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Gumiya (1)
   2005-10-12 16:37:58    cri
Vor sehr langer Zeit gab es keinen Himmel, keine Erde, keine Gräser, keine Bäume und keine Menschen. Das All bestand nur aus schwarzen schwebenden Wolken und Nebel. Der Titan Gumiya und seine zwölf Rinder entschlossen sich, den Himmel von der Erde zu trennen und die Welt zu erschaffen. Auf der Suche nach geeigneten Stoffen zum Bau von Himmel und Erde durchstreiften sie alle Winkel des unendlichen Raumes.

Damals gab es ein riesiges Nashorn, das mit Wolken und Nebel befreundet war und ungehindert die freie Luft durchwanderte.

Gumiya erlegte das Nashorn. Er zog dem Nashorn das Fell ab, spannte es aus und machte daraus den Himmel. Aus schönen Wolken schuf er Kleider für den Himmel. Dann grub er dem Nashorn die beiden Augen aus, machte daraus zwei Sterne und ließ sie am Himmel leuchten. Aus dem Nashornfleisch formte er die Erde, aus den Nashornknochen wurden die Steine, aus dem Nashornblut das Wasser und aus den Nashornhaaren unterschiedliche Arten von Blumen, Gräsern, Bäumen und Pflanzen gemacht. Am Ende formte er aus der Gehirnmasse des Nashorns die Menschen, aus dem Knochenmark Vögel, Insekten, Vieh und Fische.

Der Himmel aber hing ohne Stütze in der Luft, was würde man tun, wenn er herabfiel? Die Erde schwebte ohne Träger zwischen den Lüften, was sollte werden, wenn sie umstürzte? Der kluge Gumiya ersann einen Ausweg: Er formte mit seinen Kindern aus den Beinen des Nashorns vier große Säulen, stellte sie an den vier Ecken der Erde auf und stützte den Himmel darauf. Dann fingen sie eine Riesenschildkröte und ließen sie die Erde tragen. Die Riesenschildkröte war nur ungern zu dieser Arbeit bereit und versuchte immer wieder, davon zu laufen. Gumiya stellte deshalb seinen treuesten goldenen Hahn als Wächter auf. Wenn die Riesenschildkröte sich bewegte, pickte der goldene Hahn in ihre Augen. Manchmal aber war der Hahn zu müde und schloss die Augen. Sogleich regte sich die Riesenschildkröte, dann gab es ein Erdbeben. Man musste Reiskörner ausstreuen, um den goldenen Hahn zu wecken.

Der Himmel und die Erde waren somit befestigt. Am Himmel gab es schöne Wolken, das Paar heller Sterne leuchtete, die Menschen auf der Erde arbeiteten und waren fröhlich. Die kleinen Vögel flogen in der Luft, die Bienen summten unter den Blumen, die gelben Hirsche liefen auf den Berghügeln, die Fische schwammen im Wasser ... Wie lieblich der Anblick der breiten Felder war! Gumiya und seine Kinder freuten sich.

Aber es nahte das Unglück: Die neun Sonnenschwestern und die zehn Mondbrüder, die Gumiya schon lange feindlich gesinnt waren, wurden neidisch auf Gumiyas Schöpfungen und trachteten danach, sein Werk zu zerstören. Gemeinsam kamen sie zur Welt, die Gumiya und seinen Kinder erschaffen hatten, und sammelten alle ihre Hitze, sandten die glühendsten Strahlen aus und wollten alles Leben auf der Erde vernichten.

Die schönen Wolken bekamen nun eine andere Farbe, die Sterne verloren ihren Glanz, der Boden trocknete aus, so dass er Risse bekam, das Getreide, die Blumen und die Gräser verwelkten, die Steine wurden so erhitzt, dass sie verschmolzen - noch heute kann man die Fußspuren von Menschen und Rindern auf dem großen Stein auf dem Hügel Maiyinzipo (Hügel des begrabenen Silbers) sehen.

Unter den glühenden Strahlen verloren die Krabben ihre Köpfe, die Schlangen ihre Füße, die Frösche ihre Schwänze, die Zungen der Fische vertrockneten und fielen ab - deshalb haben bis heute die Krabben keine Köpfe, die Fische keine Zungen, die Schlangen keine Füße und die Frösche keine Schwänze.

Gumiya wollte ausgehen, aber es war zu heiß. Er klebte Wachs auf seinen Bambushut, aber das Wachs schmolz unter der Sonne und tropfte in seine Augen. "Wenn ich euch nicht vernichte, bin ich kein rechter Mann!" rief Gumiya vor Wut.

Gumiya fällte im Wald einen Xinima-Baum und machte aus dem Stamm einen Bogen. Er holte von den Hügeln Akajiema-Ranken und fertigte daraus die Sehne. Er fällte im Bambuswald Alimaholz und schnitzte daraus Pfeile. Die Pfeile bestrich er mit dem giftigen Wasser aus dem Drachenteich.

Als Bogen und Pfeile fertig waren, wanderte Gumiya über die Steine, die so heiß wie die Eisensteine im Hochofen waren; er durchschwamm Flüsse, deren Wasser wie abgekocht war, sein Schweiß floss wie Regen. Endlich erreichte Gumiya den höchsten Gipfel des höchsten Gebirges.

Die Sonnenschwestern und die Mondbrüder waren sehr stolz, heiße Luft mit darin lodernden Flammen gössen sie unaufhörlich über die Erde aus. Als Gumiya, Hass und Wut im Herzen, auf dem Gipfel stand, wollte er nicht einmal den Schweiß abwischen und Atem schöpfen. Er spannte den Bogen und richtete den Pfeil auf eine Sonne. Ein lauter Schrei ließ Himmel und Erde dröhnen, und die getroffene Sonne rollte den Berghang hinunter. Die acht anderen Sonnen und die zehn Monde packte der Zorn, und sie wollten Gumiya verbrennen. Aber ein zweiter Pfeil, ein dritter Pfeil ... folgten. Sieben weitere Sonnen und neun Monde wurden nacheinander von Gumiya herabgeschossen. Die Luft war voller Blut. Auf der Erde war es kühler geworden, das verwelkte Getreide, die Bäume und Gräser lebten wieder auf, die Blumen erblühten. Das Blut der Sonnen und Monde sank auf die Erde und färbte den Boden rot; es fiel auf Blätter und rötete die Blätter; es fiel auf Blumen, und die Blumen erhielten eine rote Farbe; es fiel auch auf die Füße des Silberfasans, und seine Füße färbten sich ebenfalls rot.

Am Himmel blieben nur eine Sonne und ein Mond übrig. Angst packte sie, und sie liefen davon. Gumiya war erschöpft und todmüde. Mit letzter Anstrengung richtete er den achtzehnten Pfeil auf den letzten Mond. Aber weil Gumiya wirklich keine Kraft mehr besaß und der Mond zu schnell lief, traf der Pfeil nicht sein Ziel, sondern flog dicht hinter dem Mond vorbei. Der Mond war zu Tode erschrocken, der kalte Schweiß brach ihm aus. Seitdem kann der Mond keine Wärme mehr ausstrahlen. Die letzte Sonne und der letzte Mond versteckten sich, von Furcht ergriffen, vor Gumiyas Pfeilen.

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