Der Großkönig Löwe war äußerst hässlich, aber er glaubte, dass es nicht an ihm läge, sondern der Spiegel daran schuld sei. Er erließ einen Befehl, den besten Spiegel ausfindig zu machen.

Viele Tiere wetteiferten darum, den besten Spiegel für den Löwen herzustellen, und hofften, reichlich belohnt zu werden.

Je besser jedoch der Spiegel war, um so schärfer zeigte er die hässliche Fratze des Löwen. Der Löwe raste vor Wut und biss alle tot, die ihm einen Spiegel gebracht hatten.

Der Fuchs erkannte die Absicht des Löwen und malte ein schönes Antlitz auf einen Spiegel. Den brachte er dem Löwen als Geschenk.

Als der Löwe sich in dem Spiegel betrachtete, sah er ein wunderschönes Antlitz. Da freute er sich sehr und sagte: "Das ist der beste Spiegel!" Der Fuchs wurde reichlich belohnt.

Eine Biene verlässt das Bienenvolk

EINE eingebildete Biene beklagte sich bei dem Bienenvolk. Sie meinte, dass sie für ihre fleißige Arbeit zu wenig Honig bekommen hätte, und warf den anderen vor, ungerecht behandelt worden 2u sein. Niemand würde ihre Verdienste würdigen.

"Ich habe große mühe aufgewendet", schrie sie aufgebracht.

"Und wir? Haben wir uns nicht auch abgemüht?" erwiderten die anderen Bienen.

"Ich gehe fort! Ich bin gespannt, wie ihr zurechtkommt."

"Na gut, dann geh doch! Wir werden ja sehen, was du zuwege bringen kannst!"

Dann flog die Biene fort, um ein eignes Reich aufzubauen. Aber schon nach ein paar Tagen kehrte sie niedergeschlagen zurück und bat die anderen inständig, sie wieder in ihre Reihen aufzunehmen.

Sie flog in den Bienenstock und sah, dass die Arbeit dort während ihrer Abwesenheit sehr gut vorangekommen war. Sie seufzte:

"Gemeinsam ist man doch stärker als allein!"

Der Affe schleift ein Beil

Ein Affe fand ein Beil, aber es war sehr stumpf und konnte selbst ein Bäumchen nicht zu Fall bringen.

Der Affe ging zu einem Holzfäller und bat um Rat:

"Wie kommt es, dass dein Beil so scharf ist?"

"Ich habe es auf einem Stein geschliffen", erhielt er zur Antwort.

"Wenn man es schleift, wird es also scharf?"

"So ist es", bestätigte der Holzfäller.

Hocherfreut lief der Affe zurück. Er holte das Beil hervor und schliff es kräftig auf einem Stein. Er schliff und schliff, bis die Schneide so stumpf wie der Messerrücken war. Dann wollte der Affe damit einen Baum fällen, war aber wenig erfolgreich, wie sich denken lässt.

"Ach, nun habe ich von den Erfahrungen anderer gelernt, aber das nutzt auch nichts. Wenn Erfahrungen überhaupt noch etwas wert sind, dann war bestimmt das Beil schuld" war die Schlussfolgerung des Affen.