte, hüpften gleich kopfüber ins Wasser und schwänzelten hin und her und führten gar lustige Freudentänze vor ihm auf. Wie glücklich war der kleine Ma Liang!

Tag für Tag zog er nun durchs Dorf und malte den armen Bauern, was ihnen gerade fehlte: Pflüge und Hacken, Öllampen und Schöpfeimer ...

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