Aber das ist schon lange, lange her. Der Hase zog aus seiner Niederlage eine Lehre und wurde bescheiden. Er trainierte jeden Tag und konnte bald schnell, flink und weite Strecken laufen. Er war wirklich ein ausgezeichneter Langstreckenläufer geworden.

Der Schildkröte hingegen war ihr Zufallssieg zu Kopf gestiegen. Sie machte sich niemals Gedanken darüber, was ihre vier Beine wirklich vermochten. Natürlich übte sie auch nicht fleißig, um ihre Schnelligkeit zu steigern. Stets trug sie ihre Medaille deutlich sichtbar auf dem Rücken und prahlte überall. Eines Tages hörte sie, wie die Menschen die Flinkheit des Hasen rühmten. Die Schildkröte war fürchterlich neidisch und fasste den Entschluss, abermals in einem Wettlauf gegen den Hasen anzutreten. Sie lud alle Vögel und Tiere aus dem Wald als Zuschauer ein, damit alle Welt erfahre, dass ihr, der Schildkröte, das Lob der Menschen als schnellstes Tier gebühre.

An einem heiteren Morgen fand der Wettlauf statt. Die Schildkröte lag sofort nach dem Start im Rückstand, und der Abstand zum Hasen wurde größer und größer, bis sie ihn völlig aus den Augen verlor. Die Zuschauer machten sich Sorgen um die Schildkröte. Einige riefen ihr "schneller, schneller" zu und feuerten sie an. Aber die Schildkröte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und trottete langsam und gelassen voran. Bald schaute sie sich die Berge an, bald blieb sie stehen und verschnaufte.

Die ungeduldige Krähe war deswegen sehr beunruhigt und krächzte laut: "Schneller, schneller! Bummel doch nicht so herum!"

"Freund, keine Sorge! Weißt du, wo der Hase ist? Der liegt irgendwo und schläft! Hahaha..." Die Schildkröte vertraute felsenfest auf ihre Erfahrung und weise Voraussicht. Erhobenen Hauptes gab sie lauthals kund: "Wartet nur! Ihr werdet schon sehen, dass der Sieg der beständigen und gelassenen Schildkröte gehört!"

Aber diesmal hatte der Hase nicht geschlafen, sondern war schnurstracks bis zum Ziel gelaufen.

Plötzlich hörte die Schildkröte aus weiter Ferne großes Jubelgeschrei. Da erst kam ihr in den Sinn, dass der Hase gewonnen hatte! Nun überfiel sie heftige Reue, aber jetzt war es zu spät. Weil sie fürchtete, dass die Zuschauer sie auslachen würden, kroch sie zu einem Bächlein und schlüpfte ins Wasser. Seitdem versteckte sich die Schildkröte im dunklen Schlamm und traute sich nur in tiefer Nacht, wenn alles schlief, ans Ufer, um frische Luft zu schnappen.