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Das langhaarige Mädchen (1)
   2005-10-12 16:37:58    cri
Auf dem Dougao-Berg gibt es einen sehr hohen Wasserfall. Der Wasserfall gleicht einer Frau, die auf einer Klippe liegt und ihr langes, weißes Haar über die Klippe herabwallen lässt. Die Leute dort nennen ihn Weißhaar-Wasserfall. Die Geschichte des Mädchens mit dem langen, weißen Haar ist dort sehr bekannt.

Vor langer, langer Zeit gab es in der Nähe des Dougao-Bergs kein Wasser. Regenwasser wurde für das alltägliche Leben und zum Bewässern der Felder verwendet. Falls es aber nicht regnete, musste man zu einem mehr als sieben Meilen entfernten kleinen Fluss gehen, um Wasser zu holen. Wasser war hier genauso wertvoll wie Öl.

In einem Dorf der näheren Umgebung des Dougao-Bergs lebte ein Mädchen, dessen pechschwarzes Haar vom Kopf bis zu den Füssen fiel. Alle nannten sie das langhaarige Mädchen.

In der Familie des langhaarigen Mädchens lebte nur noch eine gelähmte Mutter, die ans Bett gefesselt war. Das Leben der Familie stützte sich einzig und allein auf das langhaarige Mädchen, das Schweine züchtete.

Das langhaarige Mädchen war jeden Tag von morgens bis abends sehr beschäftigt mit Wasserholen vom sieben Meilen entfernten Fluss, sowie mit dem Sammeln von Schweinefutter auf dem Dougao-Berg.

Eines Tages stieg das langhaarige Mädchen mit einem Bambuskorb auf dem Rücken auf den Dougao-Berg, um Schweinefutter zu sammeln. Nachdem sie zu einem Bergabhang gelangt war und über eine große Klippe gekrochen war, erblickte sie an einer steilen Felswand Rübenkraut. Die Blätter waren zartgrün und sehr schön anzusehen. Sie dachte sich: Wenn ich diese Rübe mit nach Hause nehme und zubereite, schmeckt sie sicher sehr fein und süß.

Mit beiden Händen zog sie mühsam eine runde, rote Rübe heraus, die die Größe einer Teeschale hatte. In der Felswand entstand ein rundes Loch, aus dem klares, reines Quellwasser herausrann. Einen Augenblick später flog die Rübe von selbst zurück in das Loch in der Steinwand. Sodann verschloss die Rübe mit einem Knall das Loch, so dass kein Wasser mehr heraus fließen konnte.

Das langhaarige Mädchen war sehr durstig und wollte Wasser trinken. Sie zog die Rübe heraus, und erneut floss Quellwasser aus der Öffnung. Mit ihrem Mund nahm sie ein paar Schluck Wasser. Das Wasser war klar, kühl und honigsüß - gleich dem Saft von Schneebirnen. Kaum hatte sie ihren Mund von der Quelle genommen, schon flog erneut die Rübe in das Felsloch. Sodann verschloss die Rübe wie zuvor mit einem Knall das Loch, so dass kein Wasser mehr herausfließen konnte.

Das langhaarige Mädchen stand auf der Bergklippe und blickte starr in die Gegend. Plötzlich kam ein großer Sturm auf, der das langhaarige Mädchen in eine Berghöhle blies.

In der Berghöhle saß auf einem Steinblock ein Mensch, dessen Körper ganz mit blonden Haaren überzogen war. Er sprach wütend und mit böser Miene zum langhaarigen Mädchen: "Du hast das Geheimnis meiner Bergquelle entdeckt. Du darfst es aber niemandem mitteilen. Falls du es anderen verrätst, kommen sie auch hierher, um Wasser zu holen. Dann werde ich dich töten. Ich bin der Berggeist, merk dir das!"

Ein Windstoß fegte das langhaarige Mädchen an den Fuß des Berges.

Das langhaarige Mädchen kehrte niedergeschlagen und traurig nach Hause zurück. Sie wagte nicht, die Quellwassergeschichte ihrer Mutter und schon gar nicht den übrigen Dorfbewohnern zu erzählen.

Sie sah, wie die Erde der Felder völlig ausgedörrt und ausgetrocknet dalag. Alle aus dem Dorf trugen täglich atemlos und schweißüberströmt Wasser vom sieben Meilen entfernten kleinen Fluss heran. Sie wollte den Dorfbewohnern mitteilen, dass es auf dem Dougao-Berg eine Quelle gibt. Wenn man die Rübe herausziehen, die Rübe zerhacken und die Öffnung aufbrechen würde, könnte das Quellwasser rauschend herabstürzen. Aber wenn sie an jenen blonden, bösen Menschen dachte, brachte sie kein Wort über die Lippen.

Sie war sehr betrübt. Sie konnte nichts mehr essen, schlief nicht und glich einer stummen Närrin. Ihre Augen waren nicht mehr wasserklar, sondern trüb und finster. Ihr Antlitz war nicht mehr rosig, sondern leichenblass. Ihr Haar war ergraut und nicht mehr pechschwarz wie früher.

Ihre Mutter ergriff die abgemagerte Hand des langhaarigen Mädchens und sprach: "Kind, bist du krank?" Das langhaarige Mädchen kniff ihre Lippen zusammen und brachte kein Wort mehr hervor.

So verging ein Tag nach dem anderen. Ein Monat nach dem anderen verstrich. Das Haar des langhaarigen Mädchens wurde schneeweiß. Sie hatte weder Lust ihr Haar zu kämmen noch zu richten, und ließ ihr langes Haar aufgelöst über ihren Körper herabfallen.

"Oh, wie merkwürdig! So ein junges Mädchen und schon völlig schneeweißes Haar!" Alle tuschelten heimlich darüber.

Das langhaarige Mädchen lehnte starr an der Tür und blickte auf die Leute, die kamen und gingen. Sie murmelte: "Oben auf dem Dougao-Berggibt es ..." Nachdem sie dies gesagt hatte, biss sie kräftig ihre Lippen zusammen, so dass sie zu bluten begannen.

Eines Tages, als das Mädchen an der Tür lehnte, sah sie einen alten Mann mit weißem Bart vom sieben Meilen entfernten kleinen Fluss zwei Eimer Wasser an einer Bambusstange herbeischleppen. Mit zitternden Füssen kam er näher. Unachtsam stieß er gegen einen Stein und fiel zu Boden. Das Wasser floss aus, und die Wassereimer gingen entzwei. Die Beine des Alten waren verletzt, und frisches Blut schoss aus den Wunden.

Das langhaarige Mädchen stürzte zu dem Alten und half ihm auf. Sie riss von ihrer Kleidung ein Stück Stoff und verband die Wunden des Alten. Sie hörte den Alten vor Schmerzen wimmern. Sie sah die geschlossenen Augen des Alten. Sein ganzes Gesicht zuckte.

Das langhaarige Mädchen sprach zu sich selbst: "Langhaariges Mädchen, du fürchtest dich zu sterben. Da du Angst vor dem Tod hast, sind die ganzen Felder ausgedörrt. Da du Angst vor dem Tod hast, sind die ganzen Feldfrüchte vertrocknet. Da du Angst vor dem Tod hast, müssen die Dorfbewohner so hart arbeiten. Da du Angst vor dem Tod hast, hat sich das alte Väterchen beim Wasserholen die Beine gebrochen. Du, du, du ..."

Sie konnte sich nicht mehr halten und sprach plötzlich laut zu dem alten Mann: "Altes Väterchen, auf dem Dougao-Berg gibt es eine Quelle. Wenn man die Rübe herauszieht, sie zerhackt und die Öffnung aufmeißelt, kann das Quellwasser rauschend hervorstürzen. Es ist wahr! Ich habe es mit eigenen Augen gesehen."

Sie wartete nicht auf die Antwort des Alten, sondern stand auf, öffnete ihr weißes, langes Haar und schrie laut durch das ganze Dorf: "Auf dem Dougao-Berg gibt es eine Quelle. Geht schnell dorthin!" Sodann erzählte sie den Dorfbewohnern, wie sie die Quelle fand, sprach aber nicht von den Worten des Berggeistes.

Da die Dorfbewohner von Haus aus wussten, dass das langhaarige Mädchen ein gutherziges Kind war, glaubten sie ihren Worten. Manche nahmen Küchenmesser, manche Meißel mit und stiegen zusammen mit dem langhaarigen Mädchen auf den Dougao-Berg. Sie überquerten die große Klippe. Das langhaarige Mädchen zog mit beiden Händen die Rübe aus der Steinwand, warf sie auf einen Stein und schrie: "Zerhackt schnell diese Rübe! Zerhackt sie schnell!"

Die rote Rübe wurde von einigen mit Küchenmessern in kleine Stücke zerschnitten. Das Quellwasser sprudelte rauschend aus der Steinöffnung hervor. Da aber die Steinöffnung nur so groß wie eine Teeschale war, sprudelte nur wenig Quellwasser heraus.

Das langhaarige Mädchen sprach erneut: "Nehmt die Meißel und schlagt kräftig zu! Brecht das Felsloch auf, meißelt schnell! Meißelt schnell!" Sie meißelten und meißelten, und bereits nach kurzer Zeit war die Öffnung so groß wie eine Reisschüssel, kurz darauf so groß wie ein Wassereimer und wiederum einen Augenblick später so groß wie ein Wasserfass.

Das Quellwasser plätscherte rauschend den Berg herab. Die Dorfbewohner fingen vor Freude an zu lachen.

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