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Die Geschichte eines Gefolgsmannes (1)
   2005-10-12 16:37:58    cri
Vor langer Zeit lebte auf der Grassteppe ein Fürst, der seinen Adelsrang geerbt hatte. Er verfügte über unabsehbares Weideland und unermessliche Herden, hatte Hunderte von Gefolgsleuten, Knechten und sogar eine eigene Truppe. Er besaß wirklich ein unschätzbares Vermögen und große Macht. Leben und Tod seiner Untertanen hingen an seinem Wort. Unter seiner Herrschaft aber wurde das Volk gering geachtet und unterdrückt. Zu seinen Gefolgsleuten gehörte ein stattlicher junger Mann, der Ulan Bator hieß. Bator war ein meisterhafter Bogenschütze. Weder die Vögel am Himmel noch die Tiere auf der Erde konnten seinem Pfeil entfliehen. Er traf stets sein Ziel und war auf Grund seiner Treffsicherheit weit und breit bekannt.

Eines Tages kehrte er von der Jagd zurück und traf am Weg einen weißhaarigen alten Mann. Der Greis sagte zu ihm: "Ulan Bator, du bist schon erwachsen und ein tüchtiger Schütze, warum rächst du nicht deinen Vater? Der Habicht zieht in den Himmel, aber sein Schatten bleibt noch auf der Treppe. Bator, wie kannst du deine Eltern vergessen!" Ulan Bator hörte die Worte, stieg vom Pferd, warf sich vor dem alten Mann auf die Knie und bat ihn, ihm zu sagen, wer seinen Vater getötet hatte. Der Alte schüttelte den Kopf und sagte: "Du wirst Bescheid wissen, wenn es Zeit ist." Dann ging er in Richtung Westen davon. Bator sah dem alten Mann nach, bis er verschwunden war, schwang sich in den Sattel und ritt nach Hause. Kaum hatte Bator die Jurte betreten, erfasste er die Hand seiner Mutter und fragte sie: "Wie ist mein Vater gestorben?" Die Mutter war anfangs verstört, als Bator sie so erregt bestürmte. Dann beruhigte sie sich und erklärte: "Ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass dein Vater an einer Krankheit zu Tode gekommen ist. Damals warst du erst ein Jahr alt. Warum fragst du heute wieder danach? Hast du jemanden dummes Zeug reden gehört?" Bator wagte nicht, die Worte des alten Mannes zu wiederholen und verbarg die Frage in seinem Herzen.

An diesem Abend lag Bator auf seiner Matte und wälzte sich schlaflos hin und her. Plötzlich hörte er jemanden schluchzen. Er richtete sich auf und vernahm, dass die Seufzer aus der eigenen Jurte kamen. Es war seine Mutter. Er erhob sich, ging zur Schlafmatte der Mutter, ergriff die Hand der Mutter, fiel vor ihr auf die Knie und sagte: "Der Baum war zwar hoch, aber im Vergleich zu der liebevollen Fürsorge meiner Eltern ist er nur ein Zoll aus tausend Fuß. Mutter, sage mir doch, was du auf dem Herzen hast." Die Mutter weinte und sagte: "Mein Kind, du bist nun erwachsen und verständig. Was du wissen sollst, kannst du jetzt erfahren. Ich habe dich nicht betrügen wollen, aber ich fürchtete, dass dir etwas zustoßen könnte, wenn ich dir die Wahrheit sagte. Dein Vater ist nicht an einer Krankheit gestorben. Er ist vom Fürsten lebendig begraben worden, weil er Gada folgte und sich gegen den Fürsten erhob. Damals warst du ein Jahr alt. Ich floh mit dir. Acht Jahre lang sind wir als Bettler umhergezogen. Aber die Steppe und die Jurten blieben mir stets vor Augen. Wie konnte ich meine Heimat vergessen! Ich habe meinen Namen geändert und kam zurück. Ich wurde wieder Sklavin des Fürsten, täglich beschimpft und gepeitscht. Ich hoffte, dass du schnell erwachsen werden würdest." Die Mutter war in Tränen aufgelöst und konnte nicht weiter sprechen. Auch Bator traten Tränen in die Augen. Langsam stand er auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Mit den Zähnen knirschte er, mit den Augen schoss er Blitze. Er nahm den Bogen und Pfeile von der Wand, schlug sich mit der Hand gegen die Brust und sagte: "Mutter, ich gehe den Fürsten töten und meinen Vater rächen!" Die Mutter umschlang Bators Knie und flehte: "Mein Kind, du darfst nicht zu ihm gehen, du könntest umgebracht werden." Bator antwortete: "Ich habe keine Angst, ich scheue kein Opfer!" Die Mutter stand auf, umklammerte Bator fest mit den Händen und bat: "Hör auf mich, mein Kind. Die blutige Rache muss genommen werden. Aber du kannst es nicht allein machen, denn der Fürst hat viele Wächter." Mit Mühe beherrschte sich Bator, denn er wollte seiner Mutter keinen Kummer bereiten.

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